Machtlos
beschäftigt…“
43. Eiskalt
Anerkennend betrachtete die Königin der Goldenen die tiefverschneiten Hänge des Gebirges, die der Mond in sein kühles, silbernes Licht tauchte. „Die Aussicht ist grandios – selbst jetzt bei Nacht. Geschmack hat er, das muss ich ihm lassen.“
Jalina seufzte. Sie hasste das, was sie gleich tun musste, denn es würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu lästigen Problemen führen, wenn es schief ging. Aber sie hatte keine Wahl. Ihre Vorfahren waren vor knapp sieben Jahrhunderten ein großes Risiko eingegangen, um ihrem Volk die Vorherrschaft unter den Drachen zu sichern. Sie durfte das Geheimnis nicht noch stärker als ohnehin schon in Gefahr bringen, sondern musste endlich handeln.
Sie atmete entschlossen die eisige Nachtluft ein und ließ ihren Blick schweifen. Dieser Ort war wirklich zauberhaft.
Dann rissen die Nebel auf und ein großer, roter Drache landete neben ihr, so dass der Schnee hochstob.
Jalina blickte ihren Gast missbilligend an. „Du siehst schlecht aus, Tylarr. Ich war nicht sicher, ob du es hierher schaffen würdest…“
„Ha!“ , lachte der Rote freudlos. „Es braucht schon mehr als ein paar Anwärterkämpfe, um mich in die Knie zu zwingen. Aber wenn du mich nur hierher gerufen hast, um dich an meiner Niederlage zu weiden, dann verschwinde ich wieder.“ Er wandte sich ab und machte sich startbereit.
Jalina beeilte sich mit echtem Bedauern zu senden: „Nicht doch, Tylarr. Wir haben beide schwere Zeiten hinter uns. Es tut mir leid. Ich wollte dich ganz sicher nicht beleidigen. Es ist nur so, dass ich in dir immer den nächsten König gesehen habe und nun…“ Aufrichtige Enttäuschung stand Jalina ins Gesicht geschrieben.
Tylarrs Augen verwandelten sich zu schmalen Schlitzen, als er die Goldene misstrauisch musterte. „Gefällt dir dein neues Schoßhündchen etwa schon nicht mehr?“ Er verzog hämisch grinsend sein Gesicht und fuhr fort: „Ich hörte, dass er einen eigenen Willen entwickelt haben soll und große Neugier den Gefährten gegenüber…“
Jalina gestattete sich, ihrem Ärger Luft zu machen. „Grimmarr ist ein Narr, wenn er glaubt, dass ich ein solches Verhalten toleriere. Er wird so nicht …“
„Merkwürdig“ , unterbrach Tylarr sie kühl, „auch wenn ich persönlich diesen Emporkömmling nicht annähernd für traditionsbewusst genug halte, so wird der Rückhalt in meinem Volk für ihn doch von Tag zu Tag stärker. Den meisten gefällt seine unabhängige Art zu denken… das und sein Versprechen, den Roten wieder zu ihrer alten Stärke zu verhelfen…“ Er sah die Königin der Goldenen provozierend an.
Jalina hielt seinem Blick stand und fragte schlicht: „Willst du nicht mehr König werden?“
„Wir Roten HABEN gerade einen neuen König gekrönt, falls dir das entgangen sein sollte. Und dieser König erfreut sich bester Gesundheit.“
„Niemand ist vor einem Unfall gefeit. Solche bedauerlichen Dinge passieren doch immer wieder“ , bemerkte Jalina unschuldig.
In Tylarrs Augen flackerte ein gieriges Glitzern auf. Er WOLLTE König sein. Er war Katteschs Stellvertreter gewesen und sollte nun auf dem Thron sitzen. Aber stattdessen saß dort dieser Zwerg Grimmarr… Ein Unfall könnte seine Probleme lösen, aber als Roter verbot ihm die Ehre, an so etwas überhaupt nur zu denken. Wenn allerdings Jalina… Mächtig genug war sie und durchtrieben genug auch, aber konnte er ihr trauen? Hasserfüllt sah er sie an. „Kattesch hatte recht, als er mich vor dir warnte. Du bist gefährlich…“
Jalina sagte nichts und betrachtete einfach nur die atemberaubende Aussicht. Der Wind trieb den Schnee in einer langen weißen Fahne über einen Kamm.
„Also, was willst du?“ , brummte Tylarr schließlich schlecht gelaunt.
Jalina sah kurz zu dem Roten hinüber und wandte ihr Gesicht dann wieder dem Horizont zu.
Schweigen.
In Tylarrs Gehirn arbeitete es schwerfällig und schließlich sinnierte er: „Die Gefährten sind durch das unbrechbare Versprechen geschützt. Das hat deine eigenen Adeptin verbockt!“
„Wie ich schon sagte: Niemand ist vor einem Unfall gefeit.“
Jalina sah den Roten plötzlich eindringlich an. „Wusstest du eigentlich, dass die Versiegelung an den Toren schwächer wird?“
„Was?“ , fragte Tylarr verwirrt. Dann erstarrte er und rief aufgebracht: „Du willst, dass ich Dämonen auf die Gefährten hetze?! Das kann nicht dein Ernst sein! Wir Roten haben jeden Herzschlag dem Kampf gegen diese unsägliche
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