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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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dafür?«
    Sie schnaubte wütend. »Wie denn? Der einzige Beweis, den ich hätte liefern können, ist tot. Umgebracht von Burroughs.«
    Sie hätte nicht gedacht, dass es möglich war, Mayer zweimal hintereinander zu überraschen. »Burroughs hat ihn umgebracht?«, entfuhr es ihm, und sie sah, dass er sich über diesen Lapsus ärgerte.
    »Es war eine Hinrichtung«, sagte sie. Die wenigen Worte reichten, um die Szene vor Valeries innerem Auge wieder lebendig werden zu lassen. Safwans Blick. Das kalte Metall des Decks. Und immer wieder Burroughs.
    »Eine Hinrichtung.« Mayer versuchte, seinem Gesicht einen neutralen Ausdruck zu geben.
    »Anscheinend hat er Ihnen unser Zusammentreffen an Deck dieses syrischen Tankers anders geschildert«, bemerkte sie.
    Mayer antwortete nicht, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Sie fragte sich, ob er ihr glaubte, gleichzeitig spürte sie, wie es ihr immer schwerer fiel, klar zu denken. Sie war plötzlich müde. Entsetzlich müde. Aber sie durfte jetzt nicht schlafen. Sie musste wissen, was passiert war, nachdem …
     
    Als sie wieder aufwachte, war sie allein. Noch immer ans Bett gefesselt. Wie lange sollte das noch weitergehen? Wie zur Antwort auf ihre unausgesprochene Frage öffnete sich die Tür. Ein Arzt kam herein, gefolgt von einer Krankenschwester.
    »Guten Tag, Frau Weymann, wie geht es Ihnen?«
    Sie antwortete nicht.
    Er fühlte kurz ihren Puls, wartete, bis die Schwester ihren Blutdruck gemessen hatte, dann nahm er von dem Tablett, das sie dabeihatte, eine Spritze. »Frau Weymann, wir würden Sie gern aus diesem unwürdigen Zustand befreien, in dem Sie sich befinden«, sagte er ruhig. »Patienten an ihre Betten zu fesseln ist für uns der absolut letzte Ausweg.«
    »Ich werde seit Tagen unter Missachtung meiner Rechte festgehalten. Ich habe nicht einmal die Möglichkeit, mit einem Anwalt zu sprechen«, stieß sie hervor. »Helfen Sie mir. Informieren Sie meinen Mann, sagen Sie ihm …«
    »Ihr Mann war hier.«
    Marc war da gewesen?
    »Wann?«
    »Vor nicht einmal einer Stunde.«
    »Warum haben Sie ihn nicht zu mir gelassen?«
    »Frau Weymann, Sie befinden sich hier in polizeilichem Gewahrsam. Draußen vor Ihrer Tür steht ein Beamter. Niemand darf zu Ihnen. Selbst das Personal ist angewiesen, nicht mit Ihnen zu reden.«
    Sie schloss die Augen. »Was werden Sie mit mir machen?«, fragte sie.
    »Ich bin angewiesen, Ihre Vernehmungsfähigkeit wiederherzustellen«, erwiderte er ruhig.
    Die Schwester reichte ihm einen Tupfer, mit dem er ihre Armbeuge desinfizierte. »Und ich soll sicherstellen, dass Sie nicht noch einmal durchdrehen.«
    »Ich bin nicht durchgedreht«, wollte sie sagen, aber dann erinnerte sie sich an Mayers Worte.
Wir haben Ihnen Ihren verdammten eigensinnigen Hals gerettet
.
    Sie spürte kaum, wie die feine Kanüle ihre Haut durchstieß. Aber sie meinte zu spüren, wie der Inhalt der Spritze in sie floss und sich mit ihrem Blut vermischte. Es war diesmal kein Medikament, das sie ausknockte. Sie blieb wach. Sie konnte denken. Sich erinnern. Aber ihr Wille zu kämpfen verlor sich in dem Maße, wie ihr Herz die Substanz in ihrem Blut durch ihren Körper pumpte, jede Zelle damit umspülte, vor allem aber jene Teile ihres Großhirns paralysierte, die für die Ausbildung ihres Widerstandes zuständig waren.
    Der Arzt zog die Nadel aus ihrem Arm und lächelte. »Sie werden sich gleich besser fühlen«, sagte er.
    Die Schwester löste die Gurte an ihrem Bett. »Die brauchen wir jetzt nicht mehr.« Es waren die ersten Worte, die Valerie von ihr hörte.
    Valerie rieb sich die Arme und richtete sich vorsichtig auf. Die Schwester half ihr. Auf bloßen Füßen machte Valerie ein paar Schritte, trat ans Fenster und blickte hinaus. Es war bereits dunkel, aber der Schnee reflektierte das Licht, das aus den Fenstern des Gebäudes fiel. Sie konnte den Baum darin erkennen, den sie schon vom Bett aus gesehen hatte. Ein dunkler Schatten, der ihr Angst einjagte. Sie wandte sich ab und sah gerade noch, wie der Arzt der Schwester unauffällig zunickte, dann verließ er das Zimmer. Valerie sah ihn nie wieder.
    Die Schwester öffnete eine weitere Tür in der Ecke des Zimmers. »Wir haben hier ein kleines Bad. Sie sollten jetzt duschen, Frau Weymann.« Valerie nahm das Handtuch, das sie ihr hinhielt, und ging ins Badezimmer. Duschte, wusch ihre Haare. Als sie wieder rauskam, war die Schwester fort. Kleidung lag ordentlich zusammengelegt auf dem Bett. Ihre Kleidung. Ohne viel

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