Machtlos
unfruchtbares Dasein eine Berechtigung hat. Der vor Leben überquellende Regenwald ist nicht länger unsere Heimat, das karge Gebirge passt heute bestens zu uns.“
Sie schluchzte und sank in sich zusammen.
Victoria fühlte ihre überwältigende Trauer. Sie versuchte ihren Schutz aufzubauen, doch es gelang ihr kaum. Auch ihr liefen nun Tränen übers Gesicht.
„Was ist denn los, Kleines?“ , meldete sich Jaromir besorgt.
Victoria zeigte es ihm über die Gedankenverbindung.
„Ich helfe dir“ , versprach er sanft, „ich fürchte nur, dass du für Tujana nichts tun kannst.“
Jaromir verstärkte Victorias emotionale Schutzbarriere.
Sie atmete tief durch. „Wahrscheinlich hast du recht damit. Aber das wenige was ich machen kann, werde ich tun!“
Victoria nahm Tujana in den Arm und strich ihr tröstend über den Rücken. Tujana ließ es geschehen und weinte den angestauten Schmerz heraus. So standen sie unter einer großen Rotbuche im Sonnenschein. Blätter tanzten fröhlich bunt um sie herum. Zeit hatte keine Bedeutung.
Irgendwann hatte die Grüne keine Tränen mehr. Sie schniefte noch einmal und löste sich dann aus der Umarmung. „Es tut mir leid, Victoria. So ein Verhalten gehört sich nicht für eine Dienerin.“
Victoria sah sie verständnislos an und sagte: „Ich sehe hier keine Dienerin. Nur eine Freundin, die dringend Trost brauchte.“ Sie grinste schief und zwinkerte Tujana zu.
Nun lächelte auch Tujana ein wenig. „Danke.“ „Die Menschen sind uns ähnlicher, als ich es je für möglich gehalten hätte!“ Dann lachte sie und meinte: „Wir Grünen können jedem helfen – nur bei uns selbst versagen wir kläglich…“
„Man kann sich eben schlecht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen“, bemerkte Victoria.
Die Grüne nickte. Dann hielt sie inne und blickte interessiert in das Gebüsch hinter Victoria.
Auch Victoria drehte sich um. Erst sah sie nichts. Doch als dann der Wind in die Baumkrone der Buche fuhr, fand ein Sonnenstrahl den Weg ins Gebüsch. Dort wurde er von irgendwas reflektiert. „Was ist da?“, flüsterte sie leise.
„Wollen wir nachsehen?“, fragte Tujana mit erwachender Neugier.
Victoria nickte und gemeinsam erkundeten sie das Unterholz.
Eine halbe Stunde später hatte Tujana die Ruinen eines Gebäudes freigelegt. Den Vorgang allein fand Victoria schon hochinteressant, denn die Grüne hatte mit Erdmagie gearbeitet und darauf geachtet, dass keine Pflanze dabei zu Schaden kam, sondern alle behutsam umgesetzt wurden. Hätte sie darauf keine Rücksicht genommen, wäre es bedeutend schneller gegangen.
Jetzt standen die beiden Frauen staunend vor unzähligen hellen, kunstvoll behauenen Steinen, die in einem Umkreis von hundert Metern verstreut lagen und bis vor kurzem einen Meter tief unter der Erde gelegen hatten.
„Was das wohl mal gewesen ist?“, fragte Victoria staunend.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Tujana und nahm einen Stein in die Hand, der auf einer Seite ein wunderschönes Rankenrelief aufwies. Sie strich mit ihren Fingern vorsichtig über eine kunstvoll gearbeitete Rosenblüte. „Ich frage mich, wie alt das wohl sein mag…“
Nun musste Victoria grinsen. Sie wusste genau die richtige Person für so ein Rätsel. „Komm, das zeigen wir Hoggi. Der Gute wird ganz aus dem Häuschen sein.“
Jetzt lachte auch Tujana. „Eine gute Idee.“ Die Grüne mochte den schusseligen Weißen sehr, das konnte Victoria sehen.
Die Gefährtin suchte kurzerhand nach seinem Gedankenmuster, konnte es jedoch nicht in der Umgebung entdecken. „Schade, er scheint unterwegs zu sein. Naja, dann können wir ihn später damit überraschen.“
Tujana nickte und besah sich noch einmal ihren Fund. Das Gebäude war für die Dimension einer Himmelsechsen nicht sehr groß gewesen, aber dafür aufwändig mit floralen Mustern verziert. Spontan entstand in ihrem Geist die Vision von einem offenen Tempel. Sie blickte die Gefährtin von der Seite an und plötzlich sah sie Jaromir und Victoria in der Mitte des Tempels, während Abrexar sie traute. „Ihr beide solltet hier heiraten und nicht in der Kirche in der Stadt“, murmelte Tujana und zeigte Victoria ihre Vision.
Victoria seufzte. „Du triffst mal wieder genau meinen Geschmack, Tujana. Eine Zeremonie im Sommer hier im Park und dann noch eine kleine Gartenparty – das wäre es. Aber leider haben die Goldenen da andere Vorstellungen…“
Tujana nickte stumm. Sie wünschte Victoria von Herzen, dass sie das Fest so
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