Machtlos
gab es auf, die Teilchen zu beeinflussen und rückte wieder näher an ihren Verlobten heran – wie sich das anhörte: Verlobter! Kopfschüttelnd sagte sie: „Da täuscht du dich aber sehr, mein Lieber. Ich kann zwar den Zauber ausführen, aber dann kann ich nichts anderes mehr tun!“
Er nickte ernst. „Und so geht es jedem, der diesen Zauber ein paar Wochen lang jeden Tag hart trainiert hat. Du meisterst diese Magie dagegen auf Anhieb.“
Sie zuckte entschuldigend mit ihren Schultern und er fuhr fort: „Ich habe diesen Zauber mindestens zwanzig Jahre lang jeden Tag geübt, bis ich ihn so wie heute nebenbei ausführen konnte. Ich vermute, in drei Jahren wird das für dich kein Problem mehr darstellen.“
Sie grinste. „Nie wieder frieren – dafür trainiert frau doch gern!“ Dann ergänzte sie theatralisch jammernd: „Und was mache ich bis dahin? Entweder mir ist kalt oder ich kann nix anderes tun – das geht doch nicht.“
Er lachte. „Bis dahin, meine liebe Verlobte, hältst du dich am besten in meiner Nähe auf.“ Er legte den Arm um sie und zog sie zärtlich zu sich heran.
Sie unterhielten sich noch etwas über Magie, doch dann schweiften sie ab und plötzlich war die Hochzeit wieder Thema. Victoria sah Jaromir streng an und schüttelte ihren Zeigefinger. „Na, da hast du mich aber schön hinters Licht geführt. Heute Morgen sagst du noch zu mir, dass ich den ganzen Tag nicht über die Hochzeit nachdenken soll und jetzt habe ich diesen schicken Klunker an meiner Hand!“
Sie strahlte ihren Gefährten an und der antwortete grinsend: „Ich weiß: es war gelogen, aber es hat funktioniert. Du warst heute so entspannt, wie schon lange nicht mehr. Genau das wollte ich bezwecken.“
Sie grinste zurück. „Und jetzt planen wir unsere eigene Hochzeit… krass.“
Er zuckte lächelnd mit den Schultern. Nach einer Weile meinte er ernst: „Ich bin fest überzeugt, dass es außer uns noch andere Gefährten geben wird. Vielleicht ja sogar Kerstin und Lenir. Wir beide haben jetzt die Chance, eine Reihe von Traditionen zu begründen, der die anderen Gefährten nachfolgen werden.“
Victoria sah in seinem Geist, dass er über das wahre Gesicht der Goldenen tief enttäuscht war. Mehr als zwei Jahrhunderte hatte er an deren Weisheit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit geglaubt und war nun eines Besseren belehrt worden. Die goldenen Drachen hatten einfach überall ihre Krallen dazwischen, wollten mitmischen und bestimmen. Jaromir war fest entschlossen, seine Zukunft mit Victoria selbst zu gestalten. Wenn sie sich von den Goldenen herumschubsen ließen, würden es alle nachfolgenden Gefährten ebenfalls schwer haben. Das wollte er nicht zulassen.
Victoria nickte ernst. „Eine große Verantwortung, die du da auf unsere Schultern lädst.“
Aber er widersprach: „Ich sehe das nicht als Verantwortung. Ich bin gern Gefährte. Für mich war es ein erhebender Augenblick, als unsere Verbindung vollendet wurde. Ich finde es sehr schade, dass wir diesen bedeutenden Moment nicht genießen konnten. Jetzt haben wir die Chance, unsere Hochzeit so zu gestalten wie es uns gefällt. Sollen die Goldenen doch einen Rahmen vorgeben – mit Leben füllen werden wir ihn. Das wird unser Tag!“ Dann lachte er leise. „Damit rechnet Jalina unter Garantie nicht. Abrexar hat mir berichtet, dass sie davon ausgeht, uns damit in tiefe Depressionen gestürzt zu haben.“
Sie ergänzte: „Was ja auch bis heute Morgen stimmte.“ Dann furchte sie ihre Stirn. „Sag mal – woher hat Abrexar eigentlich all diese Informationen? Ich meine, das sind doch keine Dinge, über die man mal eben so beim Mittagessen mit den Kollegen plaudert. Dein Mentor weiß verdammt gut über alles Bescheid und scheint sogar die verborgenen Gedanken der höchsten Drachen zu kennen.“
Jaromir sah ihr direkt in die Augen. „Jedes politische System hat einen Geheimdienst. Da bilden die Drachen keine Ausnahme. Abrexar unterhält sein eigenes Netzwerk. Er hat über die vielen Jahrhunderte ausgezeichnete Kontakte gesammelt und gepflegt. Vor wenigen Tagen ist es ihm sogar gelungen, jemanden in Jalinas Umfeld für sich zu gewinnen.“ Jaromir seufzte und fügte hinzu: „Ich wünschte, das wäre ihm früher gelungen. Dann hätten sie uns vielleicht gar nicht erst entdeckt oder wir hätten zumindest mehr Zeit gehabt und nicht überstürzt flüchten müssen.“
Sie redeten noch bis tief in die Nacht und sprangen dann durch die Nebel zurück nach Kiel. Als
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