Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
bestehend. Dabei hatte es außer höflicher Konversation über die Sehenswürdigkeiten und die üblichen Sticheleien wenig Unterhaltsames für mich gegeben. Sollte sich diesmal vielleicht sogar etwas wie ein milder Flirt entwickeln? Und das auch noch mit einem Mitglied der von mir so wenig geschätzten Gruppe der dynamischen jungen Manager?
    Beflügelt von diesem Gedanken, suchte auch ich mein Zimmer auf, um mich ungewöhnlich intensiver Pflege hinzugeben.

Elektronischer Spuk
    Ich genoss regelrecht das Untätigsein. Nach dem nächtlichen Erfolg levitierte ich an meinen Lieblingsdachsparren und hielt Zwiesprache mit den Spinnen. Sie nahmen mich zwar auch nicht wahr, doch sie erschienen mir immer noch ein besseres Gegenüber als nur eine einfache Wand. Es ist zwar schon über zweihundertfünfzig Jahre her, seit ich meinen Pelz verloren habe, aber darunter, dass ich nicht schlafen kann, leide ich noch immer.
    Am Nachmittag überwältigte mich schließlich die Langeweile, und ich suchte nach einem neuen Betätigungsfeld. Spukhaftes Erscheinen war zu dieser frühen Stunde noch nicht angebracht, aber meine neuen Fähigkeiten konnte ich noch etwas verfeinern. Ich spähte mir ein Opfer aus. MacDuffnet machte Kasse. Ein elektronisches Ding, das auf mein zartes Antippen mit einem freundlichen »Ping!« aufsprang.
    Er knallte die Schublade wieder zu, bevor ich untersuchen konnte, was darin war. Das Spielchen wiederholten wir so lange, bis er zornig einen Stecker aus der Wand zog. Danach bekam ich kein Kribbeln mehr in die Pfote, und die Kasse blieb dicht. Na gut, sehr erheiternd war das nicht. Bedauerlicherweise war die ganze Truppe junger Männer ausgeflogen. Schade, die hatten nämlich jede Menge kribbelnden Spielkram dabei.
    Alle? Nein, einer war da, und der telefonierte heftig. Gleichzeitig lief der Computer, und er tippte, das Handy unters Kinn geklemmt, Daten ein. Das war ein weites Feld.
    Ich lauschte einen Moment lang, worum es ging, um besonders wirkungsvoll eingreifen zu können.
    »Ja, natürlich, Herr Dr. von Ermesmühle. Diese Situation können wir auch simulieren. Zu welchem Wert soll das Unternehmen denn angesetzt werden?«
    Das Handy quakte eine Zahl hervor, die hektisches Tippen zur Folge hatte.
    »Würde das Jahresergebnis um drei Prozent verbessern, wenn man die Gesamtbetrachtung wählt.«
    Ich wählte stattdessen den Pfotenstipp in Richtung Bildschirm, worauf der anfing zu flackern. Nichts Ernsthaftes zunächst. Spuk muss sich langsam steigern, um die maximale Wirkung zu erzielen.
    »Entschuldigen Sie, Herr Dr. von Ermesmühle. Wir haben hier manchmal kleine Störungen in der Elektronik.«
    Ich zog meine Pfote zurück, das Bild stabilisierte sich.
    »Nein, kein Nordlicht. Oder vielleicht doch, ich weiß es nicht. Für den Geschäftsbereich Touristik wollten Sie die Prognose? Augenblick.«
    Er tippte - ich tippte.
    Zwei Kampfflugzeuge schossen mit irrem Kreischen aufeinander zu und explodierten unter Ausnutzung des gesamten Soundspektrums. Nett.
    »Ken, ist Ihnen etwas passiert?«, quäkte es aus dem Hörer. »Das klingt ja furchtbar.«
    »Nein, alles in Ordnung, Herr Dr. von Ermesmühle. Das ist nur wieder so eine seltsame Erscheinung in meinem Laptop. Das kommt und geht. Gleich bin ich wieder im Programm.«
    Ich nahm die Pfote aus dem Kribbelfeld, und - schwups - war das Bild wieder da. Dann begab ich mich auf die andere Seite von Ken und geriet in ein zweites Kribbelfeld. Ah, das Telefon funktionierte auf dieselbe Weise. Ob man damit auch diese traumhaften Ergebnisse erzielen konnte? Ich näherte mich vorsichtig.
    »So, ich habe das Ergebnis, Herr Dr. von Ermesmühle. Der Geschäftsbereich Touristik würde, unter Beibehaltung der anderen Prämissen, eine Ergebnissteigerung von sechseinhalb Prozentpunkten erzielen. Ist Ihnen mit der Information geholfen? Oder soll ich die andern Konditionen auch anpassen?«
    »Die aktuelle Zeit ist achtzehn Uhr, vier Minuten und fünf Sekunden.«
    »Bitte?«
    Ken starrte den Hörer fragend an.
    »Die aktuelle Zeit ist achtzehn Uhr, vier Minuten und zehn Sekunden.«
    »Will mich da wer verarschen?«
    »Die aktuelle Zeit ist achtzehn Uhr, vier Minuten und fünfzehn Sekunden.«
    »Verdammt noch mal!« Ken tippte auf dem Gerät herum, und ich schlug einen Purzelbaum vor Vergnügen. Das wurde immer feiner.
    »Herr Dr. von Ermesmühle, wir sind leider unterbrochen worden. Haben Sie meine letzten Daten noch verstanden?«
    »Gehört, aber nicht verstanden. Sie sagten mir die Zeit

Weitere Kostenlose Bücher