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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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geschlafen. … Das hätte ich doch garantiert in seinem Geist gesehen. Außerdem ist da noch etwas…“
    „Ich höre“, hakte Abrexar nach.
    „Hast du die feinen rosa Ränder in meiner Erinnerung bemerkt?“
    Der alte Schwarze schüttelte seinen Kopf. „Zeig mir die Bilder noch mal.“
    Victoria tat wie ihr geheißen und meinte: „Hast du’s gesehen? Das ist nicht von mir. Das fiel mir schon in Lexias Gedanken auf. Die Bilder wirken auf mich irgendwie… unwirklich … fast wie eine Illusion.“
    „… oder wie eine Vision. Ich habe so etwas noch nie gesehen…“, grübelte Abrexar fasziniert.
    Victoria nickte. „Ich auch nicht… Vorher hatte sich Lexia stark konzentriert. Spontan habe ich diese Art von Bildern jedenfalls nicht bei ihr aufkommen sehen.“
    Abrexar sah sie an und fragte: „Können die Goldenen in die Zukunft sehen?“
    Victoria zuckte mit den Schultern.
    Der Schwarze rieb nachdenklich sein Kinn. „Das könnte so manches erklären… Außerdem würde es bedeuten, dass Jalinas Spionagenetzwerk nur halb so gut ist, wie ich befürchte…“ Er grinste und zwinkerte Victoria zu. „Hast du noch mehr solche Bilder?“
    „Nur eines noch“, antwortete Victoria und öffnete ihren Geist erneut. Lexia wurde von ihrer Mentorin mit Recherchen in den geheimen Sektionen der Bibliothek der Goldenen beauftragt. Auch bei diesen Bildern waren die Ränder zart Rosa und wirkten merkwürdig zerbrechlich. „Ich bin mir sicher, dass auch das nie passiert ist, denn als Lexia diese Vision hatte, wurde sie von starken Selbstzweifeln geplagt.“
    Abrexar nickte zufrieden. „Du könntest Recht haben mit deinen Beobachtungen. Wenn das wirklich wahr ist…“
    „Aber kann das überhaupt wahr sein?“, wollte Victoria wissen. „Ich meine, ist es möglich, dass solche Fähigkeiten über Jahrhunderte hinweg verborgen bleiben? Und überhaupt, warum machen die Goldenen da so ein Geheimnis draus? Ihr Schwarzen könnt als einzige über große Distanzen senden, die Roten auch halbtot noch sicher durch die Nebel reisen und die Goldenen eben in die Zukunft sehen. Na und? Was soll die Geheimniskrämerei?“
    Abrexar sah Victoria ernst an. „Offensichtlich wurde diese Fähigkeit während des Initiationsritus in Lexia geweckt und das bedeutet, dass das kein Talent ist, was einfach so zu Tage tritt. Es ist also durchaus möglich, dass die Goldenen nicht seit Anbeginn der Zeit Zugang zum zweiten Gesicht haben.“
    „Und selbst wenn das so ist. Ich verstehe trotzdem nicht, warum sie das für sich behalten“, murrte Victoria genervt.
    „Macht“, antwortete Abrexar schlicht.
    Victoria verdrehte die Augen. Bei Abrexar drehte sich immer alles um Macht. Wie sie das hasste! Und noch mehr hasste Victoria es, dass er damit nicht allein war. Das war ja das schlimme – ALLE einflussreichen Leute spielten dieses Spiel. Abrexar hatte sogar sie selbst mit vernünftigen Argumenten dazu gebracht mitzuspielen.
    „Aber ich habe Recht damit. Besonders bei den Goldenen geht es ausschließlich um dieses eine Thema“, belehrte Abrexar sie. „Wenn ich die Zukunft kenne, habe ich einen großen Vorteil gegenüber allen anderen, die sie nicht kennen. Warum sollte ich mir da in die Karten gucken lassen?“
    „Richtig, warum sollten ausnahmsweise mal alle gemeinsam einen Vorteil aus einer Sache ziehen?“, fragte Victoria ironisch. Sie war frustriert. Sie hatte diese ewigen Spielchen so satt.
    „Ich habe die Regeln nicht gemacht“, sagte Abrexar beschwichtigend.
    „Richtig, Abrexar. Du hast sie nicht gemacht. Aber auch du spielst danach! Und sogar ich mache mit bei diesem Scheiß, indem ich Lexia für dich ausspioniere.“
    Abrexar sah die junge Frau schweigend an. Das hatten sie beide alles schon so oft diskutiert, doch offensichtlich tat sich Victoria immer noch schwer damit, die Gegebenheiten so hinzunehmen, wie sie nun mal waren. Die Gefährtin war jung und hatte feste moralische Vorstellungen, die sie für ihn in den letzten Wochen immer wieder hatte über Bord werfen müssen. Sie tat es, aber tief in ihrem Inneren lehnte sie sich dagegen auf.
    Abrexar seufzte. Diese Rebellion und die fehlende Akzeptanz war ein Vorrecht der Jugend.
    „Ach, Scheiß auf die Jugend! Wir hätten Freundinnen werden können, Lexia und ich! Weißt du das eigentlich?“ Victoria sprang auf und ballte die Fäuste. „Aber stattdessen spioniere ich sie aus und kann ihr deswegen nicht mehr in die Augen blicken. Nur gut, dass Lexia und ich uns in der letzten Zeit

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