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Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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gebrauchte Wäsche oder sonstwohin? Man konnte in diesen Ländern in Teufels Küche geraten, wenn das Zimmermädchen mit einer kriminellen Bande unter einer Decke steckte, ihm Drogen in den Koffer schmuggelte und dann irgendjemand den Behörden am Flughafen einen geheimen Tipp gab. Was dann? Gerade er, der jede Menge Angriffsfläche bot, zumal man ihn sehr schnell auch mit Hartmann in Verbindung bringen würde, säße dann in einer üblen Falle.
    In einem Anfall von Panik durchwühlte er seinen Koffer, die Plastiktüte mit der gebrauchten Wäsche, seine aufgehängten Kleider, die Schuhe, seine Toilettenartikel, ja selbst die Zahncremetube beäugte er kritisch. Ihm wurde bewusst, dass solche Gangster auch Shampoo, Duschgel oder Deo gegen verbotene Substanzen austauschen konnten. Und vermutlich gab es noch viel raffiniertere Möglichkeiten, um jemanden anzuschwärzen und von der Polizei aus dem Verkehr ziehen zu lassen. Oder es gab frei erfundene Behauptungen, er sei als Sextourist angereist, um sich an Kindern zu vergehen.
    Mompach ließ sich erschöpft auf sein Bett fallen und versank in einen unruhigen Schlaf, in dem sich all seine Befürchtungen in Albträume mischten, aus denen er immer wieder schweißgebadet erwachte, um sogleich aufs Neue in ein noch grauenhafteres Horrorgeschehen eingebunden zu werden.

    Hans Melzinger war außer Atem. Er hatte es sich lange überlegt, ob er das, was ihm im Laufe des Tages zu Ohren gekommen war, der Polizei melden sollte. Doch dann war der Landwirt, der Hartmanns Leiche zuerst entdeckt hatte, kurzerhand noch am frühen Abend von Rimmelbach in die Stadt gefahren, um sich beim Polizeirevier zu Häberle durchzufragen. Ein Uniformierter brachte ihn in das Zimmer des Chefermittlers, der den Besucher freundlich begrüßte und ihm einen Platz am Besprechungstisch anbot. Häberle bemerkte sofort, dass der Mann innerlich aufgewühlt war. Personen dieser Generation fiel es meist nicht leicht, sich einer Behörde anzuvertrauen – insbesondere, wenn es sich dabei um die Polizei handelte.
    »Wir kennen uns«, stellte Melzinger deshalb zufrieden fest, nachdem Häberle zu verstehen gegeben hatte, dass er sich natürlich noch an ihr gestriges Zusammentreffen in Rimmelbach erinnern könne.
    »Bei uns in Rimmelbach wird seit gestern viel g’schwätzt«, begann der Mann, der seine dicke Lederjacke aufknöpfte, sodass ein verwaschener Wollpullover zum Vorschein kam. »Ich weiß ja nicht, ob Ihnen das schon jemand gesagt hat«, fuhr er fort, »aber mir kommt die Sache mit dem Bogenschießen komisch vor.«
    »Mir auch«, gab Häberle offen zu, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen.
    »So?«, staunte Melzinger, »Ihnen also auch. Dann wird Sie interessieren, was ich Ihnen zu berichten habe.« Er wurde jetzt lockerer.
    »Ich bin gespannt«, lächelte Häberle, als seien sie beide schon die besten Freunde.
    »Sie erinnern sich, dass der Bürgermeister gestern gesagt hat, er kenne niemanden, der mit Pfeil und Bogen schießt.«
    »Ja, das hat er gesagt, als Sie diesen Pfeil zu uns in den Wagen gebracht haben«, bestätigte Häberle.
    »Aber jetzt ist mir eingefallen, was bei der Beerdigung von Hartmann vor vier Wochen gesagt worden ist.«
    Häberles Interesse stieg. Er hob eine Augenbraue und ließ Melzinger Zeit, die richtigen Worte zu finden. »Bei der Beerdigung gab’s einige Trauerreden und da ist auch ein Mann aufgetreten, der muss von einem Bogenschützenverein gewesen sein, denn der hat den Hartmann als aktives Mitglied und großzügigen Spender bezeichnet.«
    »Ach«, entfuhr es Häberle. »Wie der heißt, wissen Sie aber nicht?«
    »Nein, aber das können Sie sicher bei dem Beerdigungsinstitut Leichtle in Geislingen erfahren.« Melzinger hatte sich offenbar bereits gedanklich intensiv damit auseinandergesetzt und fügte vertrauensvoll an: »Der Leichtle, den kennen Sie sicher. Der weiß doch immer alles.«
    Häberle nickte, wollte dazu etwas sagen, doch Melzinger redete schon weiter: »Als ich Ihnen gestern den Pfeil vorgelegt habe, saß auch unser Bürgermeister in Ihrem Wagen. Und als Sie ihn gefragt haben, ob er jemanden kenne, der mit Pfeil und Bogen schießt, hat er Nein gesagt. Stimmt’s? Ja? Er hat doch ganz klar ›Nein‹ gesagt, oder?«
    Häberle konnte sich gut erinnern. »Ja, klar. Für mich bestand keinerlei Zweifel, dass er niemanden kennt.«
    »Und ich dachte schon, ich hätt das Gespräch falsch in Erinnerung«, war Melzinger beruhigt. »Und nun kommt’s, Herr Kommissar:

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