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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Freundin an und goss ihr einen großen Becher Jogi-Tee ein. „Trink das, dann geht es dir gleich besser.“
    Kerstin nahm einen Schluck und seufzte: „Ahhh, das tut gut.“ Sie schüttelte verwirrt den Kopf und murmelte: „Und ich dachte immer, ich mag keinen Zimt…“
    Dann blickte sie wieder auf und sagte zerknirscht: „Es tut mir wirklich leid, Vici. Ich wollte hier bei euch nicht einfach so reinplatzen, aber…“
    Victoria winkte ab. „Ach, Kerstin. Wozu sind denn Freunde da? Wenn du willst, kannst du auch gern bei uns übernachten. Platz haben wir genug und du musst nicht allein sein.“
    „Danke“, antwortet Kerstin erleichtert. „Das Angebot kommt mir gerade recht, denn Alex fängt so langsam echt an zu nerven.“
    Fragend zog Victoria eine Augenbraue hoch und ihre Freundin führte weiter aus: „Ach, er gibt sich verzweifelte Mühe, mich zurück zu gewinnen. Er legt jeden Tag Blumen vor meine Tür.“
    Victoria konnte hinter Kerstins Gedankenfenstern sehen, dass ihr die Vasen bereits ausgegangen waren.
    Kerstin hob hilflos ihre Hände. „Außerdem ruft er dauernd an und fragt, ob er irgendwas für mich tun kann, um mich aufzumuntern oder ob wir ausgehen wollen. Zwei Liebesbriefe habe ich auch schon bekommen.“ Sie schüttelte den Kopf und grinste schief. „Eigentlich ist das alles ja ganz süß. Er begreift nur nicht, dass das Perlen vor die Säue werfen ist. Ich habe echt keine Ahnung, was ich noch tun soll, um ihm klar zu machen, dass aus uns nichts mehr wird.“
    Victoria grinste mitleidig. „Tja, manchmal sind die Jungs ganz schön schwer von Begriff, was?“ Dann stand sie auf und sah ihre Freundin fragend an. „Wie sieht es aus – hast du Hunger? Albert wollte gleich das Abendessen servieren.“
    Kerstin lächelte. „Also wenn euer Butler gekocht hat, dann könnte ich sicher was zu futtern vertragen.“
    Kerstin blieb über Nacht. Albert hatte im Gästetrakt ein Menschenzimmer hergerichtet und Hoggi bestand darauf, die düsteren Wände kurzerhand mit einem Illusionszauber hell und freundlich zu gestalten.
    Beim Frühstück im weißen Salon am nächsten Morgen musste Victoria innerlich grinsen. Kerstin hatte gut geschlafen. Natürlich hatte sie nach dem Aufwachen wieder nur Lennard im Kopf, aber dennoch unterhielt sie sich jetzt ganz unbefangen mit ihrem Gefährten. „Ob die wachsende Bindung zu Lenir dafür sorgt, dass die Drachenaura bei ihr keine Furcht mehr auslöst? Sie scheint sich hier fast zu Hause zu fühlen.“
    Jaromir und Kerstin begannen gerade ein Gespräch über die Abgründe der Menschheit. Die Zeitung lag aufgeschlagen neben seinem Frühstücksteller und Victoria erkannte das Bild einer Motorradgang. Daneben prangte in großen Lettern die Überschrift: «Bandenkrieg eskaliert: Schießerei mit zwei Toten!»
    Kerstin meinte: „Aber Jaromir, wenn man den Menschen nur eine Perspektive bieten würde – weißt du: Arbeit, eine vernünftige Wohnung, genug Geld zum Leben – dann müsste es uns doch gelingen, solche Dinge“, sie deutete auf den Artikel, „zu verhindern.“
    Jaromir lächelte nachsichtig: „Ich fürchte, selbst wenn uns für solche Projekte unbegrenzte Mittel zur Verfügung stünden, würde das im Kern nichts ändern. Der Mensch neigt zu Gewalt. Es wird immer Individuen geben, die andere zum Unheil anstiften – egal wie gut die Rahmenbedingungen sind.“
    Victoria konzentrierte sich auf ihre Freundin. Sie war innerlich gelöst und Lennard Langlo gerade ganz weit weg. Sie grinste und beschloss, Kerstin den Tag über abzulenken. Für den Nachmittag standen eh Hochzeitsvorbereitungen auf dem Plan und die konnte sie auch zu einem anderen Zeitpunkt erledigen. Am Abend wollten Jaromir und sie gemeinsam mit Lenir sprechen und dann – nun ja, sie hoffte, dass Kerstin danach keine Ablenkung mehr nötig haben würde.
    Sie unterbrach die Unterhaltung. „Entschuldigt ihr beiden. Sag mal Kerstin, hast du heute schon was vor? Maren hat gestern angerufen und gefragt, wie weit ich mit dem Kleid bin.“ Das war zwar gelogen, aber der Zweck heiligte ja bekanntlich die Mittel. „Wir könnten nach Laboe rüber fahren, da soll es eine nette kleine Braut-Boutique geben.“
    Kerstin dachte kurz nach. „Hmmmm, ich muss heute Morgen noch zu Pedro in den Stall – ich habe ihn gestern schon nicht geritten. Und heute Nachmittag wollte ich kurz zur Uni: Klausurergebnisse checken.“
    Das war gelogen, wie Victoria sofort erkannte. Lennard an der Uni abzupassen, war schon fast eine

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