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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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unruhig schlief und inständig hoffte, dass ihm nichts zustieß.
    Nie hätte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, er könnte sich selbst etwas antun. Nie. Bis sich diese Angst vor einigen Wochen wie ein grauer Schatten auf ihr Gemüt legte. Wann immer Dieter weg war und sich nicht meldete, beschlich sie dieses bittere Gefühl. Auch jetzt musste sie daran denken, wie er in den vergangenen Tagen oft stundenlang auf seinem Bürostuhl saß, dann entweder auf irgendwelche Internet-Seiten starrte und juristische Abhandlungen über sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen las oder am Monitor vorbei durchs Fenster blickte, wo er in Gedanken versunken in der schmalen Lücke zwischen zwei Häusern die Züge vorbeifahren sah.
    Sein psychischer Zustand verschlechterte sich zusehends. Doch er hatte bisher den gut gemeinten Rat, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, stets brüsk in den Wind geschlagen.
    Und jetzt fielen ihr die Worte ein, mit denen er heute Vormittag die Wohnung verlassen hatte: »Es gibt niemanden im Ort, der mehr Gründe hatte als ich, den Manuel umzubringen.«
    Franziska Kugler schloss die Augen. Es war ihr, als seien die Worte gerade erst gesprochen worden. Stimmte es wirklich, was Dieter gesagt hatte?
    Mein Gott, flehte sie zu dem großen Kruzifix, das an der Wand vor ihr hing, hilf deinem Diener. Hilf ihm noch einmal. Nur dieses eine Mal noch. Du bist ihm immer wieder zur Seite gestanden, hast ihn durch unzählige Höhen und Tiefen geführt. Jetzt, wo er dich am dringendsten braucht, darfst du ihn nicht verlassen.
    Sie blieb ein paar Minuten still in sich gekehrt sitzen – und wusste plötzlich, was zu tun war. Sie griff erneut zum Telefon.

    Mompach war auf direktem Weg zum Hotel zurückgegangen. Das Schreiben des Erpressers hatte er in die Hosentasche gesteckt, sich unterwegs mehrfach prüfend umgesehen und an der Eckkneipe, die den Abzweig zum Hotel markierte, zwei junge Männer bemerkt, die ihn beim Näherkommen verdächtig musterten. Wieder war sein Blutdruck in die Höhe geschnellt, doch als er etwa 50 Meter weiter die Kontrollstelle der Uniformierten passierte, die die Zufahrt zum Hotel bewachten, fühlte er sich wieder sicherer. Allerdings war er auf dem weiteren Weg zur Rezeption allein auf weiter Flur. Die Straßenlampen erhellten zwar den breiten, asphaltierten Platz und brachten das Grün der Palmen geradezu zum Leuchten, aber er wurde das seltsame Gefühl nicht los, jemand würde ihn beobachten. Vermutlich war es reine Einbildung, aber das Vorgehen des unbekannten Erpressers deutete darauf hin, dass dieser über jeden seiner Schritte informiert war. All seine Gewohnheiten, so resümierte Mompach, während er der einsamen Dame an der Rezeption zuwinkte, waren aus den bisherigen Forderungen herauszulesen gewesen. Dass er hin und wieder dieses deutsche Lokal aufgesucht hatte, gehörte ebenso dazu wie die Auswahl dieses Hotels, in dessen Nähe an den Wochenenden der Nachtmarkt stattfand, den er ebenfalls gerne aufsuchte.
    Mompach bog nach der Rezeption, wo vor ihm der tropische Bewuchs des tiefer gelegenen Parks mit unzähligen Scheinwerfern beleuchtet war, gleich nach links ab, um über ein paar Stufen den überdachten Zugang zu den Gebäudeteilen mit den Zimmern zu erreichen. Ein paar Geckos huschten über den gefliesten Boden oder kletterten blitzschnell an den Wänden hoch. Von irgendwoher hallte der Ruf eines nachtaktiven Vogels. Mompach drehte sich auch hier immer wieder um, blickte über die hölzerne Brüstung auf den Sandweg hinab, der das Erdgeschoss begleitete, und näherte sich vorsichtig jeder Biegung, die der terrassenartige, links offene Gang an den Zimmertüren entlang beschrieb.
    Als er die Nummer 2214 erreichte, sah er sich erneut nach beiden Seiten um, ehe er die Codekarte in die elektronische Schließvorrichtung steckte. Das Schloss sprang auf und ihm schlug die kühle Luft der rauschenden Klimaanlage entgegen. Er schob die Codekarte in eine weitere Vorrichtung, woraufhin alle Lichter im Zimmer angingen. Dann ließ er die Tür einrasten, legte zusätzlich die Kette vor, sah links in das Badezimmer, rechts in den Kleiderschrank und prüfte, ob die Terrassentür hinter den zugezogenen Vorhängen noch verriegelt war. Nichts erschien ihm verdächtig.
    Er musste aufpassen, durchzuckte es ihn, als er sein schweißnasses Hemd auszog und sich im Spiegel betrachtete. Was, wenn ihm jemand Rauschgift in den Koffer legte? Zwischen all die Kleider steckte, zwischen die

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