MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
stockten in seiner Kehle und wollten nicht über seine Lippen kommen. Womöglich verwechselte sie ja gern haben mit lieben.
Und er liebte sie nicht.
Er liebte niemanden.
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, und um es zu brechen, zog Duncan aus einer ledernen Scheide an seinem Gürtel einen zweischneidigen Dolch. »Thomas wird vor eurer Tür Wache halten«, sagte er, als er ihr die Waffe reichte. »Gib ihm das hier und sag ihm, er solle außer mir, Marmaduke oder Fergus niemanden zu euch hereinlassen.«
Sie versteifte sich sichtlich, nahm aber das Messer. »Du glaubst, wir müssten mit einem Angriff rechnen?«
»Nein. Nur ein Narr würde versuchen, diese Mauern zu belagern. Man kann Kenneth vieles nachsagen, aber ein Narr, das ist er nicht.«
»Wozu dann diese Vorsichtsmaßnahmen?«
»Weil«, sagte er, während er mit den Fingerknöcheln über ihre Wange strich, »nur ein Narr nicht dafür sorgen würde, dass seine Lieben sicher sind, wenn Gefahr droht, egal, ob sie real ist oder eingebildet. Und ich bin sogar noch weniger ein Narr als dieser Mistkerl von meinem Halbbruder.«
Damit wandte er sich ab, um der Versuchung zu entgehen, noch mehr Gefühle zu enthüllen, die er besser für sich behalten sollte, und begann die Turmstufen hinaufzugehen, zu Marmaduke und seinen Männern.
Aber seine Frau hastete ihm nach. »Warte bitte«, rief sie und klang dabei sehr aufgeregt.
»Aye?« Er blieb auf der dritten Stufe stehen, drehte sich aber nicht mehr um.
»Zählt Robbie auch zu deinen >Lieben«, fragte sie zu seiner Überraschung.
Wieder erschien vor seinem inneren Auge das Bild des kleinen Jungen, blass und leblos, wie es den Berichten seiner Patrouille nach die Kinder seiner armen Pächter waren. Der bloße Gedanke ließ sein Blut gefrieren, bis ins Innerste erbeben und seine Hände zittern.
Herrgott noch mal, er hatte gesagt, seine >Lieben<. Genügte es ihr denn nicht, dass er es ausgesprochen hatte? War sie so blind, so taub, dass sie nicht die Wahrheit hören konnte, selbst wenn er sie ihr buchstäblich ins Gesicht geschrien hatte?
Er dachte nicht daran, es noch einmal zu sagen.
Nicht, wenn er selbst noch nicht dazu bereit war, die Worte zu akzeptieren, die seine Lippen fast wie von selbst geäußert hatten, bevor ihm überhaupt bewusst gewesen war, was er da sagte.
Er hörte sie hinter sich treten und fühlte ihre Hand auf seinem Arm. »Tut er das?«, fragte sie mit leiser, erwartungvoller Stimme. »Soll das heißen, dass du den Jungen gern hast?«
»Ist er mein Sohn?«, fragte Duncan und machte seinem inneren Aufruhr mit diesen kalten, barschen Worten endlich Luft.
»Ist das wichtig?«
Kenneths Gesicht, seinem eigenen so ähnlich, aber entstellt von einem hämischen Grinsen, verdrängte das Übelkeit erregende Bild von Robbies blutüberströmtem kleinen Körper aus Duncans Bewusstsein.
»Aye, das ist es«, sagte er und hasste es, wie sein Magen sich bei dieser Lüge umdrehte. Und er hasste sich selbst sogar noch mehr, weil er zu feige war, um zuzugeben, nicht einmal sich selbst gegenüber, dass der Junge ihm tatsächlich sehr am Herzen lag.
»Ist er mein Sohn?«, wiederholte er noch einmal seine Fragewich kann es nicht sagen«, erwiderte Linnet mit leiser Stimme, und eine tiefe Enttäuschung klang in jedem ihrer Worte mit.
Duncan stand stocksteif da, hielt seine Schultern und seinen Nacken so gerade, dass er aus Stein hätte gemeißelt sein können. Er wollte sich nicht umdrehen, um sie den Schmerz nicht sehen zu lassen, der sich in seinen Augen widerspiegeln musste.
Nach einer kleinen Ewigkeit, wie ihm schien, zog sie ihre Hand von seinem Arm zurück und ging. Er wartete, bis er sie dem jungen Thomas seine Anweisungen übermitteln hörte, und stieg dann den Rest der Treppe zu den Wehrgängen hinauf.
Galle stieg in seiner Kehle auf.
Hatte er wirklich und wahrhaftig behauptet, er sei kein Narr?
15
Ein beharrliches und ausgesprochen störendes Geräusch riss Duncan aus seinem dringend benötigten Schlaf. Entschlossen, dieses infernalische Geräusch zu ignorieren, streckte er einen Arm aus, um Linnet an sich zu ziehen, doch seine Hand berührte nur einen Strohsack statt der schlummernden Gestalt seiner Gemahlin.
»Was zum ...«, begann er, um dann aber gleich darauf erschrocken aufzuspringen, als er merkte, wo er war und sich erinnerte, warum.
Genauso schnell wurde der Ursprung des lauten Polterns offensichtlich, als zwei seiner Männer am Fuß der Turmtreppe in
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