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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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den Toren nur vorgeschoben und der Dämonenangriff war tatsächlich ein Attentat auf die Gefährten?“
    „Es scheint so, Noran“ , erwiderte Grimmarr.
    „So einen ausgeklügelten Plan hätte ich Tylarr gar nicht zugetraut“ , bemerkte ein zweiter Weißer argwöhnisch. „Was hat der alte Narr denn gesagt, als ihr ihn aufgegriffen habt?“
    „Und vor allem, warum steht er nicht in der Reihe der Angeklagten?“ , fragte Jalina übermäßig scharf. Es gefiel ihr keineswegs, dass sich in ihrer Halle ein Gespräch ohne ihre Beteiligung entwickelte.
    Grimmarr lächelte entspannt, als er dem Weißen antwortete: „Tylarr hat gar nichts gesagt, Semin. Er hat nicht nur seine magische Kraft, sondern auch seinen Verstand verloren.“ Dann blickte er in Jalinas Richtung. „Ich hielt es nicht für angebracht, einen sabbernden, zuckenden Admiral vor die Versammlung der Drachen zu schleppen, nur damit wir ihm in seine leeren Augen starren. Schließlich haben wir ganz andere Probleme.“
    Abrexar unterdrückte ein hämisches Grinsen. „Der Punkt geht an Grimmarr, liebe Jalina“ , dachte er beeindruckt bei sich und beobachtete gespannt, wie Jalina auf seine Provokation reagieren würde.
    Sie behielt ihre Fassung, doch Abrexar hätte seinen Schwanz darauf verwettet, dass sie unter ihrer gelassenen Fassade vor Wut kochte.
    Die Goldene Königin sah die Gefangenen an und stellte würdevoll fest: „Ihr habt euch eines Attentats auf die Gefährten schuldig gemacht. Das haben wir alle gesehen.“ Dann sah sie den Truppführer der Wachsoldaten an und befahl kühl: „Bring die Verbrecher in die Verließe der Zitadelle. Dort sollen sie verschimmeln, bis ihre Knochen bleich sind.“
    Entsetzen zeichnete sich in den Gesichtern der Angeklagten ab. So wurden nur Verräter bestraft. Das war schlimmer als der Tod!
    Die Wachsoldaten blickten unsicher zu ihrem König. Tatsächlich waren das Grimmarrs Gefangene und es stand Jalina eigentlich nicht zu, sie zu verurteilen. Der König schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Keiner der Roten rührte sich und Grimmarr runzelte scheinbar verwirrt die Stirn. Er murmelte: „Ich dachte, es wären meine Soldaten gewesen, die diese Drachen ergriffen haben…“
    Einzelne Lacher erfüllten den Raum.
    Grimmarr grinste. Aber dann wurde er ernst und sprach weiter: „Dazu kommt noch, dass die Angeklagten Rote sind. Bisher hat jedes Volk selbst über seine Leute entschieden. Ich frage dich, Jalina, Hüterin von Recht, Wissen und Weisheit, ob nicht doch lieber ich über diese sieben urteilen sollte?“
    Jalina lächelte und beeilte sich, Grimmarr freundlich zuzunicken: „Selbstverständlich, Grimmarr. Ich habe mich von der Schändlichkeit des Attentats hinreißen lassen. Hast du denn einen besseren Vorschlag?“
    Grimmarr erwiderte ihr Lächeln. „Erst einmal muss ich deine Einschätzung, was die Art des Verbrechens angeht, etwas korrigieren. Keiner der Gefangenen hat sich eines Angriffs auf die Gefährten schuldig gemacht, denn sonst hätte das unbrechbare Versprechen sie bestraft.“
    In der Stille, die nun die große Halle ergriff, hätte man die zarte Gedankenstimme eines Jungdrachens in seinem Ei hören können. Grimmarr hatte zwar recht, doch bisher hatte es noch nie jemand gewagt, Jalina in dieser Form zu korrigieren.
    Abrexar stellte fest, dass der Einsatz, mit dem hier heute gespielte wurde, höher war, als er angenommen hatte. Irgendwas ging da zwischen Jalina und Grimmarr vor, was aus dem Ruder zu laufen drohte.
    Der rote König lächelte noch immer, aber jede Freundlichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er wandte sich den Angeklagten zu und befahl den Wachsoldaten: „Bringt Traschz zu Bewusstsein. Auch er soll meine Worte hören.“
    Als Traschz wieder stand, sah Grimmarr jedem Angeklagten für einen Moment in die Augen. Dann begann er mit tragender Gedankenstimme an alle zu senden: „Ihr seid Krieger. Ihr habt geschworen zu gehorchen. Aber vor allem habt ihr geschworen, unseren Kodex zu achten. Und in dem heißt es unmissverständlich, dass jedes dämonische Wesen in unserer Welt unverzüglich zu melden und dann zu bekämpfen ist. Davon, dass Dämonen nicht in unsere Welt gebracht werden dürfen, steht dort tatsächlich nichts.“
    Sein Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen, als er anmerkte: „Unsere Vorfahren waren wohl der Ansicht, dass keiner von uns so wahnsinnig sein würde, als dass man das noch hätte erwähnen müssen… aber keine Sorge – ich kümmere mich darum,

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