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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dösend in der Sonne. Sie hatten uns noch nicht bemerkt.
    Überhaupt war es seltsam still und drückend. Die Luft wirkte in der Mittagssonne wie Glas. Durchsichtig, doch wie mit Schlieren durchzogen. Nicht richtig hell, nicht richtig dunkel war es. Der alte weißhaarige Mann sprang von der Bank auf und sah mich an. Sein verwittertes Gesicht war gezeichnet von Narben und einem harten, lieblosen Leben. In seinen blutunterlaufenen Augen glomm ein wilder Funke. Seine mächtigen Schultern hoben sich, er ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit ohnmächtiger Wut auf den Kaminsims ein.
    »Margita? Margita! Hey, was ist?«
    Ken hatte mich am Arm genommen, weil ich auf weichen Knien schwankte. Hätte er mich nicht gehalten, wäre ich vornübergefallen.
    »Entschuldige... Das... das Wetter...!«
    »Kreislaufbeschwerden?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Komm, setz dich dort drüben hin.«
    Vorsichtig führte Ken mich zu einer Steingruppe.
    »Es ist wirklich seltsam hier, weißt du. Einen Moment lang habe ich geglaubt, in dieser Ruine spuke es wirklich. Mir sträubten sich nämlich plötzlich sprichwörtlich die Haare.«
    Ich hatte mich wieder einigermaßen gefangen und hörte mit Erstaunen Kens Schilderung. Sollte er etwa auch...?
    »Es ist nicht direkt ein Spuk, Ken. Es ist eher so etwas wie eine Erinnerung«, versuchte ich vorsichtig.
    »Du hast das auch gespürt?«
    »Ich spüre so etwas häufiger. Nicht nur spüren, ich … ich kann das manchmal auch sehen.«
    »Wahnsinn! Und was ist das? Sind es irgendwelche Halluzinationen, die wir gehabt haben?«
    »Ich weiß nicht genau, was es ist. Aber - nun, ich denke, wir hinterlassen unser ganzes Leben lang Spuren in der Welt. Und ganz besonders heftige Gefühle verursachen auch besonders tiefe Spuren. Ich habe eben einen alten, sehr zornigen Mann gesehen. Er war so wütend, dass er den Kaminsims zertrümmert hat. Ich hätte ihm nicht gerne zu Lebzeiten begegnen mögen.«
    Ken sah mich nachdenklich an. Aber er schien mich nicht gleich für eine komplette Spinnerin zu halten.
    »Jähzorn und Wut, stimmt, so ähnlich war das Gefühl, das mir eben Angst eingejagt hat. Nun ja, diese Highlander waren nicht eben als sanfte Lämmlein bekannt, nicht?«
    »Nein, sie hatten einen recht strengen Ehrbegriff. Und verletzter Stolz führt oft zu großer Wut. Dies hier ist ein Gebäude gewesen, in dem viele Generationen gelebt haben, geboren wurden und gestorben sind. Natürlich sind hier heftige Gefühle aufgetreten. Aber, warte mal, Ken. Ich habe noch etwas gesehen.«
    Die Luft war immer noch stickig, aber mir ging es inzwischen wieder besser. Ich ging zu der Stelle, wo sich der Kamin befunden hatte, und tastete die verbliebene Umrandung ab. Moos war über die Mauern gewachsen, feine Wurzeln hatten sich in Risse und Spalten gezwängt, Blättchen und Blüten rankten sich um geborstene Steine.
    »Hast du ein Taschenmesser dabei?«
    »Nein, ich bin ein schlechter Pfadfinder. Kannst du das gebrauchen?«
    Er reichte mir einen spitzen Stein. Mit diesem Hilfsmittel kratzte ich an einer Stelle am Kaminsims das Moos ab. Und richtig, meine Vermutung bewahrheitete sich. Nach und nach zeigte sich die Steinmetzarbeit darunter.
    »Zwei Wölfe... Gut gemacht, Margita. Es ist das gleiche Wappen wie auf dem Breitschwert in der Halle.«
    »Ja, nicht wahr. Ich denke, das Schwert stammt von hier. Es wird das Wappen der MacLeods sein. Und der zornige Alte war vermutlich einer der Chieftains.«
    »Hochachtung, Margita. Mit deinen Fähigkeiten wärst du die ideale Gefährtin für jeden archäologischen Sineologen.«
    »Mit oder ohne Pandabären?«
    »Entschuldige.«
    Ken stand vor dem Kamin und fuhr nachdenklich das Wappen mit den Fingern nach.
    »Du sagtest, die MacLeods seien ausgelöscht worden?«
    »So berichtet man.«
    »Mh. Mir kribbeln die Finger.«

Nächtliche Pläne
    Es interessierte mich als Kater natürlich stark, was mit dem verletzten Kätzchen passiert war. Nachdem sich meine Wut auf diesen niederträchtigen MacDuffnet verflüchtigt hatte, konnte ich mich sogar darüber amüsieren, zu welchen ungeheuren Taten ich in der Lage war. Es gab mir fast ein Gefühl von Körperlichkeit. Dabei hätte ich das schon viel früher haben können, wäre nicht dies Unbehagen gegenüber diesen Kribbelfeldern gewesen. Mein dummes Vorurteil entstand, als man vor Jahren Leitungen in die Wände gelegt hatte und ich vor diesem komischen Mauseloch im Mauerwerk saß, aus dem keine Maus kam. Natürlich musste ich meine Pfote

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