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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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dass hier nachgebessert wird.“
    Er wurde wieder ernst. „Ich habe in euren Köpfen gesehen, dass ihr nur das Beste für unser Volk wollt. Ich teile die Wahl eurer Methoden nicht, aber ich gestehe euch zu, dass ihr uns wirklich warnen wolltet. Ich nehme an, dass ihr das Auftauchen der Dämonen Tylarr unverzüglich gemeldet habt und sie sofort bekämpft hättet, wenn sie für das Volk der Drachen eine Gefahr dargestellt hätten. Ihr habt euch wie Krieger verhalten …“
    Jalinas Lächeln erstarrte. „Willst du sie etwa ohne Strafe davonkommen lassen, Grimmarr?“ , fuhr sie entgeistert dazwischen und sprach damit aus, was in diesem Moment viele Drachen der Versammlung dachten.
    Grimmarr reagierte nicht auf ihre Frage, doch sein Blick war eisig, als er weitersprach: „Ihr habt euch verhalten wie Krieger. … Bis zu dem Zeitpunkt, wo ihr den beiden Schwarzen beim Kampf um ihr Leben tatenlos zugesehen habt. Ihr alle habt die verzweifelten Hilferufe der Gefährtin gehört und habt doch nur zugesehen! … Aber wir Roten sehen nicht zu. Wir kämpfen! Rote, die nicht kämpfen, haben keine Ehre. An unseren Feuern ist kein Platz für Drachen ohne Ehre.“ Mit diesen Worten wandte er sich demonstrativ von ihnen ab.
    Alle Roten in der Halle drehten sich nun bewusst von den Geächteten weg. Sogar die Wächter der Gefangenen.
    Die Angeklagten starrten wie betäubt gerade aus.
    Abrexar beobachtete das Lager der Krieger. Ein Leben ohne Ehre war die härteste Strafe, die es bei den Roten gab. Grimmarr zeigte Stärke mit diesem Urteil und erntete Zustimmung in den Reihen seiner Untergebenen.
    Kronarr schloss die Augen. Sein König hatte recht. Es stand ihm nicht mehr zu, sich als Krieger zu bezeichnen oder sich auch nur so zu fühlen. „Was ist nur aus mir geworden? Ich wollte mein Volk schützen. Stattdessen habe ich alles verraten, woran wir glauben und dabei wusste ich, dass es falsch war! Ich hätte der Kampfeswut in meinen Adern nachgeben müssen“ , dachte er bitter. Er legte jeden Stolz ab, warf sich zu Boden und flehte: „Ich bin weniger als Dreck – zertritt mich!“
    Grimmarr drehte sich um. Kronarrs Geist war offen. Es gab nichts mehr, was es zu verbergen lohnte.
    Der König betrachtete ihn ernst. Das hatte noch kein Ehrloser getan. Es zeugte von Achtung und Ehre. Sein Geist war wieder rein, das konnte jeder in dieser Halle sehen.
    Grimmarr lächelte. „Steh auf, Kronarr. Bekenne dich!“
    Fassungslos rappelte der sich auf. Konnte das wirklich sein? Durfte er als Krieger sterben? Das war mehr, als er hoffen konnte! Dankbar rief er mit tragender Gedankenstimme: „Wir kämpfen! Wir siegen! Die Ehre ist unsere!“
    Der König der Roten nickte ihm anerkennend zu und tötete Kronarr mit einem magischen Geschoss in die Brust.
    Lautlos sackte der Soldat zusammen. Frieden erfüllte sein Gesicht. Blut lief aus seinem Maul und besudelte den kostbaren Boden der goldenen Halle.
    Die Roten stimmten ein lautes Gebrüll an und verscheuchten so die bösen Geister auf Kronarrs Weg zu den Ahnen.
    Als der Lärm abebbte, lagen sechs Angeklagte mit offenem Geist auf dem Boden und wisperten: „Ich bin weniger als Dreck – zertritt mich!“
    Grimmarr prüfte jede Seele und sagte dann: „Steht auf! Bekennt euch!“
    Ein sechsstimmiges: „Wir kämpfen! Wir siegen! Die Ehre ist unsere!“ ertönte und dann flogen sechs magische Geschosse.
    Noch mehr Blut beschmutzte den makellosen Fußboden und das folgende Gebrüll war ohrenbetäubend und wollte nicht enden.
    Abrexar lächelte leise in sich hinein. Grimmarr war in der Lage, Jalina die Stirn zu bieten, verurteilte Verbrechen gegen den Kodex der Roten mit aller Härte und war trotzdem in der Lage, Gnade walten zu lassen. Es wunderte den Schwarzen nicht mehr, dass die Zahl von Grimmarrs Anhängern in den Monaten seit seiner Krönung so zugenommen hatte. Abrexar hatte in den vielen Jahrhunderten seines Lebens noch nie einen so starken roten König gesehen. Auch wenn sein Körper kleiner sein mochte als der seiner Artgenossen, so überragte er sie doch alle um Längen.
    Abrexar ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Jalinas Miene war unbewegt, als sie die sieben Leichen anstarrte. Doch er kannte sie lange genug, um das Flackern in ihren Augen zu deuten. Grimmarr hatte ihre Halle zu seiner Bühne gemacht – das würde sie ihm nie verzeihen.
    „Ich hoffe, du nimmst deine Kadaver mit, wenn du gehst“ , sagte sie leichthin und versuchte, den Geschehnissen damit die erhabene

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