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macht weiter

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Titel: macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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und Konserven hatte sie nun die Wahl. Sie dachte nach, und dann hatte sie es: die Etiketten der Konserven! Die Pfirsichdosen hatten genau die richtige Größe.
Mrs. Pollifax öffnete den Koffer, zog die Gummihandschuhe über und nahm sorgfältig die beiden Plutonium-Dosen aus ihrem Behälter, um sie hinter den Kohlensäcken verschwinden zu lassen. Dann nahm sie zwei Pfirsichdosen vom Regal, lief zurück in den Röntgenraum, stellte die Dosen in den Ausguß und ließ warmes Wasser ein. Das Experiment glückte. Die Etiketten ließen sich nach kurzer Zeit ablösen. Nachdem sie beide Dosen blankgescheuert hatte, kehrte sie mit ihren Schätzen in den Lagerraum zurück. Bald hatte sie das Pfirsichkompott in den Behältern verstaut, die das Plutonium enthielten. Der Tausch war geglückt. Sie schloß den Koffer, warf die Gummihandschuhe weg und machte sich zum Rückzug fertig.
Die Portiersloge war nicht besetzt. Sie lief weiter. Hatte sie sich lange im Lagerraum aufgehalten? Sie sah auf die Uhr. Es konnten ungefähr fünfzehn Minuten gewesen sein... viel zu lange vielleicht, aber in ihrer Etage war noch alles still.
Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihre Zimmertür war offen. Dies bestürzte sie so, daß sie jede Vorsicht vergaß.
Das Zimmer war leer, Madame Parviz und Hafez verschwunden.
»Hafez?« flüsterte sie. »Hafez!« Sie lief auf den Balkon.
»Hafez?« Keine Antwort.
Sie lief ins Zimmer von Madame Parviz. Serafina saß unverändert auf dem Stuhl - gefesselt. Ihr haßerfüllter Blick folgte Mrs. Pollifax, die im Zimmer nebenan verschwand. Aber auch hier keine Spur, weder von Hafez, noch von Munir oder Fouad.
Sie lief zur Treppe zurück.
»Guten Morgen«, sagte Court heiter. Sie kam eben die Treppe herunter. »Sie sind heute aber früh auf den Beinen! Der Fahrstuhl ist kaputt. Haben Sie's bemerkt?«
»Ja. Haben Sie Hafez gesehen?«
»Nein. Hat er sich verlaufen?«
Mrs. Pollifax hatte keine Zeit zu verlieren. Sie rannte ins Erdgeschoß, wo ihr der Chefportier entgegenkam.
»Ich wollte eben zu Ihnen, Madame. Zwei Polizisten möchten Sie sprechen.«
»Gott sei Dank!«
»Sie sollen aufs Revier kommen. Sicher nur wegen einer Unklarheit in Ihrem Paß.«
»Wie bitte?« Sie blieb stehen. In der Halle sah sie zwei uniformierte Männer, die ihr den Rücken zudrehten. Der Anblick gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wich einen Schritt zurück. »Wo ist Robin? Wo ist Mr. Burke-Jones?« fragte sie.
Einer der beiden Polizisten drehte sich langsam um. Es war Fouad in Uniform. »Guten Morge n, Madame«, sagte er freundlich.
»Guten Morgen«, sagte Munir und ging auf sie zu.
Mrs. Pollifax drehte sich um, aber es war bereits zu spät. Sie wurde mit festem Griff zurückgehalten. »Das sind keine Polizisten!« rief sie dem Chefportier zu. »Erkennen Sie sie denn nicht? Sie gehören zu Madame Parviz, auf Zimmer 154!«
»Madame?« sagte der Chefportier erstaunt.
»Ich sagte, das sind keine Polizisten!« rief sie. »Sie haben die beiden bestimmt schon gesehen, sie sind mit Madame Parviz angekommen! Helfen Sie mir!« rief sie Court zu, die wie angewurzelt auf der Treppe stand.
Mit sanfter Gewalt schoben Fouad und Munir sie vor sich her zum Haupteingang. »Hilfe - Hilfe!« schrie Mrs. Pollifax. An der Tür drehte sie sich um und rief Court zu. »Sie sind nicht von der Polizei - holen Sie Hilfe!« Für Sekunden konnte sie sich an einer Türklinke festhalten und einen letzten, verzweifelten Blick auf Court werfen, die immer noch ratlos am Fuß der Treppe stand. Dann wurde sie von Fouad und Munir hinausgeführt auf den Vorplatz, wo zwei Wagen parkten und die Zufahrt blockierten ein schwarzer Rolls-Royce und ein roter Volkswagen.
Aus dem ersten Wagen sprang der Scheich. »Habt ihr meinen Namen erwähnt?«
»La«, sagte Fouad.
»Isri.«
Mrs. Pollifax wehrte sich aus Leibeskräften, doch Fouad und Munir zogen sie unsanft mit. Als sie am Volkswagen vorbeikamen, sah sie, daß im Fond eine Frau lag: Madame Parviz.
Mrs. Pollifax wurde jetzt zum Rolls-Royce gezerrt. Die Hände wurden ihr gebunden, dann wurde sie so brutal ins Wageninnere gestoßen, daß sie buchstäblich auf den Knien eines Mannes landete, der gefesselt im Fond saß: Robin! »Mich haben sie auch erwischt. Schweinerei...«, sagte er.

18
    Hafez tat, was Mrs. Pollifax ihm geraten hatte. Er war in ihr Zimmer gegangen und hatte sich mit seiner Großmutter eingeschlossen. Auch die Balkontür hatte er zugemacht und die Gardinen vorgezogen. Als er Schritte auf dem Flur hörte, blieb

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