Machtlos
ein geiler Koch. So einer sollte mal in der Mensa den Kochlöffel schwingen!“
„Da hätte ich nichts gegen“, stimmte J zu und schnappte sich einen Garnelenspieß mit exotischen Früchten.
Auch die anderen stürzten sich jetzt auf die neue Platte und verglichen die lapschigen Mensanudeln mit Alberts delikaten Pastanestern.
Felix und Falk stritten sich um den letzten Garnelenspieß, obwohl Falk noch immer an einer griechisch gefüllten Teigtasche kaute.
Lexia erinnerte diese Szene an ein verendendes Tier im Gebirge. Kaum hatte das Wesen sein armseliges Leben ausgehaucht, stürzten sich auch schon die Aasgeier auf seinen Kadaver, kämpften um die besten Stücke und schlangen alles herunter, was sie kriegen konnten. „Das ist abstoßend und niveaulos“ , dachte Lexia angewidert. „Sie sind wie Tiere!“
In diesem Moment bemerkte Falk ihren Blick und ließ den Spieß abrupt los. Felix hatte damit nicht gerechnet. Ein Stückchen Ananas löste sich von dem eben noch heiß umkämpften Spieß und flog in hohem Bogen über den Tisch direkt in seinen Schoß.
„Na super!“ , meldete sich Victoria ironisch bei Jaromir, „Meine Freunde zeigen sich gleich von ihrer besten Seite.“
„Ach was soll’s, Victoria. In manchen Bereichen sind die Goldenen selbst nicht besser als die Tiere.“ Jaromir lächelte seine Gefährtin gelassen an und griff beherzt bei den Häppchen zu.
Nachdem alle gegessen hatten, lenkte Sabine das Gespräch geschickt auf die Hochzeit und fragte nach dem Ablauf des großen Tages. Sie machte sich Notizen und ging im Geiste schon die Ideen der Clique durch und überlegte, ob die mit dem Zeitplan vereinbar waren.
Sie und J waren bemüht, Lexia mit einzubeziehen.
Für alles Weitere vereinbarte J einen neuen Termin ohne das Brautpaar in seiner Wohnung. Lexia sagte lächelnd ihr Kommen zu und fragte sich mit Grauen, wie so ein Student wohl hauste.
Insgeheim interessierte Lexia sich sehr für die neue Gefährtin. Sie war Kerstin im Haus Brookstedt zwar schon mehrfach begegnet, aber immer nur sehr kurz. An diesem Abend hatte sie endlich Gelegenheit, die junge Frau genauer zu studieren. Doch leider hatte Kerstin ihre Gedanken abgeschirmt und immer wenn ihr der Zauber entglitt, wurde sie von Lenir sofort darauf aufmerksam gemacht. „So ein Mist. Dass Victoria perfekt abgeschirmt ist, war mir schon nach meiner ersten Begegnung mit ihr klar, aber bei Kerstin hatte ich wirklich gehofft, etwas sehen zu können… naja, was, soll’s? Vielleicht erwische sie ja mal allein und dann…“
Albert kam mit dem Dessert und räumte die große Platte ab.
Obwohl das selbstgemachte Stracciatellaeis in kleinen Schälchen angerichtet war, traute Falk sich nach Lexias letztem Blick nicht, eins davon zu essen. Er war fest entschlossen, die schöne Russin zu beeindrucken und wollte keinen weiteren Fehler machen. Stattdessen versuchte er, Lexia in ein Gespräch zu verwickeln.
Die Goldene empfand seinen Versuch, ihr zu gefallen, als absolut lächerlich. Aber er amüsierte sie auf eine gewisse Art und so ermunterte sie ihn im Verlaufe des Abends durch das eine oder andere Lächeln.
In den nächsten Stunden ging es in Victorias Salon lustig zu. Nachdem die wichtigsten Hochzeitsdinge besprochen waren, drängten J und Lenir auf eine weitere Runde Mario Kart. Falk erbot sich selbstlos, Lexia zu zeigen, worauf es bei dem Spiel ankam und die Goldene musste überrascht feststellen, dass sie dieses primitive Spiel zwar durchaus verstand, sie es deswegen aber keineswegs beherrschte. Und dass es mit Falks Tipps tatsächlich besser ging.
Sie entwickelte den Ehrgeiz, wenigstens Jaromir zu schlagen, doch der wollte sich die Butter nicht so einfach vom Brot nehmen lassen und kämpfte verbissen, auch wenn er grottenschlecht war.
Die Stimmung war großartig, so dass Victorias Freunde ihr Unbehagen vor den Drachen vergaßen und es ein ganz entspannter Abend wurde.
36. Die Lizenz zum Antworten
Am nächsten Morgen frühstückten Jaromir und Victoria mit Lexia. Das Outfit der Goldenen war heute wieder sehr schick und offiziell. Sie trug einen dunklen Nadelstreifenanzug und dazu eine saphirblaue Bluse, die das strahlende Blau ihrer Augen betonte. Die Haare waren in einem kunstvollen Knoten im Nacken zusammengesteckt und sie hatte edlen Schmuck angelegt. Galadriels Zauber hatte sich verloren.
Sie plauderten ungezwungen. Nach dem ersten Brötchen fragte Victoria die Adeptin ganz offen: „Und, was hältst du von meinen Freunden?
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