Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
Vom Netzwerk:
versuchen!“
     

35. Lexia Beljajew
    In den nächsten Tagen lernte Kerstin tatsächlich, sich abzuschirmen. Nachdem sie auf dem Plateau begriffen hatte, wie sie grundsätzlich mit der astralen Kraft umgehen musste, war es nur eine Frage der Übung, bis sie den Zauber beherrschte. Lenir unterstütze sie dabei und am Freitag präsentierten die beiden voller Stolz Kerstins ersten bewusst ausgeführten Zauber.
    Alle applaudierten begeistert und sogar Mandolan bemerkte wohlwollend, dass die Gefährtin den Zauber tadellos ausführte und nur noch ein wenig an der unterbrechungsfreien Aufrechterhaltung arbeiten müsse.
    Kerstin nahm die Bemerkung als das große Lob an, das es war und begrub das Kriegsbeil mit Mandolan.
    Victoria hatte mehrfach versucht, Kerstins Gravitationszauber auszuführen, doch der wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie hatte zwar prinzipiell verstanden, wie sie es anstellen musste, aber sie schaffte es dennoch nicht. Jaromir konnte ihr dabei auch nicht helfen.
    Kerstin versprach, sich Victorias Problem genauer anzusehen. Allerdings machte sie ihrer Freundin nur wenig Hoffnung, denn sie war noch nicht in der Lage, ihren Geist auszuschicken und die Gedanken von anderen zu lesen. Außerdem musste sie erst noch lernen, mit Umgebungsmagie zu zaubern. Vorher weigerte sich Lenir standhaft, längere Flugübungen mit ihr durchzuführen.
    Insgesamt machte Kerstin jetzt gute Fortschritte im Bereich der Magie. Sie lernte zwar nicht so schnell wie Victoria, aber sie kam endlich voran.
    Außerdem unternahm sie mit Lenir täglich kurze Flüge. Es war tatsächlich so, dass sie von einem Sprung durch die Nebel nicht belastet wurde und auf diese Tatsache war Victoria wirklich neidisch. Ihr selbst wurde bei jedem Sprung übel, so dass sie nicht gern durch die Sphäre reiste.
    Für Samstagabend war das erste Treffen von Lexia und Victorias Freunden geplant. Am Morgen frühstückten die Gefährten gemeinsam mit der Adeptin und gaben ihr letzte Tipps.
    Victoria sah Lexia an. Heute Morgen trug sie einen geschmackvollen, dunkelblauen Hosenanzug und dazu eine weiße Bluse. Zusammen mit ihrem exquisiten Goldschmuck und den elegant hochgesteckten Haaren machte sie den Eindruck, als wollte sie zur Verleihung des Nobelpreises gehen und zwar als Gewinnerin.
    Victoria lächelte und meinte freundlich: „Es wird dir mit meinen Freunden sicher helfen, wenn du etwas lockerer gekleidet bist.“
    Lexia blickte sie fragend an. „Lockerer gekleidet?“ Sie stellte sich vor, ihre Kleidung wäre drei Nummern zu groß und schickte der Gefährtin das Bild. „Meinst du etwa so? Was soll das bringen?“
    „Nein, Lexia“, gab Victoria kopfschüttelnd zurück, „ich dachte eher an so etwas.“ Sie sendete ihr ein Bild von Jeans und T-Shirt.
    Lexia sah sie skeptisch an.
    „Na gut“, meinte Victoria lachend und tauschte das T-Shirt gegen eine Tunika. „So würde es auch gehen… Es muss ja nicht genau so aussehen, aber wir Studenten tragen zu solchen Anlässen eben legere Freizeitkleidung.“
    Lexia war noch nicht überzeugt.
    „Du darfst natürlich auch so schick zu unserem Treffen kommen, wie du jetzt bist, aber ich fürchte, dann werden meine Leute dich für eine reiche, aufgebrezelte Ziege halten, die meint, dass sie was Besseres ist.“
    „Aber ich BIN doch etwas Besseres, schließlich bin ich eine Goldene und sie sind nur simple Menschen“ , dachte Lexia irritiert und fragte: „Was ist denn schlimm daran?“
    „Naja“, antwortete Jaromir nachdenklich, „ich vermute, dass Victorias Freunde sich dann nicht wirklich auf dich einlassen werden. Und wenn sie dich nicht mögen, werden sie dich nur so weit wie unbedingt nötig in ihre Planung mit einbeziehen und ansonsten alles ohne dich machen.“
    Lexia war diese Argumentation neu. Für eine Goldene spielte es keine Rolle ob sie jemanden mochte oder nicht. Sie nahm den Platz ein, der ihr in den Reihen ihrer Artgenossen zugewiesen wurde und versuchte dann nach Kräften durch Leistung zu überzeugen. Für das Zusammenleben gab es Regeln, Höflichkeit half sicher, aber persönliche Gefühle behinderten nur. Eine Goldene konnte sich eben nicht aussuchen, mit wem sie zusammenarbeitete und wohin sie entsandt wurde. Aber wenn die Gefährtin meinte, es würde ihr bei ihrer Aufgabe helfen, dann würde sie sich eben etwas «legeres» anziehen – schließlich war Victoria die Expertin in Menschendingen und nicht sie.
    „Und mit deinen Haaren könntest du auch etwas anderes machen. Genau wie

Weitere Kostenlose Bücher