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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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längere Zeit in der Gesellschaft von Menschen verbracht. Das würde eine ganz neue Erfahrung für sie werden.
    Es war Samstag und die Aufregung um das Tor vom Donnerstag war schon fast wieder vergessen. Mandolan hatte ein Team von erfahrenen Torwächtern damit beauftragt, in den nächsten Monaten nach und nach alle Tore abzuklappern und einer Routineexamination zu unterziehen.
    Bei Victoria war das ungute Bauchgefühl der Faszination darüber gewichen, nun einen richtigen Torwächterzauber erlernen zu können. Sie hatte am Freitag mit Jaromir geübt und schon einige Fortschritte gemacht. Am liebsten wäre sie heute gleich wieder zur Uni gefahren, aber heute stand der Besuch von Lexia auf dem Programm.
    Es war ein wunderschöner, warmer Spätsommermorgen Mitte September und so hatte Jaromir Albert gebeten, auf der Terrasse zu decken. Der Tisch war mal wieder nicht groß genug für all die Leckereien, die der Butler gezaubert hatte. Von Frühstück konnte nicht mehr die Rede sein, denn es gab neben Alberts Hefebrötchen, jeder Menge Käse, Aufschnitt, Honig und Marmeladen auch selbstgemachte mit Hack und Pfifferlingen gefüllte Teigtaschen, einen bunten Salat mit Büffelmozzarella und frischen Feigen sowie Kräuterrührei und heiße Pfannkuchen mit hausgemachtem Himbeerkompott.
    Victoria saß entspannt in ihrem Gartensessel und beobachtete bei einem Schluck Milchkaffee, wie die Nebel aufrissen und Lexia im Park landete. Die Goldene verwandelte sich in einer fließenden Bewegung in ihre Menschengestalt und kam auf sie zu. Heute waren ihre langen, blonden Haare kunstvoll aufgesteckt und sie trug ein elegantes, saphirblaues Kostüm mit passendem Schmuck.
    „Lexia hasst den Sprung durch die Nebel genauso sehr wie ich“ , dachte Victoria verwundert, als sie den Widerwillen der Adeptin über die Übelkeit spürte.
    Jaromir lächelte. „Wir Drachen sind alle unterschiedlich. Manche kommen besser mit den Nebeln klar, andere schlechter, aber für uns alle ist ein Sprung durch die Nebelsphäre mit großem Kraftaufwand verbunden – auch wenn Lenni uns ab und an gern etwas anderes weismachen will.“
    Victoria wollte etwas entgegnen, doch Lexia war bereits auf der Terrasse angekommen. Sie verbeugte sich anmutig. „Ich grüße die Gefährten im Namen des Großen Rates. Ihr hattet um meinen Besuch gebeten?“
    Jaromir lächelte herzlich. „Ja, das haben wir, Lexia. Vielen Dank, dass du gekommen bist.“
    Victoria deutete auf einen bequemen Gartensessel und sagte: „Nimm doch bitte Platz. Darf ich dir eine Tasse Tee anbieten?“
    Lexia nickte dankbar.
    Wie schon bei ihrem ersten Besuch, ließen die Gefährten Lexia erst mal ankommen und den Sprung verdauen.
    Als sie ihre Tasse in aller Ruhe geleert hatte, sagte Jaromir schließlich: „Wie du sicher weißt, werden Victoria und ich im Dezember heiraten.“ Er drückte zärtlich die Hand seiner Gefährtin und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Würdest du uns die Ehre erweisen und meine Trauzeugin werden?“
    Lexia lächelte zurück und ihr Gesicht zeigte eine Wärme und Freundschaft, die sie nicht fühlte. „Es ist mir eine Ehre, dass du mich für diese honorable Aufgabe ausgewählt hast, Jaromir. Wenn ich doch nur wüsste, was die beiden von mir erwarten.“
    Victoria grinste. „Ach Jaro, vielleicht sollten wir Lexia erst mal aufklären, was das für sie bedeutet.“ Sie sah Lexia an und erläuterte: „Du musst wissen, dass es – gerade was die Hochzeiten angeht – große Unterschiede in den Bräuchen gibt. Unsere Hochzeitsplanerin hat mich erst vor ein paar Tagen darüber aufgeklärt, dass die Leute in Bayern so einiges anders machen als wir hier im Norden. Und von anderen Ländern will ich gar nicht erst reden.“
    Lexias Gesicht blieb gelassen und interessiert, aber innerlich begann sie zu verkrampfen und Bilder von einer exzessiven Party stiegen in ihr auf. „Diese primitiven Menschen sind alles, nur nicht würdevoll. Wo hat Jalina mich da hineingestoßen?“
    Victoria legte ihre Hand beruhigend auf Lexias Arm. „Keine Sorge, es wird Spaß machen. Offiziell ist deine Hauptaufgabe, dass du unsere Verbindung bei der Trauung im Rathaus mit deiner Unterschrift bezeugst.“
    Lexia nickte. „Das habe ich gelesen.“
    Jaromir schaltete sich ein: „Außerdem wirst du in die Vorbereitungen mit eingebunden.“ Er sah zu seiner Verlobten hinüber und fuhr fort: „Victorias Trauzeuge ist ihr Mitbewohner. Zusammen mit ihm und ihren Freunden wirst du das eine oder

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