Machtlos
Händen zerquetschen, doch Grimmarr war sehr geschickt und vorsichtig.
Er trank einen Schluck und schloss kurz die Augen. „Sehr guter Espresso“, kommentierte er dann.
Jaromir grinste gelassen. „Wenn er dir gefällt, probiere ruhig auch das Gebäck. Unser Butler hat ein Händchen für so etwas.“
Grimmarr beäugte die Schale mit den Keksen misstrauisch, griff dann aber zu. Er kaute kurz und nickte. „Ja die sind gut. Ein bisschen fade vielleicht, aber nicht übel.“
Hoggi kicherte und griff selbst in die Schale. Kauend murmelte er: „Also ich finde, dass da genug Zimt dran ist.“
Victoria hatte bis jetzt nicht erkennen können, was der König der Roten wirklich von ihnen wollte. Das einzige, was sie sah, war unverhohlene Neugier. Er studierte Jaromir und sie förmlich.
Gerade als Jaromir seinen Gast nach dem Grund für seinen Besuch fragen konnte, wurde die Tür zum Speisesalon schwungvoll geöffnet und Abrexar trat ein. Ihm war in keiner Weise bekannt gewesen, dass Grimmarr hier auftauchen würde. Ein Besuch des Königs der Roten – ohne seine Anwesenheit. Das ging gar nicht!
Trotzdem lächelte Abrexar gelassen. „Willkommen im Haus Brookstedt, Grimmarr, König von den Roten.“
Das Lächeln des roten Königs stand dem von Abrexar in nichts nach. „Vielen Dank, Abrexar, Truchsess der Schwarzen, aber lassen wir doch die Förmlichkeiten. Du magst dieses Getue doch genau so wenig wie ich.“ Er deutete locker auf Jaromir. „Außerdem hat mich dein Schüler bereits formvollendet begrüßt und mir etwas angeboten.“
Er griff demonstrativ nach einem zweiten Keks und biss hinein.
„Was will er von euch?“ , fragte Abrexar Jaromir eindringlich.
„Keine Ahnung“ , gab der zurück. „Bisher haben wir nur über Kaffee und Kekse geredet – sie sind ihm zu fade.“
Wenn Victoria nicht so misstrauisch Grimmarr gegenüber gewesen wäre, hätte sie sich totgelacht. Das war eindeutig surreal hier.
Grimmarr beobachtete Jaromirs Mentor lauernd. Es amüsierte ihn köstlich, dass sein Erscheinen hier sogar Abrexar auf den Plan gerufen hatte. „Du willst sicher wissen, warum ich hier bin, oder?“, fragte er mit einem breiten Grinsen.
Abrexar grinste zurück. Ihm hatte Grimmarrs Art schon immer gefallen. Er war nicht so plump und humorlos wie sein Vorgänger, sondern durchschaute die Spielchen der anderen. Im Gegensatz zu seinen Artgenossen haute er nicht einfach dazwischen, sondern spielte mit und hatte auch noch Spaß daran. Abrexar lachte. „In der Tat würde ich das gern wissen. Also, was kann ich für dich tun, Grimmarr?“
„Du?“, fragte Grimmarr erstaunt. „Gar nichts. Ich bin hier, weil ich mir selbst ein Bild von den Gefährten machen wollte. Es kursieren verschiedene Gerüchte und ich wollte meine Informationen aus erster Hand, wenn du verstehst, was ich meine.“
Victoria konnte darin keine Lüge erkennen.
Abrexar nickte. „Ja, das verstehe ich.“ Dann meinte er beiläufig: „Welche Gerüchte hast du denn gehört?“
Nun lachte Grimmarr erfreut. „Ach, es wurden mir die verschiedensten Sachen berichtet. Zum Beispiel, dass Jaromir mindestens fünf Meter gewachsen ist und seine Aura einen schon auf zehn Metern Entfernung in Angst und Schrecken versetzt.“
„Und stimmt es?“, fragte Jaromir lässig.
„Nun ja“, gab Grimmarr entspannt zurück. „Deine Drachengestallt habe ich ja nicht gesehen, aber so wie du hier vor mir sitzt, bezweifle ich das mit der Körpergröße und der Aura ganz ehrlich.“
Dann wurde der Blick des Königs lauernd. „Es gibt Drachen im Großen Rat, die sagen – natürlich nicht offiziell – ihr zwei seid arrogant, falsch, feige und bei Bedarf auch kriecherisch… «eine Bedrohung für die Gesellschaft der Drachen».“
Victoria sah in seinem Geist, dass er sie bewusst provozierte. „So viel also zu Grimmarrs viel gerühmter Diplomatie…“
„Er ist eben ein Roter“ , meinte ihr Gefährte.
Abrexar blieb gelassen.
Als niemand auf seine Bemerkung einging, sah der König Jaromir listig an und fuhr fort: „Mir wurde auch noch zugetragen, dass deine Menschenfreundin nackt herumläuft und sie dir pausenlos… naja, mir wurde gesagt, dass die Menschen über solche Dinge nicht sprechen.“ Er blickte anzüglich zu Victoria.
Jaromir schwoll sofort der Kamm.
„Bleib ruhig, Jaro!“ , befahl Abrexar seinem Schüler. „Er will dich doch nur aus der Reserve locken.“
Grimmarr sah Victoria unverhohlen an und meinte spöttisch: „Aber ich sehe,
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