Machtlos
dass die kleine Menschenfreundin angezogen ist – schade eigentlich…“ Breit grinsend stellte er sich die nackte Victoria in Aktion vor.
Victoria war knallrot geworden. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie tatsächlich nackt.
Über die Geistesverbindung zu seiner Gefährtin bekam Jaromir alles hautnah mit. Das würde er sich nicht bieten lassen – König hin oder her!
Er bemerkte gar nicht, dass er aufgesprungen war.
Abrexar hielt seine Hand fest und beschwor ihn. „NICHT! BLEIB RUHIG!“
Doch Victoria wusste, dass Jaromir nicht ruhig bleiben wollte.
Und sie auch nicht!
Sie kam ihrem Gefährten zuvor. „Und wir hörten, dass der neue König der Roten ein Schoßhündchen der Goldenen sei.“
Schweigen.
Kurz blitzte eine Erinnerung in Grimmarrs Geist auf: Jalina überreichte ihm eine alte Schriftrolle. Das Ganze hatte etwas Heimliches, so als wollten beide nicht entdeckt werden.
Der König blickte Victoria überrascht an.
Sie hielt seinem Blick mit einem zornigen Funkeln in den Augen stand.
Abrexar hielt die Luft an und sah angespannt von einem zum anderen.
Dann lachte Grimmarr schallend. „Also Abrexar, feige sind die beiden nicht – so viel ist sicher! Jaromir und Victoria, ihr gefallt mir!“
In der nächsten halben Stunde entwickelte sich ein fast normales Gespräch zwischen dem König der Roten und den vier Bewohnern des Hauses Brookstedt. Grimmarr war ausgesprochen höflich und ehrlich interessiert an den Gefährten und der Art ihrer Verbindung.
Spannend fand er Hoggis Ausführungen über die alten Gefährten der Roten. Der König sah darin ein Potenzial für die Krieger, denn nach Hoggis Meinung würden auch die Kräfte der roten Gefährten durch die Verbindung steigen.
„Aber Gefährten sind selten“, warf der alte Weiße ein. „Man kann diese Verbindung nicht erzwingen. Entweder es passiert oder eben nicht. Eine schlagkräftige Armee wirst du damit nicht aufbauen können, Grimmarr.“
Der Rote lächelte augenzwinkernd. „Wie schade. Für den Anfang würden mir schon eine Handvoll herausragender Elitesoldaten reichen.“
Dann sah er Jaromir an. „Ich möchte ja zu gern meine Kräfte mir dir messen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein so junger Schwarzer gegen mich bestehen kann, auch wenn ich weiß, dass du Tylarr geschlagen hast. Aber für heute muss ich mich leider verabschieden.“
Er stand auf und verbeugte sich leicht. „Ich hoffe, ihr nehmt mir die Provokation von vorhin nicht übel. Ich freue mich jedenfalls schon auf unser nächstes Zusammentreffen.“
Victoria sah, dass der rote Drache es nicht bereute, sich selbst ein Bild von Jaromir und ihr gemacht zu haben. Er wollte sich, gerade was die Gefährten betraf, eben nicht wie Jalina ausschließlich auf Berichte anderer Himmelsechsen verlassen. Heute hatte er viel gesehen und gehört, worüber er in Ruhe nachdenken würde.
Gemeinsam begleiteten sie den König der Roten auf eine Lichtung im Park. Hier verwandelte sich Grimmarr in seine beeindruckende Drachengestalt und stieg dann unsichtbar in den Himmel.
Kurz bevor er in die Nebel sprang, spürte Victoria seine abgeschirmten Gedanken: „Na, ich bin ja wirklich gespannt, ob mit dem «Licht der Verbindung» das Strahlen der Gefährten gemeint ist, oder doch der goldene Schimmer des Großen Rates. Nur gut, dass ich mich noch nicht für eine Seite entscheiden muss…“
Am nächsten Morgen meldete sich Abrexar gegen acht bei Jaromir per Gedankenverbindung und berichtete mit großer Genugtuung, dass Jalina ebenfalls nichts von Grimmarrs unerwartetem Besuch gewusst hatte.
„Sie soll richtig ausgerastet sein“ , freute sich der alte Schwarze. „Lexia bekommt sicher noch einen Einlauf, weil sie nicht im Haus Brookstedt anwesend war. Jalina hätte zu gern einen Bericht aus erster Hand gehabt und unterstellt der Adeptin mutwillige Abwesenheit.“
Die Gefährten lagen noch im Bett. Victoria hatte bis eben geschlafen.
„Na, dann werden wir in den nächsten Tagen besonders nett zu Lexia sein“ , gähnte Victoria müde und reckte sich. „Sie gibt sich hier nämlich wirklich Mühe, alles richtig zu machen.“
„Das ist ihr Job, Victoria. Sie ist nicht eure Freundin. Seid vorsichtig mit ihr“ , warnte Abrexar.
„Wir sind vorsichtig, alter Meister. Victoria kann ihre Gedanken lesen, schon vergessen?“ , bemerkte Jaromir gut gelaunt.
„Ich weiß“ , antwortete sein Mentor. „Passt trotzdem auf. Sie ist eine Goldene… So, und nun muss ich
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