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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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aufhält.« Einem kurzen Murmeln aus dem Kollegenkreis begegnete Häberle mit Neuigkeiten, die ihm gleich nach seinem Eintreffen übermittelt worden waren: »Die Umweltschutzbehörde des Landratsamts hat was Interessantes herausgefunden. Nach dem Hinweis auf die illegale Feuerstelle im Hochsträßhof von Mompach haben sie dort tatsächlich am Wochenende mal die Asche durchwühlt und einige verschmorte Plastiksachen gefunden. Aber auch noch etwas anderes, das sie uns nicht vorenthalten wollten.« Häberle verstand es auch noch nach jahrelangem Berufsleben, spannend zu erzählen: »Etwas, das wir nach Hartmanns Selbstmord in den Medien veröffentlicht haben. Erinnert ihr euch?«
    »Machs nicht so spannend, August«, kam eine Stimme aus dem Hintergrund.
    »Ein Knopf. Ein metallener Knopf, vermutlich von einer Arbeitshose«, klärte Häberle die Zuhörerschar auf. »Der gleiche, wie er auf dem Hochsitz entdeckt wurde.«
    »Und was sagt uns das?«, wollte ein Kollege wissen.
    »Ganz einfach«, erläuterte Häberle, »vielleicht hat derjenige, der auf dem Hochsitz war und dort den Knopf verloren hat, allen Grund gehabt, das komplette Kleidungsstück zu beseitigen. Es also zu verbrennen.«
    »Ach«, staunte Linkohr, »da haut’s dir ’s Blech weg.«

    Mompach empfand die tropische Hitze so drückend wie nie zuvor. Er hatte sich auf die linke Seite gelegt, um beim Öffnen der Augen nicht jedes Mal das Urlauberpaar aus Stuttgart sehen zu müssen. Er hätte die beiden zwar gerne gefragt, ob sie während seiner kurzen Abwesenheit jemanden an seinem Liegestuhl gesehen hatten. Aber dann würde zwangsläufig die Frage kommen, weshalb er dies wissen wolle. Und außerdem waren ihm die beiden offenbar in den Pool gefolgt und länger als er dort geblieben.
    Wieder durchzuckte Mompach ein finsterer Gedanke: Hatte dieses harmlos wirkende Pärchen womöglich …?
    Nein, verwarf er dieses Szenario. Dass ihm ein Liegestuhl neben ihnen zugewiesen worden war, konnte nur ein Zufall gewesen sein. Oder, so hämmerte es erneut in seinem Kopf, steckte der Hotelbedienstete, der die Handtücher ausgab, mit den beiden unter einer Decke?
    Mompach hörte auf dem sandigen Weg wieder Schritte auf sich zukommen. Er getraute sich nicht, sich zu bewegen, sondern stellte sich schlafend. Niemand würde es wagen, ihm hier in dieser belebten Hotelanlage etwas anzutun. Die Schritte entfernten sich wieder.
    Er öffnete seine Augen hinter der Sonnenbrille nur einen winzigen Spalt, um sich zu vergewissern, dass niemand auf das schmale Stück Rasen getreten war, das ihn von der bewachsenen Grundstücksgrenze trennte. Vor ihm erhob sich das auf einem mannshohen Sockel stehende Geisterhäuschen, dessen goldene Verzierung im nachmittäglichen Sonnenlicht glitzerte. Über die Bedeutung hatte er im Reiseführer nachgelesen. Demzufolge wurden sie in Thailand ›San Phra Phum‹ genannt und verdeutlichten, wie stark der Geisterglaube im Alltagsleben verankert war. In dem Häuschen wohnte der Hausgeist samt seiner Familie und schützte das Anwesen und die Bewohner, die ihm täglich Opfergaben brachten.
    Mompach beschlich der Gedanke, ob diese Geister ihm wohl gutgesinnt waren. Er spürte Rückenschmerzen, doch er wollte seine Liegeposition nicht ändern. Er versuchte zu schlafen, aber sobald die Müdigkeit über seine aufwühlenden Gedanken Herr zu werden schien, vermischten sich Realität und Träume miteinander. Das zur Flut aufbrandende Meer entwickelte sich zu Donnerschlägen, fröhliche Stimmen von nebenan verwandelten sich in bedrohliche Befehle, den Geldkoffer abzustellen und die Arme zu heben. Dann zerriss eine Salve aus einer Maschinenpistole die gespenstische Atmosphäre, die ihm sein müdes und gestresstes Gehirn vorgaukelte. Mompach zuckte zusammen, hob reflexartig seinen Oberkörper und wollte in Deckung gehen. Schüsse? Maschinenpistole? Nein, stellte er mit rasendem Puls fest. Es war nur der laut knatternde Motor eines dieser Wassermotorräder gewesen, die gelegentlich am Sandstrand vorbeifegten. Jetzt konnte er endgültig nicht mehr schlafen.
    Denn alle Versuche, sich abzulenken, blieben erfolglos. Er musste nur an eines denken: In welchen Hinterhalt würde ihn der unbekannte Erpresser heute Abend locken? Ausgerechnet bei Papa John. Wo auch dieses Stuttgarter Urlauberehepaar sein würde.

    Häberle hatte es geschafft. Staatsanwaltschaft und Amtsrichter waren nun ebenfalls davon überzeugt, dass der Tod Manuels auch etwas mit dem Verschwinden Igors und

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