Machtlos
schickte.
„Ahhh“, rief sein Mentor. „Das ist ja wirklich sehr geschmackvoll. Mir fehlt ein wenig die Dynamik und es könnte etwas glanzvoller sein, aber schick ist es auf alle Fälle.“
Victoria grinste. „Es soll ja auch zu Jaro und mir passen und das tut es! Nodexter hat dann nur noch die Elemente ersetzt, die nicht in die Menschenwelt passen. Gestern war er hier und hat uns sein Konzept vorgestellt. Es ist wirklich gut.“
Jaromir nickte. „Am liebsten würden wir mit seinen Plänen und Tujana durch die Räume gehen und dann eine Mischung aus beiden Ideen nehmen, aber das stünde einer Grünen ja nicht zu.“
In Abrexars Augen blitzte der Schalk und er schlug ganz harmlos vor: „Macht doch mit Lexia einen Rundgang durchs Haus und zeigt ihr alles. Das interessiert sie bestimmt. Tujana kann dann ja die Pläne tragen.“
Mit einer Mischung aus Empörung und Belustigung meinte Victoria: „Also, das ist wirklich…“
„… eine gute Idee, Vici! Selbst wenn Lexia wollte, könnte sie Tujana so was nie erlauben. Wir können uns auf unsere Weise bei Tujana dafür erkenntlich zeigen. Sie wird sicher noch viele Wochen bei uns sein. Wir finden einen Weg.“
„Aber hat Tujana denn nicht das Recht, stolz auf ihre Fähigkeiten zu sein? Ich meine, es sind doch ihre Ideen und wir klauen sie einfach!“, wand Victoria ein.
Lenir sah sie mitleidig an. „Öffentliche Anerkennung bekommt eine Grüne so gut wie nie und wenn doch, dann erst nachdem sie für immer in die Nebel gegangen ist. Tujana wird wissen, dass sie am Umbau mitgewirkt hat. Und wie Jaromir schon sagte, werdet ihr ganz sicher eine Möglichkeit finden, ihr Anerkennung zu zollen. Auf mehr kann eine Grüne, die in den Diensten der Goldenen steht, nicht hoffen.“
Abrexar blickte Victoria warnend an: „Aber seid vorsichtig, wenn Tujana weiß, dass du abgeschirmte Gedanken lesen kannst, muss sie es Lexia sagen. Diesen Vorteil zu verlieren, wären die besten Pläne der Welt nicht wert.“
Victoria nickte ernst. „Wir werden aufpassen.“
Albert kam, räumte ab und servierte den nächsten Gang. Es gab Feldsalat mit Honig-Senf-Hähnchenbruststreifen und gerösteten Pinienkernen, dazu frisches Baguette.
Abrexar sah leise fluchend auf seinen Teller. „Albert ist ein Meister seines Fachs und ich Idiot habe ihn ziehen lassen!“
Sein unglücklich sehnsüchtiger Gesichtsausdruck brachte Alberts Mundwinkel zum Zucken.
Jaromir und Lenir grinsten einander triumphierend an.
„Naja“, seufzte der Alte Schwarze dann, „immerhin kann ich mich jetzt an leckeren Sachen satt essen – ich muss nachher noch zur Krönung von Grimmarr und bei den Roten ist sicher wieder alles überwürzt und versalzen.“
„Ja, wir hörten, dass er vorgestern seinen letzten Kampf gewonnen hat“, erzählte Jaromir. „Musste er eigentlich noch gegen Tylarr kämpfen?“
Abrexar spießte genüsslich einen Hähnchenbruststreifen mit seiner Gabel auf. „Nein. Wie ich schon zu Beginn vermutete, haben ihn die große Anzahl der Kämpfe in so kurzer Zeit zu sehr geschwächt. Er konnte am Ende einfach nicht mehr. Aber selbst in ausgeruhtem Zustand hätte ich Zweifel, dass er Grimmarr besiegen würde.“
Lenir schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich habe die Bilder von seinem Kampf ja gesehen. Es ist unfassbar, war er da macht. Aber wenn ich es recht überlege, wäre das eine Art zu Kämpfen, die uns Schwarzen auch liegen müsste – wenn wir nur hinter das Geheimnis kommen könnten…“
Abrexar zwinkerte ihm zu. „Wenn du es rausfindest, würde ich es gern erfahren.“
Sie unterhielten sich während der nächsten drei Gänge noch weiter. Die Stimmung blieb gelöst und die Gefährten berichteten von ihren Hochzeitsvorbereitungen. Dass Jaromir Victorias Namen annehmen wollte, gefiel seinem Mentor ausgesprochen gut, denn so wurde die herausragende Bedeutung der Gefährten noch hervorgehoben.
Außerdem hatten sich die zwei in den letzten Tagen bewusst als Paar in der Öffentlichkeit gezeigt. Die Reaktion darauf fiel so aus, wie es zu erwarten gewesen war. Einige vermuteten, dass sich Victoria damit Vorteile verschaffen wollte, hinter seinem Geld her war oder sogar ein Kind von ihm erwartete. Jaromir wurde mehrfach nachgesagt, dass er eine so junge Frau ausgewählt hatte, weil ihn sonst keine nahm. Alles in allem also wenig schmeichelhaft. Aber selbst wenn der eine oder andere keine negativen Gedanken bei ihrem Anblick hatte, so rief das Paar doch immer große Verwunderung
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