Macht und Rebel
Nasenspitze zwischen die Finger und schüttelt sie großväterlich:
»Das ist doch ein süßes Näschen, wirklich, meine kleine Süße … hehehe«, worauf Jr. erstickt antwortet:
»Finger weg, Fickgesicht!«
»Wä hä hä«, lacht Ruth, »das ist ja ein richtiger kleiner Hitzkopf, ja, hähä…« Seine Frau schiebt sich neben ihm in die Tür:
»Oh, Thomas, ärger nicht die kleinen Mädchen, komm …«
Janine, Thomas' Gattin, würde wahrscheinlich ganz anders klingen, wüsste sie denn von seiner NOTORISCHEN Untreue. Von wegen kleine Mädchen ärgern. Aber sie ahnt nichts. Vor allem wohl, weil Thomas Ruth ein SEHR begabter Lügner ist. Ein Meister in Lug und Trug. Der König von List und Verstellung. Der Fürst von Verrat und doppeltem Spiel. Mit anderen Worten: der PERFEKTE PARTNER für Macht und Rebel. Janine ahnt null Komma nix. Sie lebt vergnügt in ihrer Große-Liebe-Seifenblase und weiß nichts von der bereits erwähnten Frigitte oder auch von Anna-Lisa (auch genannt Anal-Klista) oder auch Martha Zuckerman (genannt … ja, rat mal), oder auch dem so genannten CISCO-Loch (nach der Kneipe), oder auch BP-Jenny (so geheißen, weil sie Sekretärin bei British Petroleum war, ist und immer sein wird, aber auch, weil sie wohl auf ewig beim Akt Butt Plugs gebraucht hat, braucht und brauchen wird, und tja, da hat Ruth nichts gegen), oder auch Therese Cebe, genannt TCCB (The Credit Card Blower) oder das sogenannte Mussi-Hühnssen (ein dänisches Mädchen) oder auch Sun Yong (genannt Fick-Ding), und wo wir DIE gerade erwähnen: Als Rebel Ruths Wohnzimmer betritt, erlebt er eine Überraschung, denn da sitzt doch verdammt noch mal Niko, Mr Fick-Ding, sein Gymnasiumskollege in eigener Person und lächelt entgegenkommend. Niko und Thomas Ruth wissen nichts von den Investitionen des jeweils anderen in Sun Yongs Unterleib.
Nach fünf schmerzvollen Gesprächsminuten mit Niko erfährt Rebel, dass dessen Wirtschaftsstudium, unterbrochen nur durch jenen einen kleinen Kokain-Rückfall, ihm eine Stellung als Finanzverantwortlicher bei T.S.I.V.A.G. beschert hat. Er ist es, der sich um alle »Transaktionen« kümmert, die Macht und Rebel in Gang gesetzt haben. Niko scherzt, er könne Frank Leiderstams Kontonummer schon auswendig.
»Ja, aha …«, meint Rebel ohne Begeisterung und begreift das harte, unumgängliche Faktum, dass er HIER sitzt und Niko DA, ihm gegenüber, und dass Niko vom Koks losgekommen ist, jedoch nicht von der GRAUENHAFTEN Gewohnheit, sich alle fünf Sekunden an der Nase herumzufingern. Das ist zutiefst irritierend. Niko versucht verzweifelt, ein Gespräch über die gute alte Zeit in Gang zu bringen, aber Rebel ist nicht nur zutiefst desinteressiert an so was, sondern auch ein entschiedener Gegner solcher Gespräche, aber was hilft's, er sitzt in der Falle und nickt in regelmäßigen Abständen, ungefähr im selben Takt, in dem Niko sich an der Nase fummelt.
Macht spricht mit Thomas Ruth über Business und Strategie.
»Ja, wir sind jetzt mehr oder weniger so weit«, sagt Macht.
»Ja. Sieht's gut aus bislang?«, fragt Ruth.
»Ja, Rebel hat die Sache mit ein paar Einwandererfreunden vorbereitet. Parallel verfolgen Rebel und ich ein gemeinsames Projekt, an dem unter anderem die beiden Mädels und ihre Freundinnen beteiligt sind. Und all das verbinden wir elegant – wage ich mal selber so zu sagen – mit der Hauptsache, nämlich, ja … der Überschrift von dem Ganzen, also natürlich der T.S.I.V.A.G.-Kampagne«, sagt Macht.
»Ausgezeichnet, Macht. Hasse und ich freuen uns wirklich, dass unsere Absichten sich so gut verbinden lassen. Unter den Bedingungen der New Economy ist es so wichtig, dass alle Seiten zufrieden sein können und alle Mitarbeiter spüren, dass sie persönlich weiterkommen, nicht nur ihren Job machen …«, sagt Ruth.
»Jepp … da sind wir ganz einer Meinung«, sagt Macht, lächelt, nickt und denkt: »Warte nur bis nachher!«
Die Dame des Hauses, Janine, hat die beiden Mädchen in die Küche gelotst, nur um ihnen die Problemkidköpfe mit einem todöden Monolog zum Thema: »Thomas und ich passen so wahnsinnig gut zueinander« voll zu sülzen. Janine ist eine von denen, die jedes Mal, wenn sie den Mund aufmachen, einen Vortrag absondern. Diesmal geht es kurz gesagt darum, dass sie – zu ihrer Zeit – sehr hübsch war, aber über nicht besonders viel Persönlichkeit verfügte, während Thomas Ruth seinerseits unheimlich viel Persönlichkeit hatte, aber NICHT besonders gut aussah. Folglich
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