Machtlos
Kühlung ist das in den Griff zu kriegen. Bei Mando würdet ihr danach gar nichts merken.“
„Ach“, winkte Kerstin lässig ab, „mit dem Jucken können wir leben! Black Jack hat uns auf Schlimmeres vorbereitet. Im Moment brennt es einfach nur. Da wäre Jucken eine deutliche Verbesserung.“
Victoria nickte. „Jucken wär prima, ehrlich! Und warm ist mein Tattoo jetzt auch schon.“
„Das kommt vom Waschen und Trockentupfen, Vici, du Weichei!“, lachte Kerstin und bemerkte vergnügt in Narex Richtung: „Victoria hat das nicht so mit dem Tätowieren.“
„Na dann“, grinste Narex, „lasst uns loslegen. An welcher Stelle habt ihr euch denn tätowieren lassen?“
Kerstin drehte sich um und zog ihren Pulli aus.
Der schwarze Drache pfiff anerkennend durch die Zähne. „Sehr cool, Kerstin! Lenni wird begeistert sein.“
„Das hoffe ich doch! … Muß ich was tun?“, fragte Kerstin über ihre Schulter hinweg.
Narex schüttelte den Kopf. „Stillhalten reicht schon. Dauert nicht lang.“
Tatsächlich war der Zauber so schnell vorüber, dass Lenir gar nichts davon mitbekam.
„Die Nächste bitte“, forderte Narex nun Victoria auf.
Victoria nickte und machte es wie Kerstin.
„Na, Jaro ist aber auch sehr gut getroffen. Das wird ja eine hübsche Überraschung für die zwei!“
Wenige Augenblicke später war das Brennen auf Victorias Schulterblatt verschwunden. Dafür kribbelte es nun angenehm. „Das ist doch viel besser“ , dachte sie erleichtert. „Vielen Dank, Narex.“
„Immer wieder gern, ihr zwei!“
Da es nach Narex Behandlung schon fast drei Uhr war, informierte Victoria Jaromir, dass sie sich nicht im Haus Brookstedt, sondern direkt vor dem Kino treffen wollten.
Kurz nach vier hatten Victoria und Kerstin in einer noblen Dessous-Boutique jeweils zwei schicke Sets erstanden.
Kerstin lächelte. „Am liebsten würde ich die roten Sachen ja gleich anziehen, aber ungewaschen… lieber nicht. Darüber habe ich vorhin gar nicht nachgedacht – so ein Mist…“ Sie rümpfte ihre Nase.
„Na, dann komm mal mit“, sagte Victoria leise und zog ihre Freundin in Richtung Kundentoilette.
Die Damentoilette war schick wie eine Wellnessoase und es lief sogar Entspannungsmusik im Hintergrund.
Kerstin pfiff anerkennend: „Also, der Laden hier begeistert mich immer mehr. Aber was hast du vor?“
Victoria sah sich um. Sie waren die Einzigen hier.
„Na, waschen! Was denn sonst?“, gab sie schließlich zurück.
„Und dann willst du die Sachen nass anziehen?“, fragte Kerstin verwirrt.
„Nein, sicher nicht“, antwortete Victoria und entfernte entschlossen die Preisschildchen von ihren türkisfarbenen Dessous. Sie und Kerstin hatten sich extra Modelle ausgesucht, deren Träger sich im Rücken überkreuzten, so dass die Tattoos nicht verdeckt wurden.
Dann hielt Victoria beide Teile auch schon unter den Wasserhahn und gab etwas von der duftenden Lavendelseife hinzu. Sie drückte den zarten Stoff vorsichtig, bis es schäumte. Schließlich spülte sie die Sachen gründlich mit klarem Wasser aus.
„Und jetzt?“, fragte Kerstin gespannt.
„Jetzt stellst du dich vor die Tür, damit hier keiner unverhofft reinkommt“, befahl Victoria.
Kerstin zog skeptisch eine Augenbraue hoch, versperrte dann aber doch die Tür.
„Luftmagie“ , erklärte Victoria knapp und trocknete den dünnen Stoff in wenigen Augenblicken. Sie grinste: „So, jetzt sind deine Sachen dran!“
„Wow! Wie praktisch“, lachte Kerstin und reichte Victoria ihre roten Dessous.
Kurz vor halb fünf waren die Gefährtinnen beim Kino. Die Brücke war ein altes Lichtspielhaus in der Innenstadt, in dem Filme für kleines Geld liefen, die bei den großen Kinos schon aus dem Programm raus waren. In der Regel waren die Säle hier selten voll besetzt, so dass Jaromir mit seiner unheimlichen, ausufernden Drachenaura keine Probleme bekommen würde.
Jaromir und Lenir warteten schon auf ihre Mädels und begrüßten sie mit einem strahlenden Lächeln.
„Wann kriegen wir denn die Überraschung zu sehen?“, erkundigte sich Lenir gespannt.
„Sei nicht so neugierig“, antwortete Kerstin mit einem breiten Grinsen.
„Bahh, ICH doch nicht!“, winkte er lässig ab.
Victoria sah, dass er genau wie Jaromir wusste, dass sie sich hatten tätowieren lassen. Nur dass Lenni es kaum noch abwarten konnte, endlich Kerstins Motiv zu sehen.
Jaromir strahlte übers ganze Gesicht: „Doch, Lenni, du bist neugierig wie ein altes Waschweib.“ Er
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