Machtkampf
Stichworte notiert hatte. »Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ein Foto dieses Knopfes in Ihren Medien veröffentlichen würden. Wir haben hier vorne einige Datenträger, auf denen das Foto abgespeichert ist. Die Fragen, die damit verbunden sind, lauten: ›Wer kennt ganz allgemein Kleidungsstücke, an denen solche Metallknöpfe verwendet werden?‹ Und im Besonderen: ›Wer kennt ein Kleidungsstück, an dem ein solcher Knopf fehlt?‹«
Klauber sah in die Runde. »Nun noch einige Anmerkungen, die von Interesse sein dürften. Herr Hartmann war der Jagdpächter im Bereich Böhmenkirch-Rimmelbach. Er ist im Besitz von vier Jagdwaffen, von denen er eine am gestrigen Abend gegen sich gerichtet hat. Alle Waffen sind ordnungsgemäß angemeldet. Auch ist an der Art und Weise, wie er sie und die Munition aufbewahrt hat, nichts zu beanstanden.« Klauber wollte mit diesen Feststellungen die Nachfragen, wie sie bei solchen Fällen zu erwarten waren, gleich im Voraus beantworten.
»Und was ist mit den Fußspuren?«, zeigte sich die Radioreporterin hartnäckig.
»Es gibt natürlich im weichen Erdreich am Rande des Ackers Fußspuren. Sie zu identifizieren, ist jedoch schwierig, nachdem die alarmierten Rettungskräfte ihr Hauptaugenmerk zunächst auf das Opfer gerichtet haben. Außerdem führt am Waldrand ein Weg vorbei, der gerne von Spaziergängern benutzt wird.«
»Kann es sein, dass der Dreck an der Leiter von Rettungskräften stammt, die nach oben geklettert sind?«, hakte die Frau nach.
»Das schließen wir aus. Nachdem die Streifenbeamten, die als Erste vor Ort waren, keinerlei Lebenszeichen mehr ausmachen konnten, haben sie zunächst die Drehleiter der Feuerwehr angefordert, um über sie hochsteigen zu können. Denn die zersprungene Glasscheibe am Hochsitz ließ es geboten erscheinen, möglichst keine Spuren zu verwischen. Wir sind übrigens den Kollegen der Schutzpolizei dafür sehr dankbar.«
»Wie?«, staunte die Radioreporterin, die offenbar den Tatort nicht gesehen hatte. »Da gab es eine Glasscheibe am Hochsitz?«
Klauber sah Hilfe suchend zum Staatsanwalt, der die Gelegenheit ergriff, die möglicherweise pikante Angelegenheit in sachliche Bahnen zu lenken: »Herr Hartmann hat sich einen wind- und wetterfesten Unterstand gebaut. Wenn Sie das Wetter auf der Alb kennen, werden Sie wissen, dass es insbesondere in den Wintermonaten nicht gerade angenehm ist, stundenlang im Freien zu sitzen.«
Sander grinste in sich hinein.
»Uns wäre natürlich auch daran gelegen«, fuhr Schwehr wieder fort, »den gestrigen Tag des Herrn Hartmann zu rekonstruieren. Da er offenbar allein lebte und ein Teil seiner weitläufigen Verwandtschaft im Bayrischen verstreut ist, tun wir uns im Moment schwer damit, sein persönliches Umfeld zu kontaktieren.«
»Was war er denn beruflich?«, fragte der Redakteur der Stuttgarter Zeitung.
»Viehhändler«, antwortete Schwehr knapp. »Wenn Sie im Internet recherchieren, werden Sie feststellen, dass er dies in ganz großem Stil betrieben hat. National und international. Auch da werden wir natürlich ermitteln. Wichtig wäre aber zu wissen, wo Herr Hartmann gestern Nachmittag war, bevor er zu seinem Hochsitz gefahren ist. Sein Auto, ein olivgrüner Geländewagen der Marke Jeep, war nur etwa 100 Meter vom Hochsitz entfernt ordnungsgemäß abgestellt gewesen.«
»Seine Handydaten müssten doch Aufschluss geben«, wandte der Zeitungsmann aus Stuttgart ein.
»Natürlich erhoffen wir uns davon gewisse Informationen. Wir hoffen, die Geodaten möglichst bald zu kriegen. Aber wenn das Gerät den ganzen Tag über nur im Raum Böhmenkirch-Rimmelbach eingeloggt war, wird uns dies nicht allzu weit bringen. Wir können dann zwar die Funkzelle benennen, aber der exakte Standort lässt sich hinterher nicht mehr orten.«
Während Sander sein Wissen bei solchen Pressekonferenzen meist nicht durch entsprechende Fragen preisgab, ließ der Kollege aus der Landeshauptstadt nicht locker: »Es soll vor einiger Zeit da oben schon einmal einen Selbstmord gegeben haben.«
»Das ist richtig«, gab sich Klauber leicht verstimmt, »aber es deutet nichts auf irgendwelche Zusammenhänge hin. Oder ist Ihnen anderes bekannt?«
Der Redakteur schüttelte den Kopf.
Dafür ließ sich die Frau von radio7 erneut hören: »Ist es richtig, dass es in Rimmelbach derzeit noch andere Ermittlungen gibt?«
Die drei Männer, die vor den Journalisten an einem quer gestellten Tisch saßen, wirkten irritiert. Jeder suchte
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