Machtlos
ihr Werkzeug“ , dachte sie fasziniert und konnte sich gar nicht sattsehen.
Jaromir ließ sie das Tempo bestimmen und freute sich mit ihr über die ausdrucksstarken Arbeiten. Sie sprachen wenig, waren aber innig miteinander verbunden. Victoria hatte schon gar nicht mehr gewusst, wie es sich anfühlte, eine ganz normale, junge Frau zu sein. Jetzt kostete sie jede Sekunde aus. Es gab nur sie, Jaromir und all diese wunderbaren, inspirierenden Fotos.
Nach zwei Stunden war es früher Nachmittag und Jaromir sah wieder auf seine Uhr. „So, Vici, wir haben jetzt noch Zeit für einen Kaffee und dann geht es auch schon weiter.“
Sie drehte sich überrascht um. „Wie – weiter? Ich dachte, das hier ist die Überraschung!“
Er grinste nur und schüttelte den Kopf.
Sie runzelte ihre Stirn. „Was kommt denn noch alles?“
Jetzt lachte ihr Gefährte. „Das verrate ich nicht. Und nun komm. Ich kenne hier in der Nähe ein ausgezeichnetes Café. Dort gibt es hervorragenden Kuchen, der hinter Alberts Backkünsten nicht zurückstehen muss.“
Lachend fragte Victoria: „Was? So was gibt es? Das halte ich für ausgeschlossen!“
Eine Viertelstunde später wurde sie eines Besseren belehrt. Der Kuchen war wirklich ausgezeichnet.
Kaum hatte sie aufgegessen, da betrat ein junger Mann das Café und blickte sich suchend um. Einen Augenblick später schien er sein Ziel gefunden zu haben, ging auf sie zu und fragte: „Verzeihung, sind Sie Professor Custos Portae?“
Jaromir nickte lächelnd. „Der bin ich.“
Der junge Mann war leger gekleidet und machte grundsätzlich einen entspannten Eindruck. Allerdings war ihm Jaromir nicht gerade geheuer und er war froh, dass dieser ihm zur Begrüßung nicht die Hand entgegen gestreckt hatte.
Er sagte: „Hi, ich bin Ole Tiedemann. Mein Professor schickt mich. Ich soll einer jungen Dame ein paar Tricks im Umgang mit ihrer Kamera zeigen.“
Er lächelte Victoria schüchtern an und hoffte inständig, dass Professor Custos Portae nicht dabei sein würde.
Jaromir zog eine kleine, gepolsterte Tasche heraus und bei genauerem Hinsehen erkannte Victoria, dass das ihre Kameratasche war.
Sie war verwirrt. „Wie kommst du denn an meine Kamera?“
Er antwortete grinsend: „Dein Mitbewohner musste heute leider verdammt früh aufstehen, denn ich wusste ja nicht, wie lange du schlafen würdest… Zu meinem Glück ist J nicht nachtragend und weiß ziemlich gut Bescheid, wo du deine Sachen aufbewahrst. Ich selbst hätte wohl eine Ewigkeit suchen müssen…“
Dann sagte er laut: „Das ist Victoria und sie hat noch keine Ahnung von ihrem Glück.“
Sie war ganz perplex. „Wie hast du das denn so schnell auf die Beine gestellt?“
Er strahlte sie stolz an. „Die Kurzform ist: Abrexars Beziehungen an der Hamburger Uni sind interdisziplinärer Natur und ausgesprochen gut.“
Er sah auf seine Uhr und wandte sich an den Studenten: „Also Ole, Sie haben eine Stunde. Ich warte hier.“
Ole atmete auf und Victoria schnappte sich ihre Kamera.
Ole Tiedemann war Kunststudent und hatte sich auf Fotografie spezialisiert. Sie waren nach draußen gegangen und er hatte sie ein paar Aufnahmen schießen lassen. Nun gingen sie in den Schatten und er holte einen Tablet PC heraus, steckte die Speicherkarte der Ixus hinein und analysierte mit ihr die Bilder. Danach erklärte er ihr die Bedeutung von verschieden Einstellungen und ließ sie wieder ein paar Bilder machen.
Victoria fand Ole echt nett. Er hatte eine Menge Ahnung und konnte dazu auch noch prima erklären. Die Zeit verging wie im Fluge und viel zu schnell sah der Student auf seine Uhr und meinte: „Ich fürchte, die Stunde ist um…“
In seinen Gedanken konnte sie erkennen, dass er Jaromir auf keinen Fall einen Grund zur Verärgerung liefern wollte – auch wenn es ihm selbst Spaß machte und er Victoria süß fand. Dafür würde er ihr auf alle Fälle seine Telefonnummer zustecken.
Während Jaromir halb im Scherz in ihren Gedanken vor sich hin grummelte, sagte sie lächelnd: „Vielen Dank, Ole. Das war echt cool. Und es hat mich wirklich weitergebracht.“
Ole lächelte zurück. „Freut mich, dass es dir gefallen hat. … Wenn du mal wieder ein Frage hast, dann ruf mich doch an.“ Unbeholfen kritzelte er seine Nummer auf eine alte Fahrkarte und drückte ihr diese in die Hand.
Jaromir kam ihnen entgegen geschlendert und stichelte: „Na, ist Romeo fertig mit seiner Vorstellung?“
Ole erkannte ihn in diesem Augenblick und zog seine Hand
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