Machtlos
gestalten konnte, wie sie wollte. Sie wusste aber auch, dass die Goldenen mit ihrer Forderung, die ehernen Gesetze einzuhalten, recht hatten. „Man kann eben nicht alles haben…“
„Ach, was soll’s? Es wird auch anders sicher toll“, meinte Victoria mit einem schiefen Grinsen und mehr Zuversicht, als sie tatsächlich verspürte.
„Das wird es!“, betonte Tujana. Sie hatte sofort bemerkt, dass Victorias Optimismus nur gespielt war.
Dann machten sie sich auf den Weg zurück zum Haus. Es war kurz vor zwölf und Albert würde bald das Essen servieren.
Sie unterhielten sich angeregt, als sie plötzlich aufgeregte Schreie und Gelächter hörten. Neugierig gingen sie weiter. Hinter der nächsten Kurve öffnete sich das Gelände.
Victoria erkannte den Ort wieder. Hier hatte sie vor vier Monaten Jaromir mit Golfbällen beworfen, um die Funktionsweise des Schutzschildes zu verstehen.
Jetzt standen Kerstin und Lenir auf der Lichtung und spielten Tennis – nur dass sie weder Schläger noch Ball hatten. Kreischend hechtete Kerstin einer winzigen Feuerkugel hinterher, holte kräftig aus und zog voll durch. Sie traf sie mit der bloßen Hand und der brennende Ball änderte abrupt seine Richtung. Nun setzte sich Lenir lachend in Bewegung und fluchte kurz darauf. „Mist! Du bist einfach zu gut, Kess Aer.“
Hinter dem Schwarzen gingen ein paar Blätter in Flammen auf, die er kurzerhand mit einem Minischutzschild erstickte.
„Nenn mich nicht so!“, lachte Kerstin.
„Doch, so nenne ich dich“, widersprach Lenir stolz, „denn du bist die Königin der Lüfte!“ Dann erschuf er einen neuen Feuerball und schlug ihn ebenfalls mit der bloßen Hand in Kerstins Richtung.
Victoria war platt. So was hatte sie noch nie gesehen! Sprachlos beobachtete sie ihre Freunde. „Wie machen die das nur?“
„Sie ist anders als du“, sagte Tujana leise.
Victoria blickte die Grüne verwundert an. „Anders? Was meinst du damit?“
„Ich bin mir sicher, dass Kerstin auch einen Roten hätte wählen können."
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Victoria irritiert. „Ich hatte nicht gerade den Eindruck, als hätte Kerstin überhaupt eine Wahl gehabt.“
Tujana sah sie ruhig an. „Ich kenne mich mit Gefährten nicht aus, doch mein Gefühl sagt mir, dass sie sich auch mit einem Roten hätte verbinden können. Vor ein paar Monaten aber war Lenir der einzige ungebundene Drache in der Gegend …“
„… und so hatte Kerstin tatsächlich keine Wahl“, ergänzte Victoria nachdenklich. „Und ich bin immer davon ausgegangen, dass wir Gefährten füreinander bestimmt sind. … Das muss ich mit Jaro besprechen.“
Einen Augenblick später wurden sie von Lenir bemerkt. Er guckte zu ihnen hinüber und hob grüßend die Hand.
Kerstin hatte sie jedoch nicht gesehen und spielte weiter. Das hatte zur Folge, dass die Feuerkugel direkt auf Lenir zugerast kam und er sich schreiend duckte, um dem Geschoss zu entgehen.
„Tut mir leid“, stammelte Kerstin, „Ich wollte nicht…“
„Kein Problem, Kolibri – ich hätte ja einfach nur aufpassen müssen.“ Schnell erstickte er die Flammen hinter sich. Dann sah er wieder zu Victoria und Tujana und rief: „Hey, ihr zwei! Geht ihr essen?“
„Ja!“, rief Victoria lachend zurück. „Wollt ihr mitkommen?“
Kurze Gedankenrede zwischen den Gefährten und schon rief Kerstin. „Ja, wir kommen. Wartet, wir holen nur eben unsere Sachen.“
Lenir war schon an den Rand der Lichtung gelaufen und holte zwei Jacken. Dann nahm er Kerstin bei der Hand und rannte lachend mit ihr über die Grünfläche.
Als sie bei ihnen angekommen waren, bemerkte Victoria augenzwinkernd: „Na Lenni, habt ihr euren Lehrplan angepasst?“
„Nur ein wenig erweitert, liebste Victoria“, gab Lenir spitzbübisch zurück. „Selbstverständlich haben wir nichts rausgeschmissen, was ihr alten Hasen für wichtig haltet, aber wir machen eben auch noch was anderes... und wie du siehst, ist Kerstin in der Lage Energien abzuleiten, wenn diese denn nicht allzu groß sind.“
„Ha, so macht ihr das also! Das müsste dann ähnlich wie der Schutzschild funktionieren, oder?“, erkundigte sich Victoria.
Lenir nickte. „Jepp! Die Kandidatin hat hundert Punkte.“
Victoria grinste. „Ich gebe zu, dass es mir lieber ist, wenn wenigstens komprimiert Luft zwischen mir und einem Feuerball ist.“
„Und das ist genau der Unterschied zwischen dir und Kerstin: Meine Gefährtin ist echt mutig…“
„… und ich bin ein
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