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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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die Königin, dass sie Grimmarr unterschätzt hatte. Sie hatte ihren Spionen nicht glauben wollen, dass der neue König der Roten in den letzten Monaten die Loyalität seines Volkes gewonnen hatte, schließlich war er immer so unbeliebt gewesen. „Meuterei!“ , dachte sie hysterisch. „Ich werde diesen roten Haufen aufräumen! Die haben MIR zu gehorchen und niemandem sonst! Na wartet!!!“
    Aber ehe die Königin neue Befehle erteilen konnte, ergriff Grimmarr das Wort: „In den Statuten der Drachen steht geschrieben, dass ein Fürsprecher angehört werden muss, wenn einer der unseren zum Tode verurteilt wird. Ich bestehe darauf, dass Jaromir dieses Recht erhält.“
    Jalina nickte genervt. „Also gut. Wer spricht für den Partner der Verräterin?“
    Abrexar straffte sich. Er hatte sich eine dünne Strategie zurechtgelegt, in der es um die Folgen des Dämonenangriffs und eine daraus resultierende Unzurechnungsfähigkeit der Gefährtin gehen würde. Die Erfolgsaussichten waren schlecht – Hochverrat war Hochverrat.
    Doch bevor er zu senden beginnen konnte, trat Lexia in die Mitte und verbeugte sich unterwürfig vor ihrer Königin. „Ich würde gern für Jaromir sprechen.“
    Bestürzt räusperte sich Abrexar. Wenn die Lexia das Wort erteilt bekäme, hatte er ganz sicher nicht mehr das Recht zu sprechen.
    Jalina zog überrascht eine Augenbraue hoch. Damit hatte sie nicht gerechnet. Lexia lächelte hinterhältig und schließlich nickte Jalina. „Ich habe diese Hüterin wohl nicht hoch genug eingeschätzt. Sie ist wirklich brillant und denkt mit. Wenn sie redet, ist den Statuten genüge getan. Sie ist immerhin die Trauzeugin – da kann niemand Einspruch erheben.“ Jalina lächelte würdevoll. „Hiermit erteile ich Hüterin Lexia das Wort.“
    „Egal, was sie sagt – bei der Sphäre – SCHWEIGT solange sie spricht!“ , beschwor Abrexar die Gefährten heimlich. Victoria sah in seinem Geist, dass ihr Leben am seidenen Faden hing.
    Lexia richtete sich stolz auf und sah in die Runde der Drachen. „Ich habe beide Gefährten in meiner Funktion als Jaromirs Trauzeugin in den letzten Monaten kennengelernt. Es war sehr interessant und häufig auch befremdlich für mich. Jaromir hat sein Herz tatsächlich an einen Menschen gehängt.
    Diese Menschen sind so schwach und lassen sich oft von ziellosen Gefühlen leiten. Victoria zum Beispiel waren ihre Freunde immer viel zu wichtig, auch wenn sie noch so viele Fehler haben und sie selbst durch diese Verbindungen keinerlei Vorteil hatte. Sie hat unsinnig viel Zeit für sie aufgebracht und versucht, sie in ihr neues Leben zu integrieren, auch wenn das zu unnötigen Schwierigkeiten führte und mindestens einmal fast unsere Enttarnung zur Folge gehabt hätte.
    Außerdem hat sie meine Dienerin dazu ermutigt, den ihr angestammten Platz zu verlassen und Dinge zu tun, die ihr nicht zustehen. Victoria ist eine Aufrührerin und gefährlich für unser über Jahrhunderte gewachsenes soziales Gefüge.
    Und Jaromir ist ihr ausgeliefert – er ist mit ihr verbunden und kann sich ihr nicht mehr entziehen. Er teilt viele ihrer Ansichten und somit stellt auch er eine Bedrohung für unsere Gesellschaftsordnung dar.“
    Jalina nickte voller Wohlwollen. Ihre Aufmerksamkeit ließ nach. Sie dachte darüber nach, wie sie das Ergebnis dieser Sitzung feiern sollte. Lexia würde sie selbstverständlich befördern. So viel Eigeninitiative musste belohnt werden…
    „Ich habe bei Victoria viele Unzulänglichkeiten erleben müssen“ , fuhr Lexia fort, „doch ich konnte nie beobachten, dass Victoria lügt.“
    Bevor Jalinas Aufmerksamkeit zurückkehrte, sprach die Hüterin schnell weiter: „Aber wir Goldenen lügen – und das sogar bei geöffnetem Geist! Seht her!“
    Entschlossen entblößte Lexia ihre Gedanken, so dass jeder die Wahrheit sehen konnte: Über einem lilafarbenen Gebirge spannte sich ein tiefrosa Himmel mit giftgrünen Wolken. Der Ausblick entsprach ganz eindeutig dem aus dem Eingangsportal der Himmelszitadelle – nur dass die Farben absolut nicht stimmten.
    Erstaunen breitete sich in der Halle aus. Das konnte doch gar nicht sein! Die Hüterin hatte ihren Geist geöffnet. Die Bilder, die sie sahen, mussten also wahr sein und doch waren sie offensichtlich eine Lüge!
    Jalina bemerkte viel zu spät, was Lexia getan hatte. „Hochverrat!“ , kreischte sie schrill.
    Lexia reckte stolz ihren Kopf nach oben und rief aufgebracht: „Lieber sterbe ich, als weiter mit diesen Lügen zu

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