MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
Lieblingsschiff seines Bruders, eine schlanke, mit sechsundzwanzig Rudern bestückte Schönheit, die Perle der gesamten Flotte, wartete geduldig auf Iain. Schon halbwegs an den Strand gezogen, wimmelte es auf ihr und um sie herum nur so von Seeleuten, die sich emsig auf einen raschen Aufbruch vorbereiteten.
Eine Gruppe finster dreinblickender Besatzungsmitglieder kämpfte mit zwei Packpferden, erreichten mit ihren Versuchen, die armen Tiere dazu zu bringen, über die flache Seitenwand des Schiffs zu steigen, aber kaum mehr als ein schrilles Wiehern des Protests der Tiere.
Einfache Männer aus dem Volk, bärtig und mit nacktem Oberkörper, standen bis zur Taille in der weiß schäumenden Brandung, mit dem Rücken zur offenen See, jeder von ihnen bereit, seine ganze Kraft aufzubieten, um das Schiff in tiefere Gewässer zu ziehen und zu schieben. Andere, erfahrene MacLean sehe Seemänner, eilten geschäftig an Bord umher, als könnten sie es kaum erwarten, den Befehl des Kapitäns zu vernehmen, das große, rechteckige Segel zu hissen.
Aber Iain schenkte den hemmhastenden Männern kaum Beachtung, hörte ihr Singen und ihre Rufe kaum ... und nahm sogar noch weniger Notiz von dem eintönigen Schlagen irgendeines Seemannes auf eine metallbeschlagene Trommel. Ein deutlich ungutes Gefühl im Magen, konzentrierte er sich lieber auf die lange Reihe leeräugiger Ruderlöcher.
Jedes einzelne von ihnen schien ihn geradezu mit Blicken zu durchbohren.
Sie waren beunruhigend, diese Blicke, anklagend und kalt, aber ganz und gar nicht durchdringend.
Nein, diese ganz spezielle Heimsuchung kam aus einer viel größeren Entfernung als der des in Kürze ablegenden Schiffs.
Das zumindest wusste er.
Mit einem unterdrückten Fluch stieß er seinem Pferd die Knie in die Flanken und trieb es zu einem Galopp an, aber kaum parierte das Tier und machte einen mächtigen Satz nach vorne, fand es die gesuchte schwache Stelle.
Eine kleine, aber offenkundig sehr verwundbare Fissur in seinem Herzen, ein hauchdünner Riss nur, aber trotz allem eine schwache Stelle und so gut verborgen, dass er nie geglaubt hätte, sie könne existieren.
Aber es gab sie, und die Gewissheit erschütterte seine Sinne und setzte eine neue Welle dieses merkwürdigen Prickeins frei.
Ein Prickeln, das nicht länger kalt und drohend war, sondern warm und tröstend.
Heiß. Betörend.
Und während es ungehindert in lang vernachlässigte Regionen seines Körpers strömte, verwandelte sich das Kribbeln in eine erstaunlich angenehme Wärme. Eine gefährlich verführerische Wärme, die seinen intimsten Körperteil umkreiste ... fast so wie die sanft gekrümmten Finger einer Frau.
Nein - mehr wie die flinke Zunge einer erfahrenen Verführerin.
Einer ungemein erfahrenen Verführerin .
»Herrgott!« Iain schoss fast aus dem Sattel, als eine fast schmerzhafte Erregung ihn erfasste und sein Glied sich aufrichtete und versteifte, in einer augenblicklichen und fatalen Reaktion auf die prickelnden Hitzewellen, die seinen Unterleib durchströmten.
Und dann begann er tatsächlich im Sattel zu rutschen, schwankte für einen Moment wie wild zur Seite und verlor fast seinen Halt.
»Vor dir!«, schrie Gavin MacFie, und sein Schrei beendete den Wahnsinn.
Der Bann war gebrochen, und Iain griff nach seinem Sattelknauf und schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich wieder aufzurichten, um einem Haufen zerbrochener Fischkörbe und muschelüberkrusteter, zum Trocknen ausgelegter Netze auszuweichen.
Gavin ritt zu ihm hinüber, packte seine Zügel und brachte Iains Pferd abrupt zum Stehen. »Hast du den Verstand verloren?«, keuchte er. Seine Augen waren groß und sein Gesicht ganz blass unter den Sommersprossen. »Du wärst beinahe mitten in diesen stinkenden Haufen hineingeritten.«
Iain starrte ihn nur an und umklammerte den Sattelknauf so fest, dass die Knöchel an seinen Händen weiß hervortraten. Er hätte gar nicht antworten können, und wenn sein Leben davon abgehangen hätte ... seine Kehle war wie zugeschnürt, sein Mund fühlte sich trockener als kalte Asche an, und seine Zunge schien schlaffer und nutzloser als sein intimster Körperteil, von dem er geglaubt hatte, er sei zu nichts anderem mehr zu gebrauchen, als sich zu erleichtern.
Aye, ich habe den Verstand verloren, hätte er jetzt am liebsten laut geschrien, aber er brachte dieses Eingeständnis nicht über die Lippen, und dies verärgerte ihn noch stärker.
Er musste ganz und gar verrückt geworden sein - und sogar
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