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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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mindestens einen Kilometer hin und der Strand, der sich daran anschloss, war endlos. Es musste gerade Ebbe sein, denn das ferne Glitzern des Meeres war mehr zu erahnen, als dass sie es tatsächlich sehen konnte. Die Pfahlbauten am Strand kamen ihr irgendwie bekannt vor…
    „Richtig“, sagte Jaromir lächelnd, „wir sind an der Nordsee in St. Peter Ording.“
    „Oh, Mann! Hier bin ich ja ewig nicht mehr gewesen“, murmelte sie.
    „Dann wird es ja höchste Zeit!“, gab er zurück und zog sie lachend den Deich hinunter.
    Unten gab es einen Trampelpfad durch das kantige, knietiefe Gras der Salzwiesen. Schmale Planken führten über verschiedene Gräben und Priele. Die Luft war angenehm warm und der Wind trug den Duft von Salzwasser, Tang und Schlick mit sich.
    Victoria mochte diesen Geruch. Und die Weite. Und die typischen Strandgeräusche. Sie atmete auf und fühlte sich plötzlich ganz leicht. Sie konnte es kaum erwarten, den Strand zu erreichen.
    Die nächsten Stunden waren gefüllt mit warmem Sand unter ihren Füßen und mit knöcheltiefen Pfützen, welche die Ebbe am Strand vergessen hatte, mit kleinen Krebsen und wunderschönen Muscheln und mit einer Sandburg, die das auflaufende Wasser fortspülte. Gespräche über alles und nichts. Wolkenfetzen am strahlend blauen Himmel. Warmes Salzwasser auf der Haut. Bunte Lenkdrachen in der Luft. Sommersonne und eine angenehme Brise. Und ein paar Schnappschüsse, die diesen wunderschönen Nachmittag festhielten.
    Gegen acht Uhr suchten sie sich eine windgeschützte Stelle in den Dünen. Dort saßen sie nun im warmen Sand und schauten auf die Nordsee. Die Flut war gekommen und die Wellen rollten rauschend an den Strand. Victoria fühlte sich frei und entspannt wie schon ewig nicht mehr.
    Plötzlich bemerkte sie, dass ihr Gefährte ganz aufgeregt wurde und blickte ihn verwundert an.
    Er verbarg seine Gedanken krampfhaft, als er sich vor sie hinkniete. Er lächelte und sagte mit pochendem Herzen: „Victoria, du bist die Liebe meines Lebens – du BIST mein Leben, denn ohne dich kann ich nicht mehr sein. Ich wäre stolz, wenn ich dich meinen Freunden, meinen Kollegen und Bekannten als meine Frau vorstellen dürfte. Victoria Abendrot, willst du mich heiraten?“
    Sein Herz klopfte bis zum Hals und er öffnete den Gedankenraum, den er heute so sorgsam verborgen hatte. Jetzt konnte Victoria alles sehen: Jaromir war klar, dass die Goldenen sie zur Hochzeit zwangen, aber er war fest entschlossen, ihnen nicht den Hauch eines Triumphs zu gönnen, sondern wollte das Fest zu IHREM Fest machen. „Sollen die Goldenen doch den Rahmen abstecken, WIR werden ihn mit Leben füllen. Sie können uns vielleicht dazu zwingen zu heiraten, aber sie können uns nicht dazu zwingen, es zu hassen.“
    Victoria sah, dass er sie wirklich gern heiraten wollte.
    Er öffnete eine kleine Schatulle aus schwarzem Samt und hielt sie ihr hin. „Wenn ich mir vorstelle, dass du meinen Ring trägst, dann fühlt sich das mehr als richtig an.“
    In weißem Satin steckte ein schmaler, matt polierter Platinring, der an einer Stelle von einem schwarzen Diamanten unterbrochen war. Der Ring war edel, schlicht und vor allem: wunderschön!
    Victoria war überwältigt und sprachlos. Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie wusste, dass Jaromir recht hatte. Sie hatten ihre Beziehung vor zwei Wochen zwar offiziell gemacht, aber es gab so viele Zweifler, die ihr oder ihm vorteilssüchtige Beweggründe für ihre Verbindung unterstellten. Dabei liebte sie Jaromir mit jeder Faser ihres Körpers. Die Heirat würde allen zeigen, dass sie es wirklich ernst miteinander meinten. Kein Versteckspiel mehr und keine Rechtfertigungen auf miese Unterstellungen. Wenn die Goldenen sie nicht jetzt zur Hochzeit gezwungen hätten, wären sie wahrscheinlich bald selbst zu diesem Entschluss gekommen.
    Sie lächelte und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken vom Gesicht. Sie würde den Mann heiraten, den sie von ganzem Herzen liebte! Sie sah, dass sein unsicheres Lächeln strahlend wurde und sagte mit bebender Stimme: „Ja, ich will dich heiraten, Jaromir Custos Portae!“
    Dann griff er zärtlich ihre linke Hand und steckte ihr den Ring an.
    Er passte perfekt.
    Unzählige Facetten fingen das Licht der Abendsonne ein und ließen den schwarzen Stein funkeln.
    Sie blickten einander in die Augen und in die Seelen. Sie gehörten zusammen. Sie waren eins. Die Welt um sie herum verlor an Bedeutung. Ihre Liebe füllte ein ganzes

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