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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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bei Victoria im Krankenbett lag, doch Doktor Custos Lacus erklärte, dass Victoria ruhiger sei, wenn er neben ihr lag.
    Giesela betrachtete ihre Tochter. Ihr Blick schweifte über die erstaunlich gut verheilten Brandwunden. Rein äußerlich sah sie doch viel besser aus…
    „Aber wecken wir Jaromir nicht auf, wenn wir hier reden?“, fragte Hartmut leise.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. „Er hat einen tief sitzenden Schock und schläft zurzeit sehr viel. Das ist gut, denn es fördert die Heilung.“
    Giesela nickte und betrachtete Jaromir mitfühlend. Dann sah sie wieder ihre Tochter an und ihr Hals schnürte sich vor Kummer zu. „Kerstin rief uns an und meinte, dass Victoria… dass sie nicht mehr…“ Sie schluchzte.
    Ihr Mann drückte ihre Hand und übernahm das Sprechen: „Kerstin sagte uns, dass wir uns von Victoria verabschieden sollten…“ Er verstummte und die unausgesprochene Frage hing erdrückend im Raum.
    Doktor Custos Lacus nickte ernst. „Ja. Victorias Zustand verschlechtert sich schleichend aber stetig. Wir hoffen noch immer auf eine Besserung, aber wenn die bis heute Abend nicht eingetreten ist, werden wir handeln müssen. Es gibt einen komplizierten, unerprobten Eingriff, der Victoria helfen könnte, doch die Risiken sind immens. Ich brauche dafür Ihr Einverständnis. Ich verspreche Ihnen, dass wir damit warten, bis es nicht anders geht.“
    Giesela schnäuzte sich und blickte den Arzt an. Ganz offensichtlich war Doktor Custos Lacus ein innovativer Mediziner, der bereit war, unkonventionelle Wege zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Die äußeren Wunden hatte er doch auch auf wundersame Weise in den Griff bekommen. Hartmut und sie hatten keine Wahl – sie mussten diesem Mann vertrauen. „Wo müssen wir unterschreiben?“, fragte sie heiser.
    Victorias Eltern blieben drei Stunden. Sie erzählten Victoria und Jaromir Anekdoten aus Victorias Kindheit und lachten und weinten abwechselnd. In dieser Zeit spendeten Lacus und Mandolan Victoria unauffällig Astralenergie, während sie so taten, als würden sie ihren Zustand überprüfen. Schließlich verabschiedeten sich Hartmut und Giesela unter Tränen von ihrer Tochter.
    Doktor Custos Lacus versprach: „Wir rufen Sie an, sobald es eine Veränderung gibt.“
    Hartmut nickte stumm und führte seine schluchzende Frau aus dem Raum.
    Als die zwei gegangen waren, betrat Hoggi das Krankenzimmer. Er untersuchte Victoria und stellte fest, dass sich das Intervall noch weiter verkürzt hatte. Mandolan und Lacus waren mit ihren Spenden in den letzten Stunden schon über ihre Grenzen hinausgegangen, doch sie hatten den Eltern nicht immer neue Fremde zumuten wollen.
    Er rief nach Lenir. Er selbst durfte jetzt nicht mehr spenden. Er musste sich auf die bevorstehende Arbeit konzentrieren. Allerdings brauchte er dringend mehr Zeit für die Vorbereitungen „Ich bin einfach noch nicht so weit“ , dachte er verzweifelt. „Da habe ich zweitausend Jahre lang Zeit im Überfluss und jetzt rennt sie mir davon…“
    Am späten Nachmittag geriet das Haus Brookstedt in Aufruhr. Ohne Ankündigung traten drei Rote aus den Nebeln und landeten im Park. Narex kontaktierte sofort Abrexar, der wenige Sekunden später ebenfalls aus der Sphäre trat.
    Die Roten hatten sich sofort nach der Landung in ihre Menschengestalt verwandelt. Sie trugen prächtige, altertümlich asiatische Rüstungen. Einer von ihnen war einen ganzen Kopf kleiner als die beiden anderen. Die drei sahen sich ruhig um und wahrten respektvollen Abstand zu den schwarzen Wachen.
    Abrexar landete direkt vor den Kriegern und verwandelte sich ebenfalls. Er trug ein Jackett, Hemd und Jeans, was die ganze Gruppe skurril wirken ließ.
    „Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs, Grimmarr?“, begrüßte der Schwarze die Roten. „Kann Jalina es nicht mehr abwarten, bis Victoria stirbt?“
    Grimmarr grinste und meinte spöttisch: „Schlecht geschlafen letzte Nacht, was Abrexar? Dann bin ich auch immer so dünnhäutig am nächsten Tag.“
    Der Schwarze ging nicht auf Grimmarr ein und fragte scharf: „Was willst du hier?“
    „Du kommst gleich zur Sache – also gut.“ Grimmarr öffnete seinen Geist und seine Begleiter taten das ebenfalls.
    Erst jetzt fiel Abrexar auf, dass es sich bei einem der beiden Krieger um Krann handelte. Er kannte diesen Roten. Krann war ein erfahrener Kämpfer. Er hatte im Sommer den Angriff auf Jaromir und Victoria über der Ostsee befehligt. Außerdem war er auch mit in Nordschweden

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