Machtlos
damit, dass die Tore sich öffnen würden und die Drachen vorbereitet sein mussten. Die Soldaten vertrauten Tylarr blind und stellten keine Fragen, aber Kronarr – so hieß der Angeklagte, in dessen Geist Abrexar wanderte – hatte Zweifel. Dämonen waren tabu. Doch auch er schob letztlich seine Bedenken beiseite und brach mit den anderen auf.
Die Dämonensphäre war kaum zu ertragen und schon die Erinnerung daran ließ alle in der Halle erschaudern. Der Himmel war düster. Rote und schwarze Wolken verdeckten wabernd die zwei Sonnen und tauchten die sterbende Landschaft in ein unwirkliches Licht. Die Luft war mit ätzenden Dämpfen geschwängert und brannte in Kronarrs Kehle. Diese geschundene Welt war mehr als unwirtlich und lebensfeindlich. Kein Wesen von der Erde hielt sich hier freiwillig auf.
Die beiden roten Kundschafter der Einheit führten sie direkt zu einer Gruppe kleiner Nachtmaare. Jeder Drache zog einen Menschen in einem kleinen Metallkäfig an einer zehn Meter langen Kette durch die Luft. Sich selbst schützten die Roten durch minimalinvasive Tarnkappenzauber, die nach außen das magische Potenzial ihrer Aura reduzierten, so dass die Menschen als Köder angenommen wurden. Sobald sich ein Dämon an einem Menschen festgesaugt hatte, sprang der Drache mit seinem verbotenen Fang durch die Nebel ins Gebirge. Dort warfen sie die Käfige wie befohlen in kurzer Entfernung zur Skihütte ab. Sobald die Nachtmaare mit ihrem Köder fertig waren, witterten sie neue Nahrung und fielen über die Menschen in der Hütte her, so dass die Roten die Käfige fortschaffen konnten. Dabei stellten sie fest, dass es ein Kamerad nicht durch die Nebel zurück geschafft hatte. Auch die Roten hatten den Dämonen in der Sphäre nur wenig entgegenzusetzen. Eine kleine Schwäche im Tarnkappenzauber und der Nachtmaar suchte sich ein lohnenderes Opfer.
Schließlich zogen sich die Soldaten etwas zurück. Tylarr hatte ihnen befohlen, dafür zu sorgen, dass die dunklen Wesen nicht völlig aus dem Ruder laufen konnten. Sie sollten Schaden anrichten, das schon, aber der Admiral hatte betont, dass es im Rahmen bleiben müsse. Menschen töten: Ja. Ein oder zwei Drachen verletzen, vielleicht sogar töten: Ok. Aber ganze Landstriche entvölkern: Auf keinen Fall! Tylarr wollte mit seiner Aktion warnen und nicht vernichten. Abrexar schüttelte innerlich den Kopf bei diesen verdrehten Gedanken.
Die Dämonen blieben wie geplant in dem Gebiet um die Skihütte herum und die Einheit erhielt den Befehl, sich weiträumig zurückzuziehen. Nur einer von ihnen sollte die Dämonen in sicherer Entfernung überwachen. Dieser Dienst wechselte alle zwei Stunden.
Ein paar Tage lang passierte gar nichts und Kronarr fragte sich, ob die Dämonen von der Drachengesellschaft unbemerkt eingehen würden. Er wurde wütend, wenn er daran dachte, dass er einen Kameraden für nichts verloren hatte.
Doch nach vier Tagen bemerkte er bei seiner Wache plötzlich zwei schwarze Drachen auf einem Plateau in der Nähe. Erst verstand er nicht, wieso die beiden Menschen auf ihrem Rücken trugen, aber schließlich begriff er, um wen es sich bei den vieren handeln musste.
Er erstarrte und hatte Angst, dass ihn das unbrechbare Versprechen strafen würde. Doch bevor er die Schwarzen warnen konnte, wurden sie auch schon von den Nachtmaaren angegriffen. Ihm selbst geschah nichts.
„Das sind die beiden einzigen Gefährten, die es bei uns Drachen seit Jahrhunderten gegeben hat und jetzt werden sie sterben!“ Kronarr unterdrückte den fast schon zwingenden Impuls ins Kampfgeschehen einzugreifen. Aber Tylarr hatte angeordnet, wirklich nur dann etwas zu unternehmen, wenn die Nachtmaare außer Kontrolle zu geraten drohten.
„Wenn es keine Verluste gibt, dann ist die Aktion hier ungefähr so sinnvoll, wie eine Diskussion in der Großen Versammlung der Drachen“ , hatte der Admiral gemeint, „viel heiße Luft, sonst nichts.“ Nein, Tylarr wollte die Drachen wachrütteln und das würde ihm nun zweifellos gelingen. Doch Kronarr gefiel es nicht, den beiden Schwarzen tatenlos beim Sterben zuzusehen.
Erstaunt beobachtete er, wie sich die vier geschickt zur Wehr setzten und dass die eine Menschenfrau sogar mit magischem Feuer angriff. Auch die Feuerkraft der beiden Schwarzen war ungewöhnlich hoch für ihre Rasse. Doch das alles würde nicht reichen. Dann wurde die andere Frau abgesetzt. Er sah, wie sehr diese ihren Körper vernachlässigt haben musste. Sie war völlig untrainiert und
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