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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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fließenden Bewegung in seine Drachengestalt. Kerstin stieg mühelos auf seinen Rücken.
    Victoria war immer wieder erstaunt, wie leicht und natürlich ihre Bewegungen aussahen. Fast so, als hätte ihre Freundin nie etwas anderes gemacht, als auf einem Drachen herumzuklettern.
    Lenir stieß sich vom Boden ab und verschwand sogleich in den Nebeln.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Victoria das unbestimmte Gefühl, dass sie lieber nicht aufs Plateau fliegen sollten. Doch dann dachte sie an die Sonne, die klare Bergluft und ihre Freunde und schob das Gefühl beiseite.
    Jaromir verwandelte sich ebenfalls und hockte sich hin. Victoria grinste. Sie wusste, dass sie im Vergleich zu Kerstin plump wirkte, doch auch sie saß schließlich oben und wappnete sich gegen die wattige, weiße Leere des Nebels.
    Als sie ein paar endlose Herzschläge später über dem Plateau aus der Sphäre traten, stellten sich bei Victoria die Nackenhaare auf. Sie sah sich alarmiert um, doch alles war, wie es sein sollte. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel und ließ den Schnee an den Hängen wie Diamantenstaub funkeln. Über einem der östlichen Gipfel hingen ein paar weiße Wolken. Kerstin und Lenir tobten schon auf ihrem Lieblingsplatz im Schnee und warteten ungeduldig auf sie.
    Alles war gut. Und doch…
    „Was ist los? Warum bist du so unruhig?“ , wollte Jaromir wissen.
    „Ich weiß nicht.“ Victoria wurde immer rastloser. „Ich habe nur das unbestimmte Gefühl, dass wir hier wegsollten.“
    „Gut. Ich sage Lenir Bescheid und dann fliegen wir beide zurück.“
    „NEIN!“ , antwortete Victoria heftig, „Sie dürfen nicht hier bleiben!“
    „Hey, ihr zwei!“, rief Kerstin ungeduldig von unten. „Habt ihr Schiss, oder wartet ihr auf den Frühling?“
    „Wir müssen hier verschwinden!“ , sendete Victoria nun an alle. Sie hatte wirklich Angst.
    „Das ist nur ein Trick“ , antwortete Lenir aufgekratzt und wirbelte mit seiner linken Pranke eine beträchtliche Menge Schnee auf. „Victoria will sich nur rächen, weil ich sie vor dem Start gepiesackt habe.“
    Kerstin lachte.
    „NEIN! LOS, WIR MÜSSEN ALLE HIER WEG!“ , schrie Victoria jetzt. Sie wurde panisch. Das Gefühl kannte sie zu gut. Es war wie im Sommer in Schweden, als die Armee der Roten auf sie zuflog und sie nicht wegkonnte. Und es wurde immer schlimmer.
    „Wir fallen nicht auf dich rein, Vici! Kommt endlich runter und stellt euch dem Kampf wie echte Krieger.“ Kerstin spreizte die Finger und feuerte einen kurzen Magiestoß in den Schnee, so dass der zu allen Seiten wegspritzte. „Drücken gilt nicht!“
    „Genau, ihr Feiglinge!“ , unterstrich Lenir herausfordernd und bemerkte dann amüsiert an Kerstin gewandt: „Sie wissen, dass wir sie platt machen. Victoria schlottert ja schon vor Angst.“
    „Das ist kein Spiel“ , mischte sich Jaromir nun ein. „Victoria meint es ernst. Es ist…“
    In diesem Moment bemerkte Jaromir bei einem Gipfel zu seiner Linken einige durchscheinende Rauchwolken, die sich ihnen mit großer Geschwindigkeit näherten.
    „NACHTMAARE!“ , brüllte er aus Leibeskräften. Er wollte Hilfe rufen, doch es war schon zu spät. Er kam nicht mehr durch mit seinem Senden.
    Lenir erstarrte für eine Sekunde. Mit Dämonen machte nicht einmal er Scherze. Er stieß sich vom Boden ab, packte Kerstin im Flug mit seiner rechten Klaue und schleuderte sie gezielt auf seinen Rücken. Kerstin fand sofort einen sicheren Sitz und duckte sich über seinen Hals.
    Die Rauchwolken hatten sie erreicht und fächerten sich geräuschlos vor ihnen auf. Es waren sieben Stück. Sie waren hellgrau und so durchscheinend, dass sie das Sonnenlicht durchließen.
    Jaromir und Lenir flogen über dem Plateau kleine Schleifen. Sie deckten sich gegenseitig ihren Rücken und versuchten angestrengt, die Nachtmaare im Auge zu behalten. Keine Sekunde später hatten die Dämonen sich in ein paar hundert Metern Abstand gleichmäßig um die vier Gefährten verteilt und bewegten sich nun auf Kreisbahnen um die Drachen herum, wie Satelliten um die Erde.
    Es roch nach angebranntem Gummi.
    Der Wind erzeugte ein leises Rauschen, wenn er über die Schwinger der Drachen strich. Davon abgesehen war es totenstill.
    „Sie müssen schon gefressen haben, sonst wären sie nicht so groß wie Hunde“ , zischte Jaromir angespannt.
    „Wie kommt diese Brut überhaupt hierher?“ , wollte Lenir wissen.
    „Die Frage braucht uns nicht mehr zu interessieren, wenn wir nicht schnell

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