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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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funkelte Jalina Victoria an: „Wie kannst du es wagen, Mensch! Tritt hervor! Allein – denn Verräter stehen immer allein.“
    „Tu es, Victoria!“ , wies Abrexar sie an. „Sofort!“
    Ohne jedes Gefühl ließ sich Victoria von Jaromirs Rücken gleiten und stolperte unbeholfen ein paar Schritte in die Mitte der großen Halle.
    Jalinas Stimme war eiskalt: „Jeder hier hat die Wahrheit in meinem Geist gesehen. Deine Worte sind Hochverrat!“
    Hochverrat – diese Bewertung war hart in den Augen vieler Drachen, doch Jalina hatte recht. Die Statuten waren eindeutig, was diesen Sachverhalt anging und Gesetz war Gesetz. Zustimmung breitete sich unter den Drachen aus, bei manchen auch Entsetzen.
    „Auf Hochverrat steht bei uns Drachen der Tod!“, verkündete Jalina mit gerechter Wut. Hocherfreut bemerkte sie, dass der beiseite gedrängte Schmerz des Versprechens nachließ. Ihre Strategie war aufgegangen. Mit einer überheblichen Geste befahl sie dem König der Roten: „Im Namen des Großen Rates: Walte deines Amtes, Grimmarr. Töte sie!“
    Grimmarr trat ein paar Schritte vor und sah Victoria ungläubig an. Mit einem Sprung war Jaromir neben seiner Gefährtin und schob sie schützend hinter sich. Er fauchte und spreizte aggressiv seine Flügel.
    Alle in der Halle hielten den Atem an.
    Dann wurde Jaromir plötzlich ruhiger. Abrexar musste seinen Zauber auf ihn ausgedehnt haben.
    „Schützt mich das unbrechbare Versprechen denn nicht mehr?“ , fragte Victoria Hoggi verwirrt. „Ich habe doch die Wahrheit gesagt … “
    Ihr erschien die ganze Situation unwirklich. Surreal. Eigentlich müsste sie vor Angst sterben oder vor Wut ausrasten, so wie Jaromir noch vor wenigen Augenblicken, aber tatsächlich fühlte sie nichts. Gar nichts.
    Hoggi schöpfte angespannt Atem. „Das hier ist genau eine der Grauzonen, vor denen ich immer gewarnt habe“ , vernahm Victoria seine dünne Gedankenstimme. ER hatte Angst. Um sie – und wie! Trotzdem erklärte er zitternd: „Wenn die Versammlung der Drachen deinen Tod beschließt, dann ist das praktisch Gesetz. Dann greift das Versprechen nicht mehr.“
    Grimmarr stand nun allein mit den Gefährten im Kreis und taxierte Jaromir.
    Er zögerte.
    Er wollte Victoria nicht töten, doch an den Gesetzen kam auch er nicht vorbei. Victorias unfassbare Lüge WAR Hochverrat, da gab es nichts zu diskutieren. Trotzdem wisperte eine dünne Stimme in ihm, dass es ein schwerer Fehler wäre, die Gefährtin zu töten. Wenn er Jalinas Befehl jedoch nicht ausführte, dann konnte er sich auch gleich neben die Gefährten stellen...
    Jalina wurde ungeduldig. „Jaromir stirbt sowieso, wenn ihr Leben endet. Los, töte sie beide, Grimmarr! IM NAMEN DES GROSSEN RATES, TÖTE SIE!“
    Jaromir und Victoria wollten nicht sterben. Auch wenn sie keine Angst hatten – sie weigerten sich, kampflos unterzugehen. Victoria öffnete ihre Barrieren und nahm Magie auf. Sie wollte lieber verbrennen, als sich einfach abschießen zu lassen.
    „Und wenn ich doch meinen Geist öffne und allen die Wahrheit zeige?“ , fragte Victoria ihren Gefährten.
    „Sie werden dir nicht glauben – jetzt erst recht nicht mehr“ , antwortete Jaromir. „Wir können nur auf Abrexar hoffen oder kämpfen…“
    „Verschaff mir Zeit!“ , flehte Abrexar den roten König an. Er suchte krampfhaft nach einer Strategie.
    Der Rote nickte fast unmerklich im Geiste.
    „Worauf wartest du noch, Grimmarr? Bist du nicht einmal in der Lage, einen einfachen Befehl auszuführen?“ , fragte Jalina ungehalten.
    Grimmarr sah die Königin ruhig an und wollte gerade zu senden beginnen, da fauchte die Goldene einen seiner Admiräle an: „Dann mach du es eben, Krawax!“
    Victoria erkannte, dass Krawax zu den Roten gehörte, die der Königin in den letzten Jahrzehnten treu ergeben gewesen waren. Jalina schien sich innerlich wie ein kleines Kind zu freuen. „Drei mit einem Streich! Ich kann Grimmarr auch gleich wegen Befehlsverweigerung hinrichten lassen. Hätte heute Morgen nicht gedacht, dass diese Sitzung so erfolgreich verlaufen würde!“
    Victoria und Jaromir machten sich bereit, einen mächtigen Schild hochzureißen.
    Doch Krawax zögerte ebenfalls. Er sah fragend zu seinem König.
    Der schüttelte leicht den Kopf und sendete ein entschiedenes „Warte noch, mein Freund!“ auf einer geheimen Frequenz der Roten.
    Krawax stand stramm und richtete seinen Blick starr geradeaus, so als hätte Jalina nicht mit ihm gesprochen.
    Mit Verwunderung bemerkte

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