Machtlos
gesagt?“
Victoria hob, ohne auf seinen Kommentar einzugehen, beschwichtigend ihre Hände. „Entschuldigung Albert. Ich dachte nur, es wäre einfach nett für Sie, mal nicht arbeiten zu müssen, sondern bedient zu werden. Sie waren ganz oben bei meinen Leuten dabei.“
Jaromir nickte lachend. „Ja, Albert. Du standst sogar noch vor ihrer Tante Renate. Aber wir sehen schon, dass wir dir damit keinen Gefallen tun.“
Dann stand er auf und holte einen edlen Sherry und drei kleine Gläser aus der Bar. Er goss jedem etwas ein und reichte seinem treuen Diener ein Glas.
Der war immer noch wie betäubt, leerte das Glas in einem Zug und schüttelte sich.
Dann klärte sich sein Blick und er sagte mit einer leichten Verbeugung: „Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich die Bewirtung bei Ihrer Hochzeit übernehmen dürfte.“
In seinem Geist kreisten schon die ersten Rezepte für ein opulentes Buffet.
Mit viel Mühe konnten sie den Butler dann noch überreden, schon jetzt wenigstens eine Putzfrau einzustellen. Schließlich hielten sich nun dauerhaft vier Personen im Haus Brookstedt auf. Dazu kamen die vielen Audienzgäste und Victorias Freunde würden sicher auch ab und an vorbeischauen. Albert hatte schon jetzt zu viel zu tun.
Am Sonntag hatten Victoria und Jaromir zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr aus Schweden wirklich frei. Zwar würden ihre Freunde am späten Nachmittag noch vorbeischauen, aber das war für sie kein Pflichttermin. Victoria freute sich schon darauf, auch wenn sie wegen der Bekanntgabe ihrer Verlobung etwas nervös war.
Das Wetter war schlecht und eigentlich wollte Victoria den ganzen Vormittag nur faulenzen, doch Jaromir überredete sie zu einem Besuch in der Kieler Kunsthalle.
Lächelnd sagte er: „Abrexar liegt richtig, wenn er meint, dass wir uns so langsam gemeinsam in der Öffentlichkeit blicken lassen sollten. Aber vor allem haben sie in der Kunsthalle zurzeit eine tolle Fotoausstellung. Die wird dir gefallen.“
Ihr Gefährte hatte recht. Die Ausstellung war wirklich gut und Victoria konnte sich kaum sattsehen. Wie schon am Wochenende zuvor in den Deichtorhallen sprachen sie wenig, hielten aber innigen Kontakt. Jaromir teilte ihre Freude über die ausdrucksstarken Arbeiten.
Da die Kunsthalle nur wenige Kilometer von Jaromirs Haus entfernt lag, waren sie mit einem Regenschirm bewaffnet zu Fuß gegangen. Als sie händchenhaltend die Ausstellung verließen, schlug Jaromir vor, noch essen zu gehen. Sie machten einen Spaziergang an der Förde entlang zum Forsthaus. Das traditionsreiche Parkcafé hatte sogar einen Biergarten und war bei den Studenten sehr beliebt. Es lag ebenfalls ganz in der Nähe von Jaromirs Anwesen.
Das Restaurant war gut besucht. Als sie den Gastraum betraten, blickten einige Gäste beiläufig zu ihnen herüber. Und wie Victoria erwartet hatte, waren auch zwei Leute von der Uni anwesend. Sie kannte die Mädels aus dem Mathestudium vom Sehen. Die beiden erkannten sie ebenfalls als Kommilitonin und stutzten, als sie feststellten, dass sie mit ihrem Professor Händchen hielt.
Sofort steckten sie tuschelnd ihre Köpfe zusammen und Victoria konnte die Verwunderung der beiden und ihre neugierigen Blicke deutlich spüren. Sie war sich bewusst, dass es ab heute Gerüchte unter den Studenten über sie und Professor Unheimlich geben würde.
Victoria grinste schief. „Jetzt geht es also los…“ , dachte sie mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.
Jaromir drückte lächelnd ihre Hand. „Ja, jetzt wird es ernst.“ Dann sah er sie aufmunternd an. „Egal, was die anderen in den nächsten Wochen über uns denken – mach dir immer klar, dass das nur kurz andauern wird. In ein paar Monaten haben sie sich an uns gewöhnt und in ein paar Jahren wird keiner von ihnen mehr auch nur einen Gedanken an uns verschwenden.“
Sie schluckte und ein nervöses Kribbeln breitete sich in ihr aus.
Jaromir strahlte sie an und sagte leise: „Ich liebe dich, Victoria. Ganz egal, was andere sagen oder denken mögen.“
Sie lächelte tapfer zurück. „Ich dich auch, Jaromir.“
Sie bestellten Pizza. Während des Essens fragte Victoria: „Wen wirst du eigentlich als Trauzeugen nehmen?“
Jaromir legte den Kopf schief. „Hmmm. Darüber habe ich auch schon nachgedacht und bin noch zu keinem Schluss gekommen. Derjenige, der mir so nahe steht, dass er für dieses Amt prädestiniert ist, ist dazu emotional im Moment nicht in der Lage. Außerdem kann ich kaum mit meinem Hiwi als Trauzeugen
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