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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Henge geschaffen hatte.
    Aber dann ließ mich ein rauer Schrei auffahren, und der Schatten eines großen Raubvogels zog über mir dahin.
    Die Sonne hatte die Nebel aufgelöst, aufgesogen mit ihrer mittäglichen Wärme, und sie stand inzwischen hoch am Himmel. Erst in diesem Moment erinnerte ich mich mit Erschrecken an den Rat des alten Gärtners, auf die Uhr zu sehen. Ich holte es nach, und das Ergebnis ließ mich die Beine in die Hand nehmen.
    Ein bisschen Sport am Mittag konnte nicht schaden. Joggen war das Einzige, was ich in dieser Hinsicht betrieb, und das auch noch unregelmäßig. Also schnaufte ich schon gewaltig, als ich an der Ruine vorbeikam. Ich legte eine Gehpause ein, dann trabte ich weiter. Aber die Anstrengung tat mir gut. Das würde ich mir merken müssen, wenn ich zukünftig wieder einmal allzu tief in fremde Welten eindrang.
    Als die Mauern von Drumnadruid Castle auftauchten, war ich wieder ganz in der Gegenwart und wappnete mich gegen die Vorhaltungen von Tante Henrietta. Immerhin waren aus den zwei, drei Stunden inzwischen vier geworden, und sie hasste Unpünktlichkeit.
    Erstaunlicherweise traf mich nur ein milder Tadel.
    Sie hatte auch ohne meinen Hinweis den Garten gefunden und saß nun auf einer Bank. In der Hand hielt sie ein Buch über schottische Wildblumen. Natürlich. Im Gegensatz zu mir hat sie einen grünen Daumen. Sie ist Spezialistin dafür, Jämmerlinge aufzuziehen. Oft habe ich sie aus dem Supermarkt halb eingegangene Topfpflanzen mitbringen sehen, die sie dann mit irgendwelchen Nährflüssigkeiten und leise gegrummelten Worten aufpäppelte. Die Pflanzen dankten es ihr mit einem gesunden Wachstum und entfalteten sich zu neuer Pracht. Bei mir verlief dieser Vorgang in umgekehrter Reihenfolge. Stellte man mir einen saftigen Efeu ins Zimmer, bekam er binnen Kurzem gelbe Blätter, Spinnmilben oder Läuse. Tante Henrietta warf mir vor, ich sei einfach zu unaufmerksam und verträumt, um mich verantwortungsvoll um Pflanzen zu kümmern. Damit mochte sie im Recht sein.
    »Du hast dich verirrt, nehme ich an?«, fragte sie, als ich mich, noch immer schwer atmend, zu ihr setzte. »Wieder, ohne auf den Weg zu achten, herumgelaufen?«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    »Aber es hat dir gutgetan. Du hast eine gesunde Farbe bekommen.«
    »Ja, Tante Henrietta. Aber du siehst auch besser aus. Was machen die Kopfschmerzen?«
    Sie hatte ihre kurzen grauen Locken, die sie ansonsten straff zurückgebürstet trug, etwas weniger streng in die Stirn frisiert, vermutlich um den hübschen blauen Fleck zu verdecken, der ihre Schläfe schmückte.
    »Ganz erträglich. Geh hinein und sieh, ob du noch etwas zu essen bekommst. Du bist zu dünn, du kannst es dir nicht leisten, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen.«
    »Ja, Tante Henrietta.«
    Als sie es erwähnte, begann mein Magen zustimmend zu knurren. Also kümmerte ich mich darum, einen Happen zu bekommen.
    Gestärkt schlenderte ich am späteren Nachmittag in die Eingangshalle zurück, um in den dort ausliegenden Reiseführern zu blättern. Irgendeine Beschäftigung brauchte ich, um nicht von der Langeweile überwältigt zu werden. Vielleicht entdeckte ich einen Hinweis auf Beschäftigungsmöglichkeiten für so unsportliche Einzelgänger wie mich.
    Etwas verwundert war ich, als ich Ken Mackey ebenfalls dort herumlungern sah.
    »Hallo!«, grüßte ich ihn kurz.
    »Oh, Sie haben sich aus der Krankenpflege fortgestohlen?«
    »Und Sie sind nicht auf Besichtigungstour?«
    »Nein, ich hatte noch zu arbeiten.«
    Typisch! Diese Industrie-Schauspieler mussten auch ständig damit angeben, wie wichtig sie waren. Vor allem im Urlaub.
    »Ich dachte, Sie machen hier Ferien«, konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Oh, dachte ich auch. Mein Chef ist leider anderer Meinung.«
    »Vielleicht hätten Sie Ihr elektronisches Spielzeug zu Hause lassen sollen. Im Hotel gibt es nur ein Telefon mit Schnur und Münzeinwurf.«
    »Und wenn ich zurückkomme, darf ich feststellen, dass mein Kollege befördert worden ist.«
    »Oder die Kollegin?«
    »Noch schlimmer«, grinste er.
    »Und? Hätte sie es nicht verdient?«
    Aber er wurde wieder ernst.
    »Sie haben keine Ahnung, wie es in einem anspruchsvollen Job zugeht.«
    Ich merkte eine gewisse Gereiztheit über diese Bemerkung bei mir aufkommen. Warum ärgerte mich das nur so, von ihm ständig unterschätzt zu werden? Ich funkelte ihn an, ohne darauf zu antworten.
    »Hey, Sie spitzen schon wieder Ihren Giftzahn. Was habe ich falsch gemacht?«
    »Sie nehmen

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