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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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mütterliche Typ. Mit einem strahlenden Lächeln kam sie auf Victoria und Kerstin zu. Sie taxierte die beiden für zwei Sekunden und sagte: „Hallo, ich bin Bettina. Na, wer von Ihnen zweien ist denn die Glückliche?“
    Victoria war erschlagen von diesem ganzen Hochzeitsgedöns und so zeigte Kerstin grinsend auf ihre Freundin. „Sie!“
    Bettina führte sie in eine kleine Sitzecke in barockem Stil. Wie schon der Rest des Ladens war auch das Sofa in hellen Farben gehalten. Bei Sekt und Grissinis ermittelte Bettina mit geschickten Fragen, was für ein Typ Victoria war und in welchem Rahmen sie heiraten wollte. Schließlich sagte sie: „So, und nun schauen wir mal, was Ihnen generell gefällt und was überhaupt nicht.“
    Victoria konnte sehen, dass die Verkäuferin schon ein ganz bestimmtes Kleid im Kopf hatte, es jedoch erst später vorschlagen würde. Bettina wollte das Aussuchen des Brautkleides zu einem Erlebnis machen, was dann im richtigen Moment im perfekten Kleid gipfelte. Wenn gleich das erste Kleid DAS Kleid war, dann war der Spaß ja schon vorbei. Nein, so behandelte Bettina ihre Kunden nicht. Sie war Brautmodenverkäuferin mit Leib und Seele.
    Kerstin fragte zurückhaltend: „Darf ich auch Kleider für Victoria raussuchen?“
    „Aber unbedingt!“, antwortete Bettina und fügte dann augenzwinkernd hinzu: „Und unsere Braut muss jedes Kleid anziehen, das wir ihr bringen, oder?“
    „Ganz genau!“, bekräftigte Kerstin und nickte grinsend.
    „Na, das kann ja heiter werden!“, seufzte Victoria und begab sich ergeben in die Umkleidekabine.
    Sie hatte sich gerade die Jeans ausgezogen, da spürte sie Jaromirs Verwunderung. „Was ist denn los? Gibt es was Neues vom Tor?“ , erkundigte sie sich neugierig.
    „Nein“ , antwortete ihr Gefährte, „Der Fahrstuhl geht nicht mehr.“
    Victoria grinste amüsiert. „Wie langweilig… Dann müsst ihr wohl doch die Treppe nehmen.“
    „Erst mal können vor Lachen. Wir sind IM Fahrstuhl, Süße.“
    „Oh!“ Eine Sekunde später musste Victoria erst recht grinsen. „Nutze die Zeit, Jaro! Lenir kann nicht weg. Jetzt muss er dir zuhören. Vielleicht kannst du ihn ein wenig bremsen.“
    „Ein netter Vorschlag“ , gab er leicht genervt zurück, „aber wir versuchen es doch lieber mit dem Alarmknopf.“
    „Na dann viel Glück! Ich werde jetzt jedenfalls ganz in Weiß gehüllt. Mal sehen was Kerstin und Bettina mir hier so anschleppen.“ Tatsächlich freute sie sich nun doch aufs Anprobieren. Mit erhobenem Zeigefinger fügte sie grinsend in Jaromirs Richtung hinzu: „Aber nicht gucken.“
    „Würde ich doch nie tun“ , antwortet Jaromir lächelnd und verabschiedete sich liebevoll. „ Viel Spaß dabei, Kleines.“
    Da kam Bettina auch schon mit einer langen, weißen Robe.
    Victoria betrachtete die Unmengen an Stoff und hatte keinen Plan, wie sie in das Ungetüm hinein kommen sollte, ohne auf das Kleid zu treten oder sich darin zu verheddern. Offensichtlich sah man ihr die Ratlosigkeit an, denn die Verkäuferin meinte freundlich: „Keine Sorge, ich helfe Ihnen, Victoria.“
    Nach fünf Minuten Zurechtgerücke, Gezuppel und Zugeknöpfe kam Victoria aus der Umkleidekabine.
    Kerstin saß gemütlich auf dem kleinen Sofa und sah gespannt zu ihr herüber. Sie wollte etwas sagen, aber ihr fehlten die Worte.
    Bettina führte Victoria zu einem großen Spiegel mit opulentem Goldrahmen, der am Rand der freien Fläche stand. Victoria sah hinein und erkannte sich im ersten Moment gar nicht.
    Der Frau im Spiegel passte das Kleid wie angegossen. Es war schulterfrei, über und über mit Perlen und Satinbändern bestickt und hatte einen tiefen Ausschnitt im Rücken, wie sie in einem zweiten Spiegel an der Wand erkennen konnte. Das Kleid war großartig. Die unzähligen Lagen Stoff raschelten bei jeder Bewegung und fühlten sich angenehm kühl auf der Haut an.
    Schließlich sagte Kerstin: „Wow!“
    Victoria grinste. Sie war mit einem Mal ganz aufgeregt. Sie würde heiraten! Jetzt, wo sie dieses Kleid trug, wurde es so richtig greifbar.
    Doch irgendwas störte sie.
    Sie blickte noch einmal in den Spiegel und drehte sich hin und her.
    Im Augenwinkelt sah sie, wie Bettina unmerklich den Kopf schüttelte und dachte: „Eine wunderschöne, junge Frau und ein wunderschönes Kleid. Aber wie ich es mir gedacht hatte: Sie passen nicht zusammen. Victoria wirkt verkleidet.“
    Und Bettina hatte recht. Victoria sah noch einmal in den Spiegel. Das war nicht sie selbst, die ihr da

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