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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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war den Tränen nahe und Victoria legte tröstend den Arm um sie. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich mag. … Er scheint sich ernsthaft Gedanken zu machen und will nur das Beste für dich.“
    Kerstin schüttelte den Kopf und sagte trotzig: „Wenn er mich mag, warum lässt er mich dann nicht selbst entscheiden, ob er gut für mich ist? Ich bin doch kein Kind mehr!“
    Victoria lächelte schief. „Das ist ein guter Einwand. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, sage ich es ihm.“
    Kerstin atmete tief durch und versuchte sich zusammenzureißen. Es gelang ihr nur leidlich. Sie blinzelte die Tränen weg. Lennard ließ sie einfach nicht mehr los, auch wenn sie das alles andere als toll fand.
    Victoria wollte ihrer Freundin helfen. Im Moment konnte sie jedoch nicht mehr für sie tun, als sie abzulenken. So sagte sie beiläufig: „Ich habe noch Probleme mit meiner Gästeliste und mit den Einladungen. Hast du Lust, da mal einen Blick drauf zu werfen?“
    Kerstin nickte noch immer schniefend und Victoria holte die Unterlagen. Gemeinsam diskutierten sie, wen Jaromir und sie einladen mussten, sollten und könnten. Zwischendurch brachte Albert den Jogi-Tee und köstlichen Blaubeerkuchen, der sogar noch warm war. Beides war mit Zimt zubereitet und Victoria bemerkte, dass ihre Freundin immer mehr Gefallen an diesem Gewürz fand, obwohl sie dem früher nicht viel abgewinnen konnte. Sie fragte sich, ob das mit der erwachenden Verbindung zu Lenir zusammenhängen könnte.
    Auf jeden Fall tat Victorias Ablenkungsmanöver seine Wirkung. Auch wenn Lennard sich immer wieder in Kerstins Gedanken schlich, fühlte sie sich doch besser.
    Als Kerstin schließlich Victorias Entwurf für die Einladungskarte sah, musste sie grinsen. „Du hast wirklich Hilfe nötig, oder?“
    Victoria nickte. „Das kannst du laut sagen! Dieser ganze Hochzeitskrempel geht mir so langsam echt auf den Keks. Ich meine, Jaromir heiraten will ich wirklich gern, aber dieses ganze Brimborium rundherum, das ist einfach nur lästig.“
    Kerstin lachte und kramte in ihrer Tasche. Dann zog sie triumphierend eine Visitenkarte hervor. „Hier. Das ist die Lösung für all deine Probleme.“
    «Maren Steinberg – Hochzeitsplanerin» stand auf edlem, perlmuttschimmerndem Karton in romantisch verschnörkelten Buchstaben.
    Victoria war erstaunt. „Und ich dachte, solche Leute gibt es nur in amerikanischen Filmen.“
    Lachend schüttelte Kerstin den Kopf. „Nein, Vici. Maren ist eine Bekannte. Von ihr habe ich auch all die Hochzeitszeitschriften bekommen. Die ist echt nett. Ruf sie einfach mal an; dann könnt ihr euch beschnuppern.“
    Wenig später trudelte J ein. Ihm ging es mit Victorias Zimmer genau wie Kerstin. Die entspannte, ungezwungene Atmosphäre gefiel ihm deutlich besser als die makellose Eleganz des weißen Salons oder gar die einschüchternde Dramatik des Speisezimmers im Erdgeschoss. Besonders der Kühlschrank hatte es ihm angetan. Genau so einen hätte er gern in ihrer WG.
    Felix, Falk und Sabine kamen gemeinsam an. Sie waren vom Haus Brookstedt und auch von Albert so beeindruckt, dass sie Victorias neuen Raum im ersten Moment gar nicht richtig wahrnahmen. Aber alle fühlten sich hier wohl und legten ihre anfängliche Befangenheit schnell ab.
    Falk sah für sich ganz neue Freizeitmöglichkeiten angesichts des großen Flachbildfernsehers, der Wii und der anderen technischen Geräte. Er lächelte Victoria an und fragte beiläufig: „Du sagtest am Telefon, dass du Neuigkeiten für uns hättest. Was gibt es denn?“ In Gedanken hoffte er auf eine wilde Einweihungsparty dieses Raumes.
    Victoria grinste belustigt. Dann begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen. Gleich würden ihre Freunde es wissen. Oder sollte sie noch auf ihren Verlobten warten? Sie druckste herum: „Eigentlich wollten Jaromir und ich euch das gemeinsam sagen, aber…“
    „Sag es ihnen ruhig jetzt schon – wenn ich dabei bin, trauen sich deine Freunde ganz sicher nicht, ihre wahren Gefühle zu zeigen“ , meldete sich Jaromir. Und dann fügte er noch gutmütig hinzu: „Ich komme, sobald sich der erste Sturm gelegt hat.“
    Sabine, Felix und Falk sahen Victoria nun erwartungsvoll an, während Kerstin und J wissend grinsten.
    Victoria gab sich einen Ruck und sagte scheu: „Also, Jaromir und ich wollten euch sagen, dass wir…“
    Sie hatte eindeutig Angst vor der Reaktion ihrer Freunde. Sie atmete noch einmal tief durch und spürte in diesem Moment Jaromirs tiefe Liebe.
    Sie strahlte.

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