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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Arbeitnehmerfreunde .« Jetzt drehte sie sich um und sah Glock wieder an.
    »Vergiss, dass ich dir das gesagt habe, und sei bitte sehr, sehr vorsichtig !« Er fragte sie nicht, welche Fraktion sie bevorzugte. Er wusste es ohnehin.
    »Soll ich den Job annehmen ?«
    »Hast du eine Wahl ?«
    Dann warf sie ihn hinaus, um nicht zu spät zu ihrer Verabredung zu kommen. Beim Hinausgehen hauchte sie ihm zweideutig ins Ohr:
    »Und wenn dich deine Gemüseverkäuferin mal langweilt – du hast ja meine Nummer !«
    Da war das Kribbeln wieder.

     
    Der Versuch, Rauch in der Firma zu erreichen, um zu erfahren, was in der Abteilung im Laufe des Freitags noch geschehen war, scheiterte. Scheiterte an der Neigung seines Kollegen, den Freitag als fröhliche Ouvertüre ins Wochenende aufzufassen, weswegen er kaum je ans Telefon ging und spätestens um drei Uhr das Büro verließ. Anrufer konnten schließlich gut bis Montag warten.

     
    Er fuhr in den Laden zu Barbara, die, er hatte ihre kurzen Regenerationszeiten schon immer bewundert, den verstümmelten Finger ihrer Freundin nicht als persönliche Bedrohung aufzufassen schien und wie gewohnt ihrer geliebten Arbeit nachging. Sie war gerade dabei, Marmeladengläser mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum aus dem rohen Holzregal auszusortieren und erwiderte auf seine Nachfrage:
    »Babette geht es körperlich recht gut. In ein paar Tagen kann sie den Finger wieder bewegen, das Krankenhaus hat sie bereits verlassen. Psychisch macht ihr der Angriff aber sehr zu schaffen. Bisher hat sie in ihrer kleinen, netten Welt geglaubt, alle Menschen seien gut, und dass sie in der friedlichsten Stadt der Welt lebt. Und plötzlich hat sie jede Nacht schreckliche Albträume und wacht immer wieder schweißgebadet auf. Obwohl sie weiß, dass der Angriff nicht ihr galt. Der Arzt hat ihr übrigens eine psychologische Nachbetreuung empfohlen. Sie tut mir wirklich Leid. Als Vertretung im Laden kann ich sie natürlich abschreiben, dazu hat sie verständlicherweise keine Lust mehr. Ich frage sie besser gar nicht erst …«
    »Was hat sie über den Angriff gesagt? Hat sie jemanden erkannt ?«
    »Nein, nichts. Sie stand hier am Regal mit dem Rücken zur Tür und räumte bei den Brotaufstrichen auf. Da klingelte die Ladenglocke. Sie wollte sich gerade umdrehen, da legte ihr jemand von hinten die Hand auf den Mund und drehte ihr die Arme auf den Rücken. Während der ganzen Aktion hat sie nur die Jeans des Angreifers und schwarze Handschuhe gesehen. Profis!« Er hatte nichts anderes erwartet.
    »Ach ja, das Mobilteil des Ladentelefons hat der Angreifer ihr in die Hand gedrückt, bevor er den Keller verlassen hat. Der wollte anscheinend, dass Babette schnell um Hilfe rufen kann …«
    »Und du – wie geht es dir selbst ?«
    »Ich mache mir keine allzu großen Sorgen. Der Mann vom Zeitungskiosk gegenüber hat mir versprochen, ab jetzt ein Auge auf meinen Laden zu werfen und sobald er etwas Verdächtiges sieht, sofort herüberzukommen und die Polizei zu rufen .«
    Glock nahm das so hin, wohl wissend, dass ohnehin keine Schutzgelderpresser vorbeikommen würden.
    Die Ladentür klingelte, und ein Verkäufer der Münchner Obdachlosenzeitung kam herein, um ihnen die neueste Ausgabe von »BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten« zu verkaufen. Barbara nahm immer gleich zehn Exemplare auf einmal und verkaufte sie an ihre Kunden weiter. Übrig gebliebene Hefte bezahlte sie aus der eigenen Tasche. Sie gab das Geld dem fast zahnlosen Alten, der sich höflich bedankte und ihnen ein schönes Wochenende wünschte. Die roten Zeitungen mit dem Titelthema »Arbeit ist mehr als Geld« stapelte sie auf den Tresen der alten Ladentheke. Die mit minimalem Budget produzierte BISS war nach Barbaras Meinung eine der spannendsten Zeitschriften überhaupt und konnte es an Tiefe der Beiträge ohne weiteres mit den meisten teuren Hochglanzzeitschriften aufnehmen. Dann gingen sie nach Hause, um die diese Woche fast gänzlich unverkauften Steinpilze in leckeres Steinpilzrisotto zu verwandeln und damit vor dem unverdienten Verfall zu bewahren.

     
    Samstag stellte Barbara mit einundzwanzig Kunden an einem einzigen Tag einen neuen Rekord auf, auch wenn sie drei Ehepaare mit jeweils zwei Personen quasi doppelt gezählt hatte. Trotzdem stießen sie mit einer Flasche spanischen Bio-Sektes darauf fröhlich an. Abends besuchten sie die Vernissage einer neuen Galerie für naive Kunst, die nur zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt eröffnet hatte, und

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