Machtlos
Goldenen sprangen.
Der Sprung war heftig! Victoria wollte sich bei ihrer Ankunft auf keinen Fall übergeben, doch sie konnte das Würgen nach dem Austritt aus der Sphäre nur mit knapper Not unterdrücken.
Abrexar nahm sie mit einer Abordnung schwarzer Drachen in einem großen Sprungraum in Empfang. Überall waren komplexe Muster in den Boden eingearbeitet und Jaromir erklärte ihr, dass er sein Muster kurz vor dem Sprung von Abrexar übermittelt bekommen hatte. Andere Rassen folgten festen Plänen, damit es nicht zu Zusammenstößen kam. Jetzt jedoch war der Raum fast leer.
„Kommt heute denn keiner?“, fragte Victoria verwundert und ließ sich von Jaromirs Rücken gleiten.
Abrexar lächelte sie in seiner Drachengestalt an. „Es sind schon fast alle da. Ich hielt es für besser, wenn ihr zwei erst kurz vor der Sitzung eintrefft. Jalina weiß schon mehr, als mir lieb ist und ich wollte verhindern, dass sie ihre Spione noch vor der Sitzung auf dich ansetzen kann.“
Die Gefährten machten das Bodenmosaik frei und kurz darauf landeten Mandolan, Narex und Hoggi.
Gut flankiert von allen Seiten machten sie sich auf den kurzen Weg in die große Halle der Goldenen.
Der Raum war überwältigend. Victoria war so beeindruckt, dass sie fast stehen geblieben wäre. Sie kannte diese Halle schon aus Abrexars Erinnerungen, doch sie mit den eigenen Augen zu sehen, war etwas ganz anderes.
Die Halle war gigantisch groß. Ihre goldenen Wände schimmerten warm im Licht von zahllosen Kronleuchtern. Und an der endlos entfernten hinteren Wand war ein riesiges Podest aufgebaut. Es funkelte und glitzerte und Victoria sah, dass es tatsächlich über und über mit zum Teil faustgroßen, kunstvoll geschliffenen Edelsteinen besetzt war. Diese Pracht war atemberaubend!
Als Victoria ein paar Schritte in die große Halle gegangen war, erstarben die summenden Gedankengespräche plötzlich. Alle sahen zu ihr herüber. Oder besser gesagt, sie versuchten es, denn durch die schwarzen Drachen um sie herum war von ihr selbst kaum etwas zu sehen.
Die stummen Gespräche brandeten wieder auf und die Neugier war fast greifbar.
Victoria war Hoggi in diesem Moment sehr dankbar dafür, dass er ihr in den letzten Tagen neue Flugklamotten gemacht hatte. Sie waren etwas unauffälliger als die alten, ließen sie jedoch genauso gut aussehen. Außerdem gehörte eine coole Kappe dazu, die ihre kurzen Stoppeln verbarg.
Dann fiel Victoria etwas auf. Es roch hier intensiv… und scharf… nach heißem Metall!
Jaromir lächelte. „Eine große Gruppe Menschen riecht ebenfalls, wenn auch nicht nach Metall… so ist das wohl bei allen Lebewesen.“
Victoria antwortete nicht. Sie war viel zu beeindruckt von den unzähligen Drachen, die buntgemischt diese Halle füllten.
Sie war einer Armee der Roten vor einem knappen halben Jahr in Nordschweden begegnet und erinnerte sich noch genau, wie eingeschüchtert sie damals gewesen war. Doch das war nichts, verglichen mit dem, was sie jetzt fühlte. Der begrenzte Raum der Halle ließ die Drachen noch größer erscheinen als damals unter freiem Himmel. Außerdem kam sie den Drachen hier viel näher. Besonders die Roten wirkten wild und aggressiv. Ihre Aura war furchterregend und überstrahlte die aller anderen Drachen.
Victoria versuchte ihre Angst zu unterdrücken. Mit einem Schlag wurde ihr klar, dass diese Krieger so groß wie ein vierstöckiges Haus waren. Von der Schwanzspitze bis zum Maul maßen die meisten von ihnen ausgestreckt wohl so um die zwanzig Meter – das war doppelt so lang wie Jaromir. Und dann waren es so viele! Die Weißen wirkten mit ihren sieben Metern Länge und der harmlosen Ausstrahlung dagegen regelrecht winzig und niedlich.
Sie erinnerte sich an die Bilder einer Versammlung, die Abrexar ihr gezeigt hatte. Heute waren deutlich mehr Drachen anwesend und noch etwas war anders: die Perspektive! Sie hatte immer alles aus Abrexars Sicht gesehen, hatte sich also mehr oder weniger auf Augenhöhe mit den anderen Drachen gefühlt. Nun, mit ihrer lächerlichen Größe von eins siebzig, kam sie sich wie ein Insekt vor, das hier ganz sicher nichts verloren hatte.
Sie hatte viele Drachen kennengelernt, doch, von dem Fest in Nordschweden mal abgesehen, hatte sie fast alle in Menschengestalt getroffen. Auch Jaromir, Abrexar, Hoggi, Mandolan, Narex und all die anderen hatte sie fast immer nur als Mensch gesehen. Und sie verhielten sich auch meist wie Menschen. Hier war das anders. Ihr wurde schlagartig
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