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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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möchte«, spöttelte Gina. »Er sieht sich gerne in der Rolle, alten Damen über die Straße zu helfen, John-Tom. Du kannst ihm das ganz und gar überlassen.«
    »Sie würden eine alte Dame wahrscheinlich lieber unter ein Auto stoßen, wenn sie Ihnen auf dem steilen Weg zur Karriere in die Quere kommt«, zischte ich sie an.
    »Beruhigen Sie sich, Giftzahn«, sagte Ken in besänftigendem Ton. »Sehen Sie, dort machen sie schon das Motorboot bereit. Ich habe im Hotel angerufen.«
    Es kochte noch immer in mir, wenn auch auf kleinerer Flamme.
    »Übrigens heiße ich Kenneth Mackey und nicht Sieschon-wieder. Aber lassen wir das. Wir gehen jetzt.«
    »Ken, du bist reif für die Tapferkeitsmedaille. Unter feindlichem Golfballbeschuss rettete er...«
    »Gina, es reicht!«
    Ken hörte sich in der Tat ein bisschen erbost an. Ich sah dennoch keine Veranlassung, mich meinerseits vorzustellen, sondern machte auf dem Absatz kehrt, um zu Tante Henrietta zurückzulaufen. Vom See her hörte man bereits das Brummen des Bootes, das Kurs auf die Anlegestelle am Golfplatz nahm.
    Tante Henrietta schlug die Augen auf, als ich neben ihr kniete.
    »Was... was ist passiert? Oh, mein Kopf...« Sie tastete vage nach der Schläfe und entdeckte die dort sich bildende Beule.
    »Du bist von einem Golfball getroffen worden und umgekippt.«
    »Golfball?«
    »Ja, wir sind doch hierhin zum Golfplatz spazieren gegangen.«
    »Oh, stimmt. Hilf mir, ich will mich setzen.«
    »Nein, du bleibst liegen.«
    »Widersprich mir nicht, Margita. Hilf mir hoch.«
    Ich brauchte ihr nicht zu widersprechen, als sie den Oberkörper aufrichtete, wurde ihr offensichtlich so schwindelig, dass sie freiwillig liegen blieb.
    »Auf diesem Urlaub liegt ein Fluch!«, stöhnte sie mit einem grimmigen Blick. Es war sehr unverschämt von mir, sie in dieser Lage zu verspotten, aber ich konnte einfach nicht anders.
    »Wie man eben von dem Schloss sagt.«
    »Margita!«
    »Schon gut, Tante Henrietta. Gleich kommen zwei edle Samariter, die helfen werden, dich auf das Boot zu tragen.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Möchtest du hier liegen bleiben? Ich denke, es ziehen bald ziemlich dunkle Wolken auf.«
    Die beiden Männer aus dem Boot standen neben mir, und auch Ken Mackey hatte sich zu uns gesellt.
    »Kommen Sie, Madam, wir bringen Sie zum Hotel zurück.«
    »Helfen Sie mir aufstehen. Ich kann allein gehen.«
    »Tante Henrietta, du kippst nur wieder um«, wagte ich einzuwenden.
    »Lass das mein Problem sein.«
    Na gut, sie ist ein zähes altes Huhn. Sie schaffte es doch wirklich, sich mit der Kraft des Stolzes aufrecht zu halten. Halb stützend, halb tragend, bugsierten die Männer sie zum Bootssteg.
    Ich folgte ihnen, und komischerweise blieb auch der smarte Herr Mackey an meiner Seite.
    »Ich habe die Rezeption beauftragt, sofort einen Arzt anzurufen. Ich hoffe, es hat sie nicht ernsthaft getroffen. Ein Golfball ist ein ganz schön hartes Geschoss.«
    »Erzählen Sie das Ihrem hilfsbereiten Freund. Ich weiß das. Und nun lassen Sie uns bitte allein.«
    »Ja, natürlich. Aber ich kann Sie doch nicht ständig Giftzahn nennen. Verraten Sie mir bitte Ihren Namen.«
    »Margita May«, beschied ich ihn kurz und sprang ins Boot. Die Männer hatten Tante Henrietta auf zwei Sitze gelegt und mit einer Decke zugedeckt. Ich setzte mich zu ihr, damit sie durch das Geschaukel nicht auch noch von ihrem Lager rutschte.
    Die Fahrt über den See hätte bei einer anderen Gelegenheit wundervoll sein können. Das Wasser war glasklar, und in den kleinen Wellen glitzerte das Licht. In diesem Moment war ich allerdings nur erleichtert, als wir an der Anlegestelle ankamen und uns in den Jeep setzen konnten, der zum Hotel fuhr.
    Der Arzt, ein großer, kräftiger Mann, dem man zutrauen konnte, auch schon mal die Trümmer einer Hochland-Schlägerei aufzuräumen, wartete auf uns. Wir erregten ein ungebührliches Aufsehen, als er ohne Umschweife Tante Henrietta auf die Arme nahm und die Treppe hochtrug, denn leider beobachteten uns ausgerechnet die Damen Fitzgerald und wollten sofort alle Einzelheiten des tragischen Unfalls erläutert haben. Ich bat sie, um der Leidenden willen, sich zurückzuhalten, und wunderbarerweise taten sie es auch.
    »So, na, das ist eine prrrächtige Beule«, grollte der Arzt mit rollendem Rrr. »Sind Sie eine Verrrwandte?«
    »Ja, Herr Doktor.«
    »Dann wollen wir die Patientin zu Bett bringen.«
    Noch nie in meinem Leben hatte ich Tante Henrietta derart fügsam erlebt. Aber gegen den

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