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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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geht es bestens“, antwortete Jaromir beruhigend. „Lenni wird sich freuen, dass du wach bist.“
    Einen Augenblick später öffnete sich die Tür und Lenir betrat mit einem großen Becher den Raum. Er trug ein ausgeleiertes T-Shirt und eine Jogginghose und gähnte demonstrativ. „Zimmerservice für die Dame des Hauses.“
    „Das ging aber fix“, stellte Victoria überrascht fest. „Wo kommst du denn jetzt her?“
    „Ach“, meinte Lenir lässig, „ein paar von uns haben in den Räumen nebenan ihr Lager aufgeschlagen und ich gehöre auch zu diesen Privilegierten.“ Er zwinkerte ihr zu und reichte ihr den dampfenden Becher. „Und hast du jetzt ausgepennt, Schlafmütze?“
    „Weiß nicht so recht.“ Vorsichtig Victoria nahm einen kleinen Schluck. Die Brühe war lecker, aber irgendwas fehlte. Schließlich kam sie drauf: „Was denn? Gar kein Zimt?“
    Jaromir nickte. „Vorerst nicht…“ Linea hatte davon abgeraten. Zimt sorgte dafür, dass sich die Barrieren öffneten und die Meridiane weiteten. So konnte man leichter astrale Energie aufnehmen. Bei Victorias Verletzungen war das kontraproduktiv.
    „Ich darf keinen Zimt? …Och männo“, meinte Victoria enttäuscht. „Wir haben doch Advent und ich freue mich schon seit Wochen auf Alberts Kekse.“
    Lenir sah sie mitleidig an. „Tut mir leid, Vici. Du hast dir für deine magischen Experimente echt den falschen Zeitpunkt ausgesucht.“
    Züngelnde Flammen.
    Überall auf ihrer Haut.
    Ungewollt stiegen Erinnerungen in Victoria auf. Für einen Augenblick durchzuckte der Nachhall eines unerträglichen Brennens ihren Körper und sie roch verkokelte Haare und Haut. Panik erfasste sie.
    Jaromir legte seinen Arm um ihre Schulter und sendete ihr beruhigende Gedanken: „Es ist alles gut, Kleines. Dir passiert nichts. Du bist sicher hier bei mir…“ Dann funkelte er seinen Freund wütend an und meinte: „Lenni wollte auch gleich wieder gehen.“
    „Sorry. Ich wollte nicht…“, murmelte Lenir betroffen und trollte sich.
    „Trink noch einen Schluck“, ermunterte Jaromir Victoria und beschwor in seinem Geist das Bild von dem sich in der Förde spiegelnden Vollmond. Diesen Anblick hatte Victoria immer geliebt und mit Ruhe und Entspannung verbunden.
    Langsam verblasste das Entsetzen bei Victoria und sie setzte gehorsam den Becher an ihre Lippen. Die Brühe tat ihr gut.
    Als sie ausgetrunken hatte, merkte sie, wie erschöpft sie war.
    Jaromir nahm ihr lächelnd den Becher ab. „Schlaf ruhig ein bisschen, Kleines.“
    „Bleibst du bei mir?“ , fragte sie ängstlich.
    „Natürlich. Ich weiche nicht von deiner Seite, Kleines.“
    „Das ist gut…“
    Und dann war sie auch schon eingeschlafen.
    Als sie das nächste Mal ihre Augen aufschlug, war das Zimmer geschmackvoll vorweihnachtlich dekoriert und neben ihrem Bett stand ein kleiner Teller mit Vanillekipferln, hellen und dunklen Schmalznüssen, Haselnussmakronen und Lebkuchen. „Alles ohne Zimt – Guten Appetit!“, stand in Alberts akkurater Handschrift auf einem kleinen Kärtchen daneben.
     

50. Sturmwind
    In den nächsten Tagen ging es Victoria zunehmend besser. Sie brauchte noch viel Schlaf, aber keine Astralspenden mehr und stellte sich nach und nach den fürchterlichen Erinnerungen. Am Donnerstagabend saßen die vier Gefährten bei Tee und Kerzenschein zusammen im weißen Salon und tauschten ihre Erinnerungen an den Dämonenangriff aus. Jaromir, Lenir und Kerstin berichteten ausführlich, was danach passiert war: von der umständlichen Reise nach Kiel und den Tagen, als es Victoria immer schlechter ging.
    Jaromir wurde dabei ganz blass. Er versuchte zwar, bei den Fakten zu bleiben, aber das gelang ihm nicht. Der Schmerz stand ihm ins Gesicht geschrieben und über die Geistesverbindung konnte Victoria seine Verzweiflung spüren. Irgendwann mussten Lenir und Kerstin den Bericht übernehmen. Auch sie nahmen die Erinnerungen mit.
    Erst jetzt wurde Victoria klar, wie knapp es für sie und Jaromir gewesen war. Sie konnte keine Fragen stellen und hörte nur geschockt zu. Die Stimmung war gedrückt.
    Grimmig erzählte Lenir von der Sitzung vor dem Großen Rat und schließlich berichtete Kerstin von Grimmarrs Auftauchen und Lineas Heilung. Alle entspannten sich bei ihren Worten. Als sie fertig war, breitete sich im weißen Salon Stille aus.
    Victoria sah mit großen Augen in die Runde und fragte ungläubig: „Wie? Echt jetzt? Abrexar ist bei Jalina offiziell in Ungnade gefallen? Und Grimmarr hat mir

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