MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
bestrebter sein würde als am Tag zuvor, sich ein bisschen mehr wie ein Clanoberhaupt vorzukommen.
***
Sir Marmaduke stand an einem der beiden schmalen Fensterschlitze in dem kleinen Vorraum und starrte auf die schiefergraue, spiegelglatte See hinaus und wünschte, die Stunden dieser seltsamen, unwirklichen Nacht wären nicht so schnell verstrichen.
Seine Dame in den Armen zu halten, während sie schlief, hatte ihn mit unbeschreiblicher Glückseligkeit erfüllt.
Doch nun kroch das kalte Grau des neuen Morgens bis in das abdunkelte Schlafzimmer hinter ihm, und seine feuchte Kälte stahl die Wunder der Nacht und machte sie zunichte, bevor ihre Saat aufgehen und gedeihen konnte.
Die Stunde der Abrechnung war gekommen, und die erste, mit der er sich zu beschäftigen haben würde, war die höchst verdächtige Pfütze mitten auf seinem Strohlager. Die nasse Stelle war ihm sofort aufgefallen, als er vor wenigen Minuten in den kleinen Vorraum ges c hl ü pft war.
Nein, nicht geschlüpft, sondern gehinkt, denn da er dem Pfützen hinterlassenden Haustier seiner Liebsten gestattet hatte, die Nacht quer über seinen Knöcheln liegend zu verbringen, waren ihm die Füße eingeschlafen.
Nicht nur einer, sondern beide gleichzeitig.
Marmaduke rümpfte die Nase angesichts des feuchten Flecks.
Der kleine Hund hatte eine sehr merkwürdige Art, seine Dankbarkeit zu zeigen, und er hätte dem winzigen Geschöpf jetzt gern mit einem bösen Blick seine Verstimmung kundgetan, aber er hatte leider wichtigere Dinge zu erledigen, die er besser in Angriff nahm, bevor sie erwachte und ihn dabei ertappte.
Es gab Dinge, die nicht für die schönen Augen einer Frau bestimmt waren.
Besonders, wenn die besagte Dame ausgerechnet diejenige war, die man zu beeindrucken versuchte.
Dementsprechend motiviert, versuchte Marmaduke, das Gefühl, als marschierten tausend nadelfüßige Insekten über seine Fußsohlen, zu ignorieren und kniete sich neben die große lederne Satteltasche, die er in Reichweite seines Strohsacks aufbewahrte.
Eine Tasche, die einige seiner kostbarsten Besitztümer enthielt.
Die Lippen zu einer schmalen Linie verzogen, kramte er in ihrem Inhalt, bis er das Gesuchte fand: einen wunderschönen, antiken Bronzespiegel, den er einst aus dem Morast eines Hochlandtorfmoors in den Highlands herausgezogen hatte, und ein etwas klobiges irdenes Gefäß mit Linnet MacKenzies spezieller Kreuzkrautsalbe.
Sie bezeichnete die leuchtend gelbe Salbe als ein Schönheitsmittel.
Er zog es vor, sie als einen Balsam gegen Narben zu betrachten.
Doch was immer es auch sein mochte, nach langen Jahren täglichen Gebrauchs hatte das hochwirksame Heilpräparat die schlimmsten Folgen seiner Narbe vermindert und seine Gesichtsmuskeln hinreichend entspannt, um die gehörig unterschätzte Fähigkeit zu lächeln wieder zu erlernen.
Obwohl er nie das gute Aussehen zurückgewinnen würde, auf das er einst so stolz gewesen war, sa h er dank der erstaunlichen Wirkung der Salbe zumindest nicht mehr wie eine Kreuzung zwischen einem Mann und einer Kröte aus.
Marmaduke schloss die Finger um den kleinen Tiegel und dachte voller Dankbarkeit an Lady Linnet.
Er ging nie ohne einen ordentlichen Vorrat von diesem Wundermittel irgendwohin, und es verging kein Tag, an dem er nicht einen Klacks dieser kostbaren Salbe auf seine entstellte Wange gab.
Heute Morgen würde er sogar zwei Klackse nehmen.
Sich für den Anblick wappnend, der ihn immer wieder deprimierte, richtete er sich auf und trug seine Schätze zum nächstgelegenen Fensterschlitz.
Den kunstvoll gearbeiteten, dreifach verschlungenen Griff des Spiegels fest in einer Hand, hi el t er seine polierte Oberfläche in das blasse Licht, das durch das schmale Fenster fiel, und begann dann, eine großzügige Portion der Kreuzkrautsalbe auf seine Narbe aufzutragen.
In zwei Tagen würde er wieder heiraten, und er brauchte alle Wunder, die er erlangen konnte, denn die gleichen Muskeln, die es ihm ermöglichten zu lächeln, ermöglichten es ihm auch, gut zu küssen.
Und er beabsichtigte, seine Dame bei der Trauungsfeier sehr, sehr gut zu küssen.
Er hatte bereits einen großen Teil ihres Vertrauens gewonnen, und sie hatte ihm sogar erlaubt, sie zu berühren.
Aber er wollte mehr.
Er wollte ihr Herz.
Und ein herzbewegender, betörender Hochzeitskuss schien ihm der beste Weg zu sein, mit der Eroberung dessen zu beginnen, von dem sie geschworen hatte, sie könne es ihm niemals geben ... ihre
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