Machtlos
nicht alle Tore untersucht wurden?“ , rief eine Goldene ungehalten. „Es könnte doch Tore geben, die schon fast offen sind!“
Bevor Abrexar auf die Torwächter verweisen konnte, mischte sich Jalina ein: „Und wie wichtig ist den Schwarzen diese Untersuchung wirklich, wenn der Truchsess gerade in diesen Tagen die zuständigen Drachen abzieht und zur Krankenpflege ins Haus Brookstedt beordert?“
Ungläubigkeit.
Misstrauen.
Angst und Wut.
In Jalinas Augen lauerte Zufriedenheit hinter der offen zur Schau gestellten Besorgnis, als sie die Reaktion der Versammelten sah.
Die Gefühle seiner Artgenossen schlugen Abrexar entgegen und verursachten ihm Übelkeit.
Er hatte die Kontrolle verloren.
Er bereitete sich seit Jahrhunderten auf eine Auseinandersetzung mit den Goldenen vor und doch war er jetzt alles andere als bereit hierfür. Er hatte sich von Jalinas geschliffenen Umgangsformen und ihrem respektvollen Verhalten in der Vergangenheit einlullen lassen und sich darauf verlassen, dass sie sich an die Spielregeln des öffentlichen Umgangs hielt. Doch das tat sie jetzt nicht mehr. Jedes Argument, das er jetzt bringen konnte, würde wie eine schwache Rechtfertigung wirken, egal wie wahr es auch sein mochte.
Er konnte nicht mehr klar denken. Er hatte seit dem Attentat nicht mehr geschlafen und gerade jetzt, wo es so darauf ankam, versagte sein Verstand ihm den Dienst.
Und doch musste er sich nun äußern und retten, was er retten konnte.
Aber ehe er sich gefasst hatte, sprach Jalina unerbittlich weiter: „Abrexar kann nicht anders. Er lässt seine Wächter ausbluten, indem er ihnen befiehlt, der sterbenden Victoria wieder und wieder und wieder körpereigene astrale Kräfte zu übertragen. Doch die nimmt diese großzügigen Gaben nicht an. Jetzt müssen sogar schon die Drachen spenden, die eigentlich die Tore untersuchen.“ Sie blickte Abrexar mitfühlend an, doch der Schwarze hatte den Eindruck, als würde ein Aasgeier über ihm kreisen.
„Ich dachte, die Gefährten wären fast wieder gesund?“ , fragte eine irritierte Stimme aus dem Lager der Roten.
Jalina wandte sich an die Versammlung: „Das sind sie nicht! Leider. Doch verdammt Abrexar nicht, meine Freunde. Jaromir ist sein Schüler und er wird unweigerlich sterben, wenn seine Gefährtin zu den Ahnen geht. Abrexar kämpft verzweifelt um sein Leben, wie mir meine treue Adeptin berichtete. Abrexar hat sogar nach einer grünen Heilerin geschickt, obwohl doch der begabte Hoggi an seiner Seite steht. Leider konnte ich…“
Wut flammte in Abrexar auf. Das Maß war voll. „Bei der Sphäre! Warum schickst du uns die Heilerin denn nicht? Dann bräuchte keiner meiner Leute seine astralen Kräfte zu opfern!“
Schweigen.
Betroffen blickte Jalina ihn an. „Ich kann nicht, Abrexar. Ich darf das nicht tun!“
Abrexar antwortete nicht. Die falsche Schlange spielte ihr Spiel und offenbar hatte sie heute eine ganze Hand voller Trümpfe. Es sah so aus, als würde er diese Partie verlieren. Das hieß jedoch nicht, dass sich sein Blatt nicht doch wenden konnte. Er musste sich endlich konzentrieren und herausfinden, worauf sie hinauswollte.
Die Königin der Goldenen wandte sich nun eindringlich an alle in der Halle: „Ich habe am Tag meiner Krönung einen Schwur geleistet. Ich habe gelobt, allen Drachen zu dienen, auch wenn das bedeutet, dass ich manchmal unpopuläre Entscheidungen treffen oder gar Einzelne opfern muss. Es bricht mir jedes Mal das Herz, doch ich denke an das höhere Ziel.“ Sie blickte Abrexar noch einmal mitfühlend an. „Und das muss ich leider auch im Fall von Victoria und Jaromir, so sehr es mich schmerzt.“
Jalina holte tief Luft. Echter Schmerz zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie erklärte: „Sobald ich von der geschwächten Versiegelung an den Toren hörte, habe ich Nachforschungen angestellt. Es deutet einiges darauf hin, dass die steigende Anzahl der Gefährten im Zusammenhang mit erhöhter Aktivität der Dämonen steht. Jedenfalls war es so vor etlichen Jahrhunderten: Die Zahl der Gefährten stieg stark an und dann wurden wir von den Dämonen heimgesucht. Das wird auch heute so sein. In Kiel gibt es zwei Gefährtenpaare und das Tor dort gehört zu denen, deren Versiegelung am deutlichsten geschwächt ist.“
„Diese Theorie ist nicht haltbar“ , unterbrach Abrexar. „In La Paz liegt die Integrität der Membranspannung noch unter der von Kiel und hier gibt es keine Gefährten!“
„Da irrst du dich, Wächter der
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