MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
sich mit den Händen durch das Haar.
»Kruzifix! Das ist zu früh!«, brüllte er wie ein verwundetes Tier, denn eine Angst, wie er sie noch nie in seinem ganzen Leben gespürt hatte, durchströmte ihn in großen, kalten Wellen. »Heilige Muttergottes, bewahre ...«
»Gütiger Himmel, Duncan, nimm dich zusammen.« Linnet schüttelte den Kopf und lächelte.
Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln ... ihm und sämtlichen MacKenzies, die sie durch den Spalt in den Bettvorhängen anstarrten, mit verschlafenen Augen und dem gleichen Entsetzen in ihren erschrockenen Gesichtern, wie es auch die Miene ihres Ehemanns zeigte.
»Alle starren dich an«, sagte sie und zog die Bettdecke über ihre Brüste. »Du hast sie alle aufgeweckt mit deinem Geschrei, und das völlig unnötigerweise. Das Kind kommt erst in ein paar Wochen.«
»Und wach hätten sie auch längst schon sein sollen!« Er fuhr he ru m, stützte die Hände in die Hüften und starrte finster jeden an, der es riskierte, seinen Blick zu erwidern.
Starrte sie alle böse an, bis ihr Kichern ihn daran erinnerte, dass er ihnen gerade seinen nackten Körper zur Schau stellte.
Bis die Bedeutung der Worte seiner Frau die angespannte Wachsamkeit durchdrangen, die seinen Magen verkrampfte und ihn keinen klaren Gedanken fassen ließ.
Das Kind kommt erst in ein paar Wochen.
Die Worte waren wie ein kühlender Balsam für seine überreizten Nerven.
Ein wohltuender Balsam, der seine Furcht zerstreute, sie zu verlieren ... und das Kind.
Das erste, das sie so lange ausgetragen hatte, ohne es zu verlieren.
Duncan stieß einen tiefen Seufzer aus und bedachte jeden Gaffer in seinem Saal mit einem gebieterischen Blick. »Dieses Bett steht nur aus einem Grund hier«, rief er, und seine tiefe Stimme stieg bis zu der gewölbten Decke des Saals auf. »Ihr seid aus dem gleichen Grund hier - um mich zu wecken, falls meine Gemahlin versuchen sollte, es zu verlassen ... oder um eine solche Torheit zu verhindern, sollte ich nicht hier sein.«
Dann warf er einen düsteren Blick über die Schulter.
Auf sie.
Mit ihren wiederholten Versuchen, sich seinen Anweisungen zu widersetzen, würde er sich später beschäftigen - nach der sicheren Entbindung des gesunden Kinds, mit dem sie ihrer Meinung nach gesegnet waren.
Aber seine gaffenden Männer würden jetzt schon seinen Unmut kennen lernen. »Wenn ihr euch nicht für den Best eurer Tage in Sackleinen kleiden und nichts anderes als Büß und Asche essen wollt, dann legt euch au f der Stelle wieder auf eure Strohsäcke, oder wohin auch immer ihr eure Köpfe legen wollt, und achtet nicht darauf, was in diesem Betts geschieht... es sei denn, meine Gemahlin versucht erneut, es zu verlassen.«
Die Arme vor der Brust verschränkend, wartete er, bis das Gebrummel, Grunzen und Rascheln seiner Männer ein Ende fand, und dann wandte er sich wieder zu seiner Frau um, deren Augen noch immer von Tränen verschleiert waren.
Wenn das Kind nicht der Grund für ihren gefühlsseligen Gesichtsausdruck war, musste der Gedanke an einen anderen Menschen ihre Sentimentalität hervorgerufen haben. Er ahnte, um wen es sich handelte.
Um die einzige andere Person mit einem ähnlich großen - und weichen - Herz, wie Linnet selbst es hatte.
Nachdem er sich auf den Bettrand gesetzt hatte, nahm er ihre Hände in die seinen ... und verbarg seine Bestürzung über ihre feuchten, kalten Finger hinter einem gekränkten Schnaufen.
»Was ist mit dem großen Flegel?«, fragte er und empfand seine Besorgnis um seinen Freund als fast genauso lähmend, wie es seine Furcht um Linnet und das Kind gewesen war. »Hast du eine Vision gehabt? Ist er in Gefahr?«
Linnet schüttelte wieder den Kopf, denn das Lächeln, das in ihrem Herz aufstieg, schnürte ihr auch die Kehle zu und erschwerte ihr das Sprechen.
Ihr Ehemann runzelte die Stirn - ein entmutigender Anblick für jeden, der ihn nicht so gut kannte wie sie. »Wer ist es dann, an den du denkst? Deine Schwester?« In einer zärtlichen Geste, die seinen grimmigen Gesichtsausdruck Lügen strafte, strich er ihr das Haar aus der Stirn. »Ist sie in Gefahr?«
»Nur in Gefahr, ihr Herz zu verlieren«, antwortete Linnet schließlich, noch ganz überwältigt von der Freude über diese Erkenntnis. »Er hat das seine schon verloren«, fügte sie dann noch hinzu, und eine dicke Träne tropfte aus ihrem Augenwinkel.
Ihr Gemahl wandte für einen Moment den Blick ab.
Als er sie wieder ansah, schimmerte auch in seinen Augen eine
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