Machtlos
Entscheidungsfindung helfen. Sogar um das Buchen der Kirche würde sie sich kümmern. Nur eines bereitete Maren Sorgen: Dass das Haus Brookstedt noch vor der Feier umgebaut werden sollte. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie das gehen sollte, wenn noch nicht mal die Pläne für den Umbau fertig waren.
Tatsächlich hatten jedoch die Vorarbeiten schon begonnen. Es wuselten eifrige Handwerker herum, die die ersten Vertäfelungen vorsichtig herunternahmen und zum Einlagern abtransportierten.
Nachdem Maren gegangen war, versuchte Victoria endlich sich dazu durchzuringen, ihre Mutter anzurufen. Ihr war mehr als nur mulmig und am liebsten hätte sie das Telefon wieder weggelegt. Aber es hatte alles keinen Sinn. Sie MUSSTE sie anrufen.
Jaromir drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ach, Kleines. Du schaffst das schon. So schlimm kann es doch nicht werden.“
Victoria lächelte schief. „Das hast du beim letzten Mal auch gesagt und es wurde noch viel schlimmer.“
Ihr Gefährte nahm ihren Kopf in beide Hände. „Ich weiß.“ Er küsste sie noch einmal. „Aber heute wird es besser. Deine Mutter hatte ihren Schock ja schon. … Und wenn du vielleicht schon etwas andeutest, wird es am Mittwoch nur noch halb so wild.“ Dann küsste er sie zärtlich auf den Mund und gab sie frei.
Victoria schluckte und wählte entschlossen die Nummer von Zuhause.
Ihre Mutter meldete sich.
Victoria atmete tief durch. „Hi, Mama.”
„Oh, hallo Victoria! Das ist ja eine Überraschung. Ich habe gar nicht mit einem Anruf von dir gerechnet.“
„Ja“, antwortete Victoria gedehnt, „es gibt Neuigkeiten.“
Unpassend optimistisch bemerkte ihre Mutter: „Du hörst dich so bedrückt an, Kind. Ist was passiert?“
Victoria wusste genau, dass ihre Mutter hoffte, Jaromir und sie hätten sich getrennt und dass sie deswegen schlecht drauf wäre. Sie entgegnete: „Ja, es ist was passiert. …. Aber es wird dir nicht gefallen. … Können Jaromir und ich vielleicht Mittwoch vorbeikommen?“
Enttäuscht schwieg Giesela.
„Du bist doch nicht etwa schwanger?!“, platzte sie ein paar Sekunden später ganz unvermittelt heraus.
Victoria lachte. „Nein, Mama, ich bin nicht schwanger.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Also, was ist? Passt Mittwoch bei Papa und dir?“
Ihre Mutter brauchte offensichtlich etwas Zeit. „Ich muss erst mal auf meinen Küchenkalender gucken.“
Victoria hörte Schritte am anderen Ende der Leitung.
Im Laufen murmelte Giesela: „Demnächst ist Silberhochzeit bei den Greves, weißt du, und da bindet doch die ganze Straße einen Kranz.“
Victoria war sich sicher, dass ihre Mutter wie immer all ihre Termine im Kopf hatte. Giesela überlegte bestimmt nur angestrengt, was ihre Tochter ihr an dem Mittwoch erzählen würde und wollte Zeit schinden.
Nach einem Moment raschelte Papier und ihre Mutter sagte: „Doch Mittwoch passt. Sogar dein Bruder wird da sein.“
Victoria lächelte. „Das ist prima – Max habe ich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Dann also bis Mittwoch. Und Grüß Papa und Max schön.“
„Mach‘ ich. Aber was willst du denn mit uns besprechen? Nach deiner Andeutung mache ich mir jetzt wirklich Sorgen.“ Die Stimme ihrer Mutter klang angespannt.
Victoria winkte ab. „Ach Mama, das musst du nicht. Du weißt doch, dass ich nicht so gern am Telefon rede. Ich sage euch das lieber so. Es ist nichts wirklich Schlimmes – nur, dass du nicht gerade begeistert sein wirst.“
„Also gut, wie du willst“, entgegnete ihre Mutter enttäuscht.
Victoria konnte die Rädchen im Kopf ihrer Mutter förmlich arbeiten hören, als diese sich leicht abwesend verabschiedete: „Dann sehen wir uns also am Mittwoch, Victoria. Bis dann.“
„Ja, Mama – bis Mittwoch. Wir kommen so gegen drei.“
Nachdem Victoria aufgelegt hatte, schnaubte sie erleichtert. „Das habe ich hinter mich gebracht. Puhhhh.“
Jaromir grinste. „Na siehst du, Kleines. Und dein Kopf ist noch dran.“
Victoria funkelte ihn erbost an und boxte ihn halb im Ernst in die Seite. „Hey! Mach dich ja nicht lustig über mich!“
Jaromir grinste noch breiter. „Das würde ich doch nie wagen.“
Nun reichte es Victoria. Empört hob sie ihren Zeigefinger. „Oh doch! Das würdest du!“ Sie trat ein Stück zurück, griff nach einem Sofakissen und schleuderte es ihm entgegen.
Er fing das Kissen geschickt mit einer Hand auf und warf es lässig zurück aufs Sofa. Natürlich hatte er ihr Vorhaben rechtzeitig über
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