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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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und ich machen das seit ein paar Wochen fast täglich – und du auch bald“, piesackte Victoria ihren Gefährten gut gelaunt.
    „Grumpfh“ , gab Jaromir undefiniert und missmutig zurück. „Ich bin nur froh, dass gleich Mittag ist. Dann sind wir bis Montag erlöst.“
    Während Hoggi mit leuchtenden Augen die Feinheiten des 97. Paragraphen darlegte, sah Victoria ihren Gefährten amüsiert von der Seite an. „Das werden ja lustige Rechtskundestunden mit dir… Ein bisschen mehr Begeisterung für die hohe Gesetzeskultur deines Volkes bitte! Das ist wie in der Geometrie, Herr Professor. Also lern schön fleißig die Grundlagen, dann wird das auch was mit dem Rest“ , stichelte Victoria weiter.
    Am Rande bemerkten die drei, wie die Nebel aufrissen und eine mächtige Präsenz ausspuckten.
    „Na, da kann es einer kaum abwarten, euch kennenzulernen, was?“, meinte Hoggi augenzwinkernd.
    Jaromir machte Anstalten aufzustehen, doch der Weiße sagte trocken: „Albert wird den Besucher in Empfang nehmen. Das schafft er schon. Und wir schaffen diesen Paragraphen hier noch.“ Dann holte er tief Luft und setzte seine Ausführungen fort.
    Einige Augenblicke später spürten sie tiefe Furcht bei Albert. Der Butler war vor Angst wie gelähmt. Kurz darauf löste sich seine Beklemmung wieder auf und er dachte intensiv: „Es ist Besuch für die Gefährten eingetroffen.“
    Jaromir fragte verwundert: „Hallo Albert. Ist das der Blaue, der für den frühen Nachmittag auf der Gästeliste steht?“
    Albert erkundigte sich, wen er den Herrschaften melden durfte und antwortete Jaromir kurz darauf ausweichend: „Der verehrte Gast möchte die Gefährten gern persönlich überraschen.“
    Jaromir wurde misstrauisch.
    Er blickte in Alberts Gedanken und erkannte, dass der unbekannte Mann vor ihm gut gekleidet und sehr groß war. „Das würde für einen Blauen passen, aber Alberts Furcht, als er ihm die Tür öffnete, deutet eher auf einen Roten hin, auch wenn die eigentlich noch größer sind…“ , dachte er mit ungutem Gefühl im Bauch.
    Roter Besuch stand für heute nicht auf dem Plan.
    Jaromir wollte schon alarmiert nach Narex, Mandolan und Lenir rufen, doch Victoria hielt ihn zurück. „Warte. Ich kann keinen anderen Drachen hier spüren. Er ist allein. Außerdem kann ich keine bedrohlichen Gedanken bei ihm wahrnehmen.“
    Ihr Gefährte konzentrierte sich kurz. „Du hast recht, Victoria. Es ist nur der eine und er scheint vor allem neugierig zu sein.“
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Hoggi gespannt.
    „Finden wir es heraus“, antwortete Victoria entschlossen und stand auf.
    Jaromir nickte. „Ich informiere nur die Schwarzen an der Uni, dass sie sich für alle Fälle bereithalten sollen.“
    Victoria nickte. Lexia war mit Tujana in der Stadt und erprobte ihre Rolle als Mensch. Jaromir und Hoggi waren im Moment die einzigen Drachen im Haus Brookstedt. Ob dieser Umstand Glück oder Pech war, würde sich gleich zeigen.
    Als die drei die geschwungene Treppe erreichten, erblickten sie in der Mitte der düsteren Eingangshalle einen großen Menschen, der sich interessiert umsah. Albert stand höflich ein paar Meter entfernt und wartete geduldig.
    Dem Butler entfuhr bei ihrem Anblick ein ungewollter Seufzer der Erleichterung. Er verbeugte sich höflich und zog sich zurück – deutlich schneller als er das gewöhnlich tat. Offenbar war ihm der Gast nicht geheuer.
    Der Neuankömmling war nicht abgeschirmt und gab sich betont defensiv. Victoria hatte sich seit seiner Ankunft auf seine Gedanken konzentriert und keine Hinterlist entdecken können, wohl aber eine große Portion Neugier. Zwischendurch sah sie immer wieder kurze Erinnerungen an die Krönungszeremonie der Roten.
    „Der muss gestern auch dabei gewesen sein“ , dachte Victoria. „Aber irgendwie ist die Perspektive der Bilder merkwürdig… komisch… es sei denn… es sei denn! Jaromir, das ist Grimmarr!!!“
    Jaromir teilte das Erstaunen seiner Gefährtin, doch er hatte keine Zeit, diese Information zu bewerten. Stattdessen verbeugte er sich und begrüßte den Gast standesgemäß: „Willkommen im Haus Brookstedt, Grimmarr, König von den Roten. Ich bin Jaromir und das ist meine Gefährtin Victoria.“
    Victoria verbeugte sich ebenfalls. Allerdings ließ sie die Gedanken des Roten keine Sekunde unbewacht. Sie war auf der Hut – aber so was von! Wenn ihm auch nur ein aggressives Bild durch den Kopf ging, würde Jaromir sofort seinen Schild hochreißen. „Was

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