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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Nase auf das gestoßen zu werden, was mir an die Nieren geht. Wie auch immer man das anatomisch macht.
    Der Tee hatte mich zwar wacher gemacht, ich fühlte mich aber dennoch übernächtigt. Und leider sehr dünnhäutig. Es nagte und nagte wieder dieses Gefühl in mir, dass ich mich selbst gefangen hielt. Gefangen in Konventionen, die ich für richtig zu halten gelernt hatte. Ich bin nicht gerade ein Kämpfertyp, ich passe mich lieber an, wenn man das Gebiet einzäunt, in dem ich mich bewegen darf.
    Trübe sah ich aus dem Fenster. Leichter Nieselregen, fast wie ein Nebel, ging über dem Land nieder. Der Loch Naw lag bleigrau und unbeweglich zu meinen Füßen, die Berge dahinter verschwammen in wabernden, feuchten Schwaden. Kein einladender Tag. Hätte ich vielleicht doch das Angebot von Ken Mackey annehmen sollen? Derzeit konnte man noch nicht einmal spazieren gehen.
    Oder? Ja, war ich denn aus Zucker? Ich konnte mich doch warm anziehen. Die kühle Luft würde mir bestimmt guttun.
    »Tante Henrietta, darf ich dich zwei, drei Stunden allein lassen? Ich würde gerne um den See gehen.«
    »Mh. Kann dich nicht daran hindern. Ich werde heute noch einmal ruhen, aber morgen werden wir einen Ausflug machen.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    »Und pass auf, dass du nicht ins Moor gerätst.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    Ich zog ein paar dicke Socken an und schnürte meine Joggingschuhe. Meine Regenjacke bestand aus diesem fantastischen Material, das weder Feuchtigkeit noch Wind durchließ. Sie hatte auch eine Kapuze, weshalb ich auf einen Schirm verzichten konnte. Ich machte mich auf die besagten dicken Socken.
    Vor dem Hotel brach die britische Gesellschaft zur Entenjagd auf, die elitären Alumni zum Kulturtanken. Der Regen war zu einem unbedeutenden Tröpfeln geworden, und ich bog vor der Auffahrt direkt ab und suchte mir einen Weg durch den Garten. Er war nicht besonders groß, aber hübsch angelegt. Auf säuberlich abgegrenzten Rabatten leuchteten im grauen Licht rosa Hortensien, duftende Rosen entfalteten ihre weißen und roten Knospen, dicke, dunkelblau blühende Polster grenzten Beete mit gelben Stiefmütterchen ein, und eine dunkle Eibenhecke umgab das Areal. Ich fand ein Törchen und ging über den weißen, sauber geharkten Kiesweg zu ihm hin, als ich den alten Gärtner dort entdeckte, der liebevoll einige Zweige stutzte.
    »Guten Morgen, Mr. Dougal.«
    »Guten Morgen, junge Frau. Nun, gefällt es Euch bei uns?«
    »Es ist schön, und meine Tante hat sich schon fast wieder erholt.«
    »Sie war krank? Das tut mir leid. Ist es schlimm?«
    »Eine Magenverstimmung zuerst, die sie aber überwunden hat. Leider traf sie gestern ein Golfball an der Schläfe. Sie hat eine dicke Beule und starke Kopfschmerzen.«
    »Nun, dann ratet ihr, sie möge ein wenig in den Garten kommen. In ihm findet man Ruhe und Heilung.«
    »Ich habe ihr wenig zu raten«, entgegnete ich mit einem kleinen Kichern.
    »Sie ist streng mit Euch?«
    »Ja und nein. Nur, ich bin noch immer ein Kind für sie. Aber es ist auch egal. Ich werde ihr trotzdem sagen, wie schön der Garten ist. Vielleicht kommt sie dann doch herunter. Sie liebt nämlich Pflanzen und Blumen sehr.«
    Arthur Dougal nickte versonnen, aber dann drehte er sich abrupt um, und seine hellen Augen sahen mich fest an.
    »Ihr wollt heute spazieren gehen?«
    »Ja, sicher. Ich kann nicht den ganzen Tag drinnen sitzen, nur weil es ein bisschen feucht ist.«
    »Nein, das kann man nicht. Wartet, ich öffne Euch das Tor.«
    Er richtete sich mit einer für sein Alter und seine Größe überaus geschmeidigen Bewegung auf und drehte den Schlüssel in dem Eisentor um.
    »Meidet das Moor, mein Kind. Das Moor ist tückisch, besonders im Nebel. Aber das wisst Ihr ja.« Er sah mich noch einmal seltsam intensiv an unter seinen dichten Brauen. »Kennt Ihr den Henge, den alten Steinkreis, schon?«
    »Nein. Gibt es hier einen?«
    »Hinter der Ruine ist ein alter Hain. Folgt dem schmalen Pfad, dann findet Ihr die tanzenden Maiden.«
    Ich hatte bereits einen Steinkreis mit der Reisegesellschaft zusammen gesehen, und der hatte den Wunsch in mir geweckt, einen solchen einmal ohne belehrende Führung zu erleben. Darum bedankte ich mich herzlich für den Hinweis.
    »Geht, Kind. Aber lasst Euch nicht von den Schatten verleiten und seid höflich zu der Alten dort. Schaut auf die Uhr und kommt um die Mittagszeit zurück.«
    Ich versprach es, auch wenn mir seine Bemerkung nicht ganz klar war. Es reizte mich plötzlich, zum Hain zu

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