Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtkampf

Machtkampf

Titel: Machtkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
Vom Netzwerk:
tun?«
    »Eher nicht«, beruhigte sie der Kriminalist. »Wir müssen aber routinemäßig einiges abklären – wie wir dies bei Selbsttötungen fast immer tun.«
    »Routinemäßig? Hier an der Schule? Gibt es denn Ungereimtheiten? Ich meine: Hat man Grund zur Annahme, dass sich der Mann nicht selbst erschossen hat?« Sie nestelte an ihrer Jacke und prüfte, ob alle Knöpfe korrekt saßen.
    Linkohr wollte auf die Frage nicht eingehen. »Herr Hartmann war alleinstehend und deshalb müssen wir sein persönliches Umfeld ein bisschen durchleuchten.«
    »Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir?« Karin Stenzel war sichtlich erschrocken und rang sich ein Lächeln ab.
    »Nicht nur zu Ihnen. Es gibt eben einige Kleinigkeiten, die es abzuklären gilt. Mehr nicht.«
    »Und …« Sie kniff ihre schönen Augen zusammen und wirkte auf Linkohr plötzlich wie ein angriffslustiges Raubtier. »Und was ist es nun, das Sie bei mir abklären müssen?«
    »Ich mach es kurz«, sagte Linkohr. »Sie vermissen seit geraumer Zeit Ihren Schlüssel für das Schulhaus.« Er ließ es gleich gar nicht wie eine Frage klingen.
    Die Rektorin ging auf Distanz. »Wenn Sie das schon wissen, hätten Sie nicht herzukommen brauchen.«
    Linkohr staunte über diese kühle Art, die sie unerwarteterweise an den Tag legte. »Sie haben ihn nach den großen Sommerferien nicht mehr gefunden«, fuhr er ebenso unterkühlt fort.
    »Wenn Sie auch das schon wissen, werden Sie mir jetzt aber sicher auch sagen, was dies mit Herrn Hartmann zu tun haben soll.«
    Linkohr wollte jetzt Klarheit: »Wie wurde denn der Schlüssel aufbewahrt? Einzeln oder mit anderen zusammen an einem Ring?«
    »Darf ich jetzt erfahren, was Sie mit dieser Frage bezwecken?«
    »Wie ich sagte: nur etwas abklären, mehr nicht.« Linkohr spürte, dass Frau Stenzel immer unsicherer wurde und dies mit zunehmender Arroganz zu überspielen versuchte. Er griff deshalb zu einer Formulierung, die bei den Vernehmungen seines Chefs nie ihre Wirkung verfehlte: »Sie haben natürlich die Möglichkeit, hier und heute nichts zu sagen. Dann müssen wir Sie leider ganz offiziell zu einer Vernehmung vorladen, zu der Sie in Begleitung eines Anwalts erscheinen können.«
    »Eines Anwalts?« Allein schon dieser Hinweis hatte gereicht. »Wozu sollte ich denn einen Anwalt brauchen? Nun machen Sie aber mal halblang, Herr Linkohr.«
    »Aus meiner Sicht brauchen Sie keinen«, konterte er, »denn ich gehe davon aus, dass Sie meine Fragen ganz unbürokratisch beantworten können. Ich wollte nur wissen, wie der abhanden gekommene Schlüssel aufbewahrt wurde.«
    »An einem Schlüsselmäppchen«, erklärte sie leise, »wie man das halt so hat. Ich hab’s während der Ferien, als ich mal kurz hier in der Schule war, anschließend wieder in die Handtasche gesteckt.«
    »Und wann war es dann weg?«
    »Das kann ich Ihnen genau sagen. Als ich eine Woche vor Ferienende mit den anderen Lehrkräften hier die Stundenpläne machen wollte.«
    »Hätte es denn noch in Ihrer Handtasche sein sollen?« Linkohr musste daran denken, dass Frauen meist Dutzende davon besaßen und darin eine Unmenge Utensilien mit sich herumschleppten.
    »Eigentlich nicht«, räumte Frau Stenzel kleinlaut ein. »Ich war mir ziemlich sicher, das Mäppchen gleich nach meinem kurzen Aufenthalt hier in der Schule daheim in eine Schublade gelegt zu haben. Dort, wo ich die Schlüssel immer aufbewahre.«
    »Wie sieht denn das Mäppchen aus?«, kam Linkohr endlich auf die entscheidende Frage, deren Beantwortung zeigen würde, ob er auf der richtigen Fährte war.
    »Wie soll es ausgesehen haben? Aus Kunststoff war’s wohl, denk ich. Und es war blau. Auffallend hellblau.«
    Linkohr nahm es kommentarlos hin, zog sein Handy aus der Freizeitjacke und rief über die Kurzwahltaste die Kollegen an.
    »Und was soll das jetzt?«, fragte die Rektorin irritiert.
    »Gleich«, wehrte Linkohr sie ab, denn sein Gesprächspartner hatte sich schon gemeldet. »Ich bin’s, der Mike«, sagte er. »Kann einer von euch mal schnell nach Rimmelbach hochfahren?« Er lauschte ein paar Sekunden und gab sich dann zufrieden. »Okay. Nimm das Schlüsselmäppchen und komm zu mir in die Grundschule. Alles Weitere sag ich dir später. Danke.« Er beendete das Gespräch.
    »Sie haben es gefunden?«, staunte Frau Stenzel verunsichert.
    »Das werden wir dann sehen, wenn wir den Schlüssel draußen ins Türschloss stecken können.«
    »Und …?« Sie rang nach Worten. »Und wo … wo ist er

Weitere Kostenlose Bücher