Machtlos
eine gute Strategie entwickeln“ , gab Jaromir angespannt zurück.
Die Nachtmaare blieben für ein paar Sekunden auf Abstand. Es schien Victoria fast, als würden sie die Gefährten taxieren, während sie ihre Bahnen zogen. Sie veränderten permanent ihre Form: Sie waberten und ließen lautlos ihr Inneres nach außen quellen.
„ Eigentlich sehen sie ganz harmlos aus – fast wie kleine, durchsichtige Kumuluswolken“ , dachte Victoria, doch ihr Instinkt warnte sie eindringlich davor, diesen hellgrauen Wolken zu nahe zu kommen.
„Wir müssen aus ihrer Mitte raus!“ , sendete Lenir entschieden. Er hatte die regelmäßigen Flugbahnen der Dämonen beobachtet und eine Lücke in ihrem Netz berechnet. Jetzt hielt er direkt auf diesen Punkt zu.
Die Wolken waren zwar nicht sehr wendig, dafür aber verflixt schnell. Im letzten Moment schob sich eine in den Weg von Lenir und dehnte sich weit aus.
Lenir drehte abrupt ab, doch die Rauchwolke erfasste seine rechte Flügelspitze.
Der Drache brüllte auf und Victoria konnte seinen Schmerz spüren. Ein kaltes Brennen fraß sich durch seinen Körper.
Außerdem behinderte der Dämon Lenirs Flug. Mit jeder Sekunde wurde die Wolke undurchsichtiger und dunkler.
Von der anderen Seite näherte sich ein zweiter Nachtmaar.
„Verdammt! Schieß das Biest von meinem Flügel runter!“ , forderte Lenir seine Gefährtin energisch auf.
Und Kerstin schoss. Aus ihrer gespreizten, rechten Hand zuckte magisches Feuer in einem fingerdicken, blassblauen Strahl. Ihre magische Salve traf den Nachtmaar präzise im Zentrum und wurde dort absorbiert.
Gleichzeitig feuerte Lenir auf den zweiten Nachtmaar, der von links kam.
Beide Dämonen zuckten zwanzig Meter zurück und erstarrten für eine Millisekunde.
Lenir legte die Flügel an und ließ sich fallen, um sich aus der Reichweite der Wolken zu bringen und die Linien der Nachtmaare nach unten hin zu durchbrechen.
Doch unten fingen ihn sofort zwei weitere Dämonen ab.
Lenir und Kerstin feuerten erneut und wendeten dann scharf mit einem gewagten Manöver in die einzige freie Richtung: auf ihre alte Position neben Jaromir. Kerstin war auf seinem Rücken wie festgewachsen und nahm schon den nächsten Nachtmaar ins Visier.
„STOPP“ , brüllte Jaromir, „Ihr beiden macht es nur schlimmer!“
Lenirs Fluchtversuch hatte bloß wenige Sekunden gedauert. Die vier getroffenen Nachtmaare waren alle kurz zurückgezuckt. Gleich darauf erwachten sie jedoch zu neuem Leben. Sie bewegten sich jetzt noch schneller auf ihren Bahnen um die Gefährten herum und flackerten. Dicker, dunkelgrauer Qualm wälzte sich aus ihrem Inneren hervor. Es stank, als hätte man irgendwo Autoreifen verbrannt.
Und tatsächlich waren die getroffenen Dämonen jetzt schon so groß wie Pferde, bedrohlich undurchsichtig und dunkelgrau. Ihr beißender Geruch ließ den Gefährten die Augen tränen.
Endlich erwachte Victoria aus ihrer Starre. „Warum springen wir nicht fort von hier?“
„Sie würden uns in die Nebel folgen“ , rief Lenir. „Dort sind sie uns gnadenlos überlegen.“
„Dann ruft doch endlich Hilfe!“ , forderte Kerstin atemlos.
„Wir können nicht!“ , erklärte Jaromir. „Die Nachtmaare blockieren unser Langstreckensenden. Dafür reichen schon vier von diesen Monstern.“ Dann öffnete er seinen Geist.
Kerstin und Victoria sahen, was Jaromir über die Dämonen wusste. Nachtmaare waren geistlose Kreaturen, die sich von magischer Energie ernährten. Mit Vorliebe saugten sie die körpereigene, astrale Energie aus Lebewesen heraus, bis diese starben. Fast wie Vampire.
Doch sie fraßen auch magisches Feuer, Geschosse, ja sogar Schutzschilde. Diese aggressiven Energieformen waren ihnen zwar zuwider, aber Futter war Futter. Je mehr sie fraßen, desto größer, dunkler und mächtiger wurden die Dämonen und desto mehr Nahrung benötigten sie. Während der Torkriege hatten einige von ihnen innerhalb kurzer Zeit ganze Landstriche entvölkert. Das war auch der Grund, warum die Gefährten jetzt hier im Gebirge bleiben mussten. Sobald die Dämonen in bewohntes Gebiet kämen, würden sie völlig außer Kontrolle geraten. Wenn sie jedoch eine gewisse Zeit keine Energie mehr bekamen, wurden sie langsam heller und durchscheinend, bis sie schließlich verhungerten.
Aber Nachtmaare waren unersättlich und fraßen, was immer sie kriegen konnten. Sie waren in der Lage magische Energie aufspüren wie Trüffelschweine die begehrten Pilze. Kerstins Schuss in den Schnee
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