Machtlos
denn die Aussicht auf die Tätowiernadel reizte sie nicht wirklich und so ein Tattoo war schließlich für die Ewigkeit.
Lachend klopfte Kerstin ihr auf die Schulter. „Ach, komm schon, Vici! Sei kein Angsthase. So schlimm wird das nicht. Und wir wählen eine Stelle, die man nicht sofort sieht. Dann braucht sich auch deine Mutter nicht drüber aufzuregen.“
Victoria war noch nicht überzeugt, so dass ihre Freundin weiter argumentierte: „Falls es dir wirklich nicht gefällt, was ich mir übrigens nicht vorstellen kann, gibt es doch sicher eine magische Möglichkeit, das Teil wieder loszuwerden.“
Victoria nickte langsam. Eigentlich war Kerstins Idee gar nicht so übel und das Geschenkeproblem hätte sie damit auch gelöst.
Kerstin grinste breit, zückte ihr Handy und rief Falk an. Der kannte tausend Leute und sicher auch einen, der ihnen einen guten Tätowierer empfehlen konnte.
Den restlichen Nachmittag verbrachte Victoria damit, Kerstin zu zeigen, wie sie ihre Gedanken vor Lenir verbergen konnte.
Sie sah ihre Freundin ernst an. „Dir muss klar sein, dass dein Gefährte prinzipiell jeden Gedanken von dir sehen kann, jedenfalls ist das bei Jaro und mir so. Wenn ich mal für mich sein will, dann begebe ich mich – ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken soll – also, dann begebe ich mich in einen bestimmten Geistesraum und lehne die Tür an. Jaromir weiß dann, dass ich ungestört sein möchte und respektiert das. Guck mal, so meine ich.“
Kerstin spähte durch ihre Gedankenfenster und nickte dann. „Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Ich fürchte nur, dass ich Lenni das ganz explizit sagen muss. Der ist immer sooo neugierig. Er könnte es als Sport ansehen, herauszufinden, was ich geheim halten will…“ Sie grinste schief.
Victoria sah sie ernst an. „Dann muss der Gute das eben lernen.“
Kerstin nicke. „Ja, das muss er! Ich liebe ihn über alles, aber manchmal ist mir das mit uns echt fast zu eng…“
Schließlich kam der Freitag. Jaromir und Lenir hatten nichts Großartiges für diesen Tag geplant. Drachen feierten ihre Geburtstage nicht – es gab wohl einfach zu viele davon in einem Leben.
Trotzdem überreichten Kerstin und Victoria den beiden beim Frühstück Kinokarten für den Animationsfilm «Drachenzähmen leicht gemacht».
Jaromir grinste. „Na, das ist ja passend.“
„Wir sind ja auch soo wild“, lachte Lenir.
„Genau das seid ihr“, gab Kerstin streng zurück, „also passt gut auf.“
Victoria nickte. „Wir Mädels haben heute noch was vor und werden eine Weile unterwegs sein.“ Dann wandte sie sich direkt an ihren Gefährten: „Sorge dafür, dass Lenir heute abgelenkt ist und sei DU auch nicht so neugierig!“
„Oha! Was habt ihr vor?“
„Eine Überraschung. Und jetzt hör auf zu fragen. Du wirst kein Sterbenswörtchen aus mir rausbekommen und – nein! – auch kein Bild!“
„Schade, ich bin schon ganz gespannt. Was kann das nur sein, was du und Kerstin zusammen…“ In Jaromirs Geist stiegen Bilder von den Studentinnen beim Aussuchen von Dessous auf.
„Auch eine schöne Idee“ , antwortete Victoria lachend, „aber das ist es nicht. Und jetzt Schluss!“
„Sehr schade“ , seufzte Jaromir, „ich hatte mich schon auf eine schöne, neue Verpackung für mein «Geschenk» heute Nacht gefreut.“
„Ach du!“ , schalt Victoria lachend, „als wenn ich solche Sachen lange tragen würde…“
„Und ich dachte immer, auf die Länge würde es euch Frauen gar nicht ankommen“ , meinte Jaromir unschuldig.
„Hey, Jaro“, rief Lenir dazwischen, „was tuschelst du da mit Vici? Sie wird ja ganz rot.“
Jetzt wurde Victoria erst recht knallrot und Lenir lachte.
„Ach, lass sie in Ruhe“, sagte Kerstin lächelnd. „Und seid pünktlich. Der Film läuft nur noch in der Brücke um halb fünf.“
Kurz nach dem Frühstück hatten Kerstin und Victoria ihren Termin im Tattoostudio. Falk hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und tatsächlich beim renommiertesten Studio der Stadt kurzfristig einen Termin bekommen. Er hatte sich gewundert, dass insbesondere Victoria ein Tattoo wollte. Aber sie hatte sich in den letzten Monaten verändert. Sie war irgendwie selbstbewusster geworden und wer Professor Unheimlich heiraten wollte, für den war ein Tattoo wohl kein großes Ding. Außerdem hatte sie ihm so oft durch die Klausuren geholfen, dass er keine Fragen stellte, sondern alles organisierte.
Die Frauen berieten sich mit den Tätowierern Inky und
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